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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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amüsanten Teil.
    Aber wie sich herausstellte, war ich nicht so allein, wie ich geglaubt hatte. Mein einziger noch verbleibender Berührungspunkt mit der Außenwelt war Coleman, das Kaff, wo ich regelmäßig Material und Vorräte holte. Wenn ich dort etwas kaufte, bezahlte ich bar, und ich legte das Wechselgeld in Einmachgläser auf einem Regal in der Werkstatt, in der ich meine Formicarien entwarf. In einem der Einmachgläser lag ein Dollarschein, der … anders war.
    Die Pyramide auf der Rückseite sah, was ich da trieb. Die Organisation wurde auf mich aufmerksam. Und damit hätte die Sache enden können – damit, dass ich ohne viel Aufhebens an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall gestorben wäre –, nur dass der junge Kosten-Nutzen-Mann, der meinen Fall bearbeitete, ein gewisser Bob True, ziemlich … aufgeklärte Ansichten über den Unterschied zwischen Gedanke und Tat hatte. Und der Panopticon-Agent, der mir auf die Spur gekommen war, Bob Wise … nun, er war nicht so zimperlich wie True, wenn es darum ging, Todesurteile zu unterschreiben, aber er sagte sich, meine Formicarien könnten als Mittel zur Informationsgewinnung von Nutzen sein.
    Also haben sie mich nicht getötet. Sie beschlossen, mich stattdessen zu studieren. Sie bauten um meine Formicarien herum ein noch größeres Formicarium : die Stadt Coleman – sie haben sie einfach gekauft. Das war nicht so schwierig, wie es vielleicht klingt. Das war … Wie hieß noch mal das Nest, in dem Sie aufgewachsen sind? Nickerchen?«
    »Siesta Corta«, sagte ich.
    »Genau«, sagte Love. »Verglichen mit Coleman war Siesta Corta die reinste Metropole. Coleman war nicht viel mehr als ein Saloon mit einer Zapfsäule und einer Postfiliale. Die Organisation hat das Ganze aufgekauft und ihre eigenen Leute reingesetzt. An dem Abend, als ich endlich in die Stadt kam, um eine passende Ameise für mein Formicarium zu finden, warteten sie schon auf mich.
    Alles war perfekt organisiert – zu perfekt. Sie hatten die Saloon-Angestellten, die ich vielleicht vom Sehen kannte, durch Doubles ersetzt, und am Tresen saß ein – leicht angetrunkenes – hübsches Mädchen, das haargenau wie das hübsche Mädchen aus meinen Gedankenspielen aussah … Sie lächelte mich an und ermutigte mich dazu, mich zu ihr zu setzen, und in dem Moment wusste ich zweierlei: Erstens, dass ich in eine Falle getappt war. Und zweitens, dass – da das, was ich vorgehabt hatte, eindeutig böse war – die Leute, die die Falle aufgestellt hatten, gut sein mussten. Das Gute konnte also auch trickreich sein. Das war eine Offenbarung für mich.«
    »M-hm«, sagte ich. »Da fielen Ihnen also die Schuppen von den Augen?«
    »Es war nicht direkt ein Fall von Saul auf dem Weg nach Damaskus«, sagte Love. »Aber es war durchaus eine bedeutende Epiphanie. Also habe ich dieses hübsche hilflose Mädchen angesehen, das ganz und gar nicht hilflos war, und habe gesagt: ›Ich ergebe mich.‹«
    »Und da hat man Sie rekrutiert? «
    »Na ja. Ganz so einfach war das nicht. Der Weg von dort bis hierher war lang und gewunden, und ich habe unterwegs True mehr als nur ein paar Gelegenheiten gegeben, seine Nachsicht mir gegenüber zu bereuen. Aber trotz allem: Ich bin hier und leite den Zirkus.
    Und der Grund, warum ich Ihnen das alles erzähle?«, fuhr Love fort. »Sie sollen wissen, dass ich das Böse verstehe. Ich habe es erlebt; ich habe seinen Sog gespürt und bin ihm fast erlegen.
    Ich verstehe das Böse, aber ich dulde es nicht. Ich weiß, dass ich Glück gehabt habe. Es wäre nur recht und billig gewesen, wenn die Organisation mich abserviert hätte. Und wenn ich dem hübschen Mädchen wirklich das angetan hätte, was ich eigentlich wollte … Ein schneller Tod wäre eine Gnade für mich gewesen.
    Vielleicht sind Sie also eine gute Jane. Fürs Erste werden wir von dieser Annahme ausgehen. Und wenn Sie eine gute Jane sind, dann wird alles gut werden: Wenn die Bande tricksen will, dann werden wir ihr zeigen, was Tricksen wirklich bedeutet.
    Aber wenn Sie eine schlechte Jane sind? Wenn Sie uns jetzt anlügen, wenn auch nur ein Tropfen von Trues oder Wise’ Blut an Ihren Händen klebt? … Dann werden Sie weinen, bevor wir miteinander fertig sind. True war aufgeklärt; Wise war geduldig. Ich bin keins von beidem. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich denke, ich hab die Grundregeln kapiert.«
    »Gut.« Sein Gesicht hellte sich auf, und er streckte mir die Hand entgegen – als ob ich ihn wirklich

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