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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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»Sie denken schon?«, und ich: »Ich mein, ja – jetzt beeilen Sie sich einfach, okay?« Und sie, jetzt mit so einem skeptischen Unterton: »Wie lautet die Apartmentnummer?«, und ich sag zu ihr: »Machen Sie sich darum keinen Kopf. Sagen Sie den Sanitätern, ich erwarte sie unten auf der Straße.« Und bevor sie Einwände machen konnte, hab ich aufgelegt.
    Das Krankenhaus war bloß sechs Blocks entfernt, ich hatte also praktisch null Zeit. Zum Glück hatte sich der Junge wenigstens wieder angezogen, bevor er die Pillen eingeschmissen hatte, und ich dachte: So werden die sich nicht gleich denken, was wir getrieben haben. Ich vergaß bloß die Kleinigkeit, dass ich nicht angezogen war … Ich wickelte ihn in eine Decke und schleifte ihn dann so hinter mir her – tragen wäre absolut nicht drin gewesen –, und auf dem Weg aus dem Schlafzimmer bin ich gegen die Kommode geknallt. Aller mögliche Kram ist runtergefallen, darunter eine Valium, die er übersehen hatte. Ich dachte mir, ich würde die mit Sicherheit gleich brauchen können, und hab sie sofort eingeschmissen.
    Dann hab ich ihn aus der Wohnung gezogen und drei Treppen runter. Ich muss ihm dabei die Hacken und das Steißbein ganz schön lädiert haben, aber da war nix zu machen – ich hatte genug damit zu tun, darauf zu achten, dass er sich den Kopf nicht einschlug, und auf jedem Treppenabsatz musste ich Zwischenstopp machen und nachchecken, ob er auch nicht seine Zunge verschluckt hatte. Dann, auf dem vorletzten Absatz, macht es plötzlich schnapp, und eine Wohnungstür geht auf, und diese alte Ukrainerin, die mich immer so schief anguckte, kommt raus, um zu sehen, was der ganze Lärm sollte. Und ich, mittlerweile kilometerweit jenseits von Gut und Böse, ich hab sie bloß angelächelt und gesagt: »Allergischer Anfall … Arzt ist schon unterwegs … Kein Grund zur Sorge!« Oder was in der Art. Da hat sie so eine, na, abwehrende Geste mit beiden Händen gemacht und die Tür wieder zugeschlagen.
    So hab ich den Jungen bis runter in den Flur geschafft – ich hatte mittlerweile höllische Rückenschmerzen –, und natürlich war der Rettungswagen schon da, und die Sanitäter redeten mit dem Hausmeister von gegenüber. Ich hab den Jungen auf die Treppe rausgeschleift und hab gerufen: »Hey! Hier drüben!«, und alle haben sich nach mir umgedreht, ich spürte so eine frische Brise, und da ging mir erst auf, dass ich immer noch bloß meinen Kimono anhatte, und der flatterte vorne auseinander, und ich denk: Na großartig!
    Die Sanitäter kamen angerannt. Sie packten den Jungen aus, fingen an, ihn durchzuchecken, und es gab wieder so ein Frage-und-Antwort-Spiel: »Was hat er genommen? Was hat er genommen?« Der eine Sanitäter wollte bloß den Jungen retten, und das fand ich gut, dass er mich kaum beachtet hat. Der andere aber, der war älter, Stoppelbart, und er hat mich beachtet, und er war stinksauer. Er sagte: »Warum haben Sie der Zentrale eine falsche Adresse angegeben? Sind Sie zu high , um sich zu erinnern, wo Sie wohnen, oder haben Sie bloß Angst?« Und ich: »Ich wohn nicht hier«, und er: »Ach nee.«
    Dann sagte der andere Sanitäter – er hatte den Jungen mit dem Stethoskop abgehorcht: »Wir müssen sofort fahren!« Also haben sie den Jungen auf eine Trage gelegt, und mir war klar, ich hätte jetzt am besten die Klappe halten und mich unsichtbar machen sollen, aber wie die ihn hinten in den Rettungswagen schoben, fragte ich: »Wird er wieder?« Und der stinkige Sanitäter hat mich wieder beachtet und gesagt: »Möchten Sie mitfahren ins Krankenhaus? Oder möchten Sie sich lieber verstecken? « Und ich hab meinen Kimono zusammengehalten und gesagt: »Ich müsste mir was anziehen …« Und er: »Was Sie nicht sagen.«
    Dann sind sie in den Rettungswagen gestiegen, und wie sie wegfuhren, hab ich gesehen, dass der stinkige Sanitäter ins Funkgerät sprach, und ich sag mir: Wenn die Ukrainerin die Bullen noch nicht angerufen hat …
    Ich bin wieder nach oben geflitzt und hab mich angezogen. Ich hab eine Plastiktüte genommen, so viel wie möglich vom Marihuana zusammengekehrt und eingetütet und dann Tüte und Drogenbunkerschachtel ganz hinten in meinem Wandschrank verstaut. Dann bin ich aus dem Haus – ich meinte, eine Sirene zu hören, also hab ich die Feuertreppe genommen – und bin fürs Erste draußen geblieben.
    Ich rief Carlotta an und fragte, ob’s okay wäre, wenn ich ein paar Tage früher käme. Sie sagte: Klar. Also hab ich mir ein Auto,

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