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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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noch angerührt hätte, nachdem ich diese Geschichte gehört hatte. »Gehen wir nach nebenan. Wir werden über Strategie sprechen … und sehen, was wir wegen Ihres Bruders alles nicht tun können.«
Weißes Zimmer ( vii )
     
    Auf dem Tisch im wei ß en Zimmer liegt eine Letzte Requisite.
    »Woher haben Sie das?«, sagt sie.
    »Von Officer Friendly.«
    »Sie haben ihn ausfindig gemacht?«
    »Es war nicht schwer«, sagt der Arzt. »Er ist nicht mehr im aktiven Dienst, aber er bezieht eine Pension, also ist seine Adresse gespeichert. Ich dachte, es könnte sich lohnen, ihn zu kontaktieren. Die meisten Polizisten, die ich kenne, haben eine Handvoll Fälle, die ihnen, auch wenn sie offiziell abgeschlossen sind, ein Leben lang keine Ruhe lassen. Bei Officer Friendly hatte ich so eine Ahnung, dass Ihr Fall dazugehören könnte.«
    Misstrauisch jetzt: »Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Sie wissen ja, dass Ihre Mutter Ihnen, selbst nachdem sie von John Doyle erfahren hatte, weiterhin die Schuld an der Entführung Ihres Bruders gab. Und sie warf Ihnen nicht nur vor, verantwortungslos gehandelt zu haben: Sie war davon überzeugt, Sie hätten Ihren Bruder an jenem Tag ganz bewusst in der Gartenanlage im Stich gelassen, so wie Sie ihn schon vorher viele Male im Stich gelassen hatten, in der Hoffnung, dass ihm etwas zustoßen würde.«
    »Meine Mutter hatte sie nicht mehr alle.«
    »Sie hat einige haarsträubende Dinge behauptet. Der Sozialarbeiter hielt sie für paranoid, und Officer Friendly war geneigt, sich seinem Urteil anzuschließen, aber sein Streifenbeamteninstinkt riet ihm, ihre Aussage nicht so schnell als Unsinn abzutun. Als er sich also erbot, Sie zu Ihrem Onkel und Ihrer Tante zu fahren, tat er es nicht bloß aus Freundlichkeit – er wollte auch mehr Zeit mit Ihnen verbringen.«
    »Dieser Dreckskerl … Er glaubte wirklich, ich hätte gewollt, dass Phil entführt wird?«
    »Er war sich nicht sicher. Und das machte ihm zu schaffen. Leider hat die Autofahrt keine Klärung gebracht. Er sagte, Sie wirkten wie ein normales Mädchen, wenn auch eins mit erheblichen Problemen – ein Mädchen, das gedankenlos gehandelt hatte und sich jetzt hinter einer unangreifbaren Fassade versteckte, um nicht von Reue bei lebendigem Leib aufgefressen zu werden. Normalerweise, sagte er, hätte er befürchtet, Sie könnten sich etwas antun, besonders wenn man Ihren Bruder tot aufgefunden hätte. Aber er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass Sie etwas verheimlichten, und die Folge war, dass er Ihre Reue für möglicherweise gespielt hielt.
    Also ist er später wieder zu Ihrer Mutter gefahren. Sie wiederholte ihre Behauptungen: Sie seien ein böses Kind. Sie hassten Ihren Bruder. Sie hätten ihn wiederholt ganz bewusst Gefahren ausgesetzt, um ihn auf diese Weise loszuwerden.«
    »Wenn ich so böse war«, sagt sie, »warum hat sie mich dann überhaupt erst Phil hüten lassen? Ich meine, ergibt es einen Sinn, dass man einem solchen Ungeheuer von einer Tochter ausgerechnet den Bruder anvertraut, den sie umzubringen versucht?«
    »Officer Friendly hat ihr diese Frage ebenfalls gestellt. Sie sagte, sie hätte keine andere Wahl gehabt – als alleinstehende Mutter, die arbeiten gehen müsste, um zwei Kinder zu ernähren, hätte sie sich einen richtigen Babysitter nicht leisten können …«
    »Ah, das ist gut! Warum hat sie sich nicht einfach einen Pitbull als Aufpasser für Phil zugelegt? Die sollen mit Kids ja ganz, ausgezeichnet können.«
    »Sie sagte außerdem, sie hätte sich Ihren wahren Charakter nicht eingestehen wollen. Sie sagte, natürlich wären Sie kein Engel, das hätte sie schon immer gewusst, aber erst jetzt hätte sie begriffen, was für ein Teufel Sie seien.«
    »Und Officer Friendly hat ihr das abgekauft?«
    »Nein«, sagt der Arzt. »Er hielt es für Unsinn. Er stand kurz davor zu akzeptieren, dass der Sozialarbeiter mit seiner Beurteilung doch recht gehabt haben könnte. Dann sagte Ihre Mutter aber noch etwas.
    Sie sagte, sie hätte wissen müssen, dass es passieren würde – sie hätte eine klare Warnung erhalten, und sie würde sich niemals verzeihen, sie ignoriert zu haben. Officer Friendly fragte, wovon sie redete, und sie sagte, am Tag vor der Entführung Ihres Bruders wären Sie alle zusammen auf dem Postamt gewesen. Ihre Mutter ließ Sie beide im Vorraum zurück, während sie sich drinnen anstellte, und als sie zurückkam, weinte Ihr Bruder. Es war offensichtlich, dass ihn etwas fürchterlich erschreckt hatte,

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