Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
ein paar Kartons und noch etwas Valium besorgt, und nach Mitternacht bin ich in meine Wohnung zurück und hab mich ans Packen gemacht. Ich hab nur das Nötigste mitgenommen – die Möbel musste ich dalassen, aber das war schon okay, das meiste davon war sowieso nicht bezahlt.
    Ich war also grad am Packen, als Phil aufkreuzte.
    Mitten in der Nacht?
    Ja, ich hab es Ihnen doch gesagt, er hatte einen sechsten Sinn dafür, wann ich ihn brauchte. »Phil«, sagte ich, »ich glaub, ich hab richtig Mist gebaut.« Und er: »Tja, ich hab ja versucht, dich zu warnen …« Und dann saß er bloß so da und machte ein trauriges Gesicht, und da hab ich mich nur noch mehr beeilt mit dem Packen. Bei Sonnenaufgang war ich fertig, und knapp zwei Stunden später war ich in Bodega Bay. Ende der Geschichte.
    Haben Sie das Krankenhaus nicht angerufen, um zu erfahren, was aus dem Jungen geworden ist?
    Wenn man sich wie ein anständiger Mensch verhält, ist es kein Fall für Malefiz . Ich hatte mir die Sache folgendermaßen zurechtgelegt: Sieht man von Officer-Friendly-Typen ab, sind Bullen in aller Regel faul, und mich bei Carlotta aufzuspüren wäre vermutlich so mühsam gewesen, dass sie sich die Mühe nur gemacht hätten, wenn der Junge starb. Also folgte daraus: Wenn ich von den Bullen nichts hörte, dann ging’s ihm gut … Und ich habe nichts von ihnen gehört. Selbst als ich wieder in S. F. war – klar, ich hatte wieder ein paar Zusammenstöße mit der Polizei, aber die Sache mit dem Straßenprediger ist nie erwähnt worden. Also hab ich mir gesagt, dass ich noch mal davongekommen war und dass mir das eine Lehre sein würde.
    Und, war es das?
    Hey, nach dem Erlebnis? Es hat anderthalb Jahre gedauert, bis ich überhaupt wieder Sex hatte, und dann war der Typ fünfunddreißig – und reif für sein Alter.
    Also wie gesagt, ich gratulierte mir zu meinem Glück, und das Leben ging weiter. Ich versuchte zu vergessen, dass es jemals passiert war, Sie wissen schon. Aber Panopticon vergisst nie. Die Jungs übersehen viel oder legen es falsch ab, aber wenn sie einmal etwas wissen, dann vergessen sie es nie wieder … Und wenn die einem irgendwann die Wahrheit vor den Latz knallen, dann klingen alle Ausreden, die man für ach so gescheit gehalten hat, nur noch wie der Haufen Bockmist, der sie tatsächlich sind.
    Also beendete ich meine Geschichte und stand dann einfach so da und starrte auf die Videowand – Owen Farleys Bild nahm jetzt den ganzen Bildschirm ein –, während ich darauf wartete, dass Dixon seinen Urteilsspruch verkündete. Aber Dixon wartete ebenfalls, den Blick zwar in meiner Richtung, aber auf einen Punkt fixiert, der knapp einen Zentimeter vor seinem rechten Auge war. Der kleine Computerbildschirm flackerte wie verrückt, und mein Handgelenk kribbelte so stark, dass ich überhaupt kein Gefühl mehr in der Hand hatte.
    Und so platzte ich schließlich einfach raus: »Hab ich ihn umgebracht?«
    »Ihn umgebracht?«, sagte Dixon. »Das ist eine interessante Wortwahl.«
    »Es ist die richtige Wortwahl. Sie haben es selbst gesagt, ich war fahrlässig. Ich hätte es besser wissen sollen. Wenn er also tot ist, geht das auf meine Kappe. Wenn er irgendwo im Koma liegt oder in einer Psycho-Anstalt eingesperrt ist, geht das ebenfalls auf meine Kappe. Ich akzeptiere meine Verantwortung, okay? Keine Ausflüchte … Also was immer Sie mit mir vorhaben, tun Sie’s.«
    Sekunden vertickten , und ich spürte ein neues Kribbeln, diesmal am Hinterkopf. Ich dachte: Dorthin wird er schießen, der andere Bad-Monkeys-Agent, der sich in diesem Moment von hinten an mich ranpirscht und nur noch auf Dixons Nicken wartet. Ich versuchte, mich innerlich bereitzumachen.
    Und dann klingelte ein Handy, und der Bann war gebrochen. Dixon schürzte verärgert die Lippen und zog das Handy aus der Tasche. »Ja?«, sagte er. »Ach, Sie sind’s … Ich wusste nicht, dass Sie die Sitzung mitverfolgen …Ja, ich sehe mir gerade die Ergebnisse an. Ich muss gestehen, dass ich sie nicht eindeutig finde, aber ich wollte noch … Tatsächlich … Tatsächlich … Liegt ein Faktor vor, von dem ich nichts weiß? … Tatsächlich … Tja, es wäre von Vorteil gewesen, wenn mir das vorher bekannt ge - … Ja, ich verstehe … Natürlich ist es Ihre Entscheidung, aber fürs Protokoll möchte ich festhalten, dass ich es trotzdem nicht für klug halte …Ja … Ja … Wie Sie möchten …«
    Er klappte sein Handy zu, wandte sich dann ab und drückte eine Taste des Laptops.

Weitere Kostenlose Bücher