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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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erzielen. Mit anderen Worten: Normale Drogen waren in der Regel nicht stark genug, um einem echte Zauberkunststücke zu ermöglichen. Er behauptete aber, Gerüchte über so eine weit wirkungsvollere Klasse von Drogen gehört zu haben, den sogenannten X-Drogen. Mit X-Drogen, sagte er, könne man wirklich fliegen, Raum und Zeit verbiegen oder sogar in die Vergangenheit reisen und den Gang der Geschichte nachträglich verändern.
    Die schlechte Jane behauptete also –
    – sie behauptete, dass die Bande Zugang zu X-Drogen hatte. Worüber ich normalerweise bloß gelacht hätte, wenn sie nur nicht so eifrig dabei gewesen wäre, mir ihre übernatürlichen Fähigkeiten vorzuführen.
    Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, dass es doch Sie gewesen sein könnten, der man Drogen verabreicht hatte, und dass diese » übernatürlichen Fähigkeiten« lediglich ein Trick waren?
    Doch, natürlich, aber die Sache ist die, dass ich mich nicht so fühlte, als stünde ich unter Drogen, ich war vollkommen klar. Glauben Sie mir, ich kenne den Unterschied.
    Da habe ich gar keinen Zweifel. Aber nach Ihrer eigenen Aussage erholten Sie sich zu dem Zeitpunkt gerade von einer Überdosis.
    Einer simulierten Überdosis. Ich war nicht –
    Simuliert, aber trotzdem … Und Sie waren gerade zum zweiten Mal bewusstlos geschlagen worden.
    Das weiß ich alles selbst, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass nicht ich auf dem Trip war, sondern sie.
    Natürlich wollte ich das noch immer nicht wahrhaben. »Das ist ein Haufen Scheiße! X-Drogen gibt’s gar nicht!«
    Sie lachte, blendete sich aus und gleich wieder ein. »Willst du wirklich weiter Zeit damit verplempern, so zu tun, als würdest du mir nicht glauben?«, sagte sie. »Oder können wir zum Thema kommen, bevor Freund J. D. anfängt zu stinken?«
    »Was für ein Thema? Was will Phil von mir?«
    »Dazu kommen wir noch. Sieh dir erst mal das Bild da an.«
    An der Wand hinter mir hing das Porträt eines Edelmanns aus der Renaissance. Die schlechte Jane richtete meinen Kopf wie eine Kamera aus, so dass ich das Spiegelbild direkt vor mir im Blickfeld hatte, und »zoomte« meinen Blick dann irgendwie ran, bis ich einzelne Pinselstriche ausmachen konnte. Noch näher, und um die Augen des Edelmanns zeichneten sich, ganz schwach, die Umrisse von Kontaktlinsen ab.
    »Panopticon.«
    »Ja«, flüsterte die schlechte Jane. »Sie sehen zu. Sie bilden sich ein, auch was zu erkennen. Sie wissen, dass wir ihr Signal stören können, aber was sie nicht wissen – Schh ! nicht sagen! –, ist, dass wir ihm auch ein falsches Signal überlagern können. Möchtest du wissen, was wir denen gerade zuspielen?«
    Meine Wahrnehmung zoomte wieder zurück, bis ich die ganze Spiegelwand sehen konnte. Sie flimmerte, und plötzlich war in der Spiegelung Doyle wieder am Leben und kniete vor mir. Ich zielte mit meiner NT-Waffe auf seine Brust und zwang ihn, stillzuhalten, während ich mit weit ausholenden Bewegungen mit einem Messer auf ihn einhackte.
    »Autsch!«, sagte die schlechte Jane, als mein Spiegelbild Doyle einen besonders gemeinen Ratscher über die Kopfhaut zog. »Also ehrlich, ich hab keine Ahnung, was Love dir für Anordnungen erteilt hat, aber ich möchte wetten, das gehörte nicht dazu …«
    Unfähig, die Schmerzen noch weiter zu ertragen, zuckte Doyle zurück. Anstatt ihn zu erschießen, beugte sich mein Spiegelbild vor und schlitzte ihm die Kehle auf. Als ein Blutschwall aus der Wunde sprudelte, spürte ich tatsächlich, wie etwas Nasses und Heißes gegen mich klatschte.
    »Hoppla!«, sagte die schlechte Jane. »Bei so was sollte man wirklich besser hinter dem Betreffenden stehen …« Sie schnalzte mit der Zunge, während die Szene im Spiegel verblasste. »Also, was glaubst du wohl, was Dixon in diesem Moment denkt?« Wie aufs Stichwort schlug in der Ferne eine Fahrstuhlglocke an. »Oh-oh. Gar nicht gut …« Ich hörte die Tür zur Suite mit einem Knall auffliegen. Schritte hallten im Spiegelflur. »Okay, Jane, du bist dran. Denk dir schnell was aus.«
    Sie schlug mir mit der flachen Hand in den Nacken, und ich spürte meine Arme und Beine wieder. Ich hechtete nach meiner Kanone, aber als ich mich im Sessel herumdrehte, war die schlechte Jane verschwunden und ich hatte statt ihrer zwei Harlekine im Visier. Sie waren mit Tröten bewaffnet: flintenlangen Messinghörnern mit Gummi-Quetschbällen.
    »Die Waffe runter, Jane«, sagte der Oberharlekin. Dann schlug er sich mit der Hand an den Kopf und brach tot

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