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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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scheitere«, sagte ich, »habe ich meine einzige Chance, meinen Bruder je wiederzusehen, vergeigt. Und in dem Fall ist es mir scheißegal, was aus mir wird. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja«, sagte Love. Dann lächelte er. »Soll ich also die Hände heben, während wir gehen, oder wäre Ihnen das zu auffällig?«
    »Zerbrechen Sie sich darüber nicht meinen Kopf.« Ich trat von ihm zurück, hielt aber die Kanone weiterhin auf ihn gerichtet. »Ziehen Sie Ihre Sachen aus.«
    »Was?«
    »Ausziehen. Alles, auch Schuhe und Socken.« Ich holte die Bombe aus dem Koffer, hob dann den doppelten Boden an, und darunter lagen ein Button-down-Hemd, eine Khakihose, Unterwäsche, Socken und ein Paar Halbschuhe. »Das müsste Ihnen passen. Die Sachen, die Sie jetzt anhaben, legen Sie auf einen Haufen auf den Boden. Tun Sie Ihr Hackebeilchen auch dazu.«
    »… und für die Organisation bin ich dann bei der Explosion ums Leben gekommen.« Er nickte. »Trickreich. Sehr trickreich.«
    »Dixon wird sich das schon richtig zusammenreimen. Aber bis dahin wird es für irgendwelche Gegenmaßnahmen zu spät sein.«
    »Und auf die Weise können Sie Ihren Bruder wiedersehen und zum Abschied Dixon noch eins auswischen. Jetzt begreife ich, warum Sie übergelaufen sind.«
    »A little less conversation , a little more action «, sang die schlechte Jane. » Wir haben nicht ewig Zeit. «
    »Also los«, sagte ich und wedelte mit der Kanone. Love zog sich um. Als wir fertig waren, stellte ich den Zeitzünder der Bombe ein.
    Jetzt sahen wir beide nicht wie High-Stake-Spieler aus, aber ich blieb »unsichtbar«, und kein Mensch achtete auf uns, als wir den Raum verließen. Wir durchquerten das Kasino-Geschoss ohne Zwischenfälle und erreichten, von der schlechten Jane dirigiert, einen Privat-Fahrstuhl, dessen Tür sich automatisch vor uns öffnete. Ich schob Love hinein.
    In der Tiefgarage stand die schlechte Jane, die möglicherweise eine Last-Minute-Meinungsänderung meinerseits befürchtete, in sicherem Abstand vom Fahrstuhl. Sie hatte Verstärkung angefordert: acht Typen in Parkdiener-Uniformen, alle mit gezogenen NT-Waffen von der Sorte, wie die Bande sie benutzte. Die schlechte Jane hatte ihre Kanone noch immer im Holster, aber der Fernzünder für meine Armbanduhr lag einsatzbereit in ihrer Hand.
    Ich hatte die Brille abgenommen, aber ich sah scharf und kristallklar. Selbst aus fünfzehn Meter Entfernung konnte ich die Härchen am Daumen der schlechten Jane erkennen, der über dem Zündknopf schwebte. Ich sah jeden einzelnen Schweißtropfen auf den Stirnen ihrer Helferlein und jedes Körnchen Staub auf dem Wagen, mit dem sie gekommen waren, um Love abzuholen. Ich sah die Wirbel von heißer Luft über der Motorhaube des Sportwagens der schlechten Jane, der neben dem Wagen parkte. Und ich sah, wie sich die Wangenmuskeln der schlechten Jane anspannten, als sie begriff, dass ihr Argwohn mir gegenüber berechtigt gewesen war.
    »Wo ist er?«, sagte sie.
    »Wo ist wer?«
    Ihr Daumen krümmte sich. » Verscheißer mich nicht, Jane. Wo ist Love?«
    »Ach, der … Er ist unterwegs ausgestiegen. Er sagte was von ›Sicherheitsproblem‹, meinte, er wüsste einfach zu viel, als dass er sich schnappen lassen dürfte. Also, ich persönlich glaube, er ist bloß ein Waschlappen, der Schiss hat, sich von Psychopathen foltern zu lassen.« Ich ließ eine Sekunde verstreichen und fügte dann hinzu: »Ach ja. Ich soll dir von ihm ausrichten, dass an sämtlichen Ausgängen dieses Gebäudes Grusel-Clowns postiert sind. Keiner von euch kommt hier lebend raus.«
    Ihre Kumpane tauschten Blicke aus, aber die schlechte Jane zeigte sich von der Drohung nicht beeindruckt. »Keiner von uns?«, sagte sie. »Nicht mal ich?«
    »Du am allerwenigsten. Ich werde dich persönlich töten, direkt nachdem du mir gesagt hast, wo Phil ist.«
    »Aber klar doch … Bye-bye, Jane.«
    Auf unserem Weg zum Fahrstuhl waren Love und ich an einer Vegas-Version eines altmodischen Glücksrads vorbeigekommen. Jetzt stellte ich mir vor, die Zeit wäre auch nichts anderes, ein riesengroßes Glücksrad, und ich streckte im Geiste die Hand aus und hielt es an. Dann konzentrierte ich mich auf meinen Arm und sagte mir, dass meine Hand- und Handgelenkknochen elastisch wie Gummi waren. Als ich spürte, dass sie sich in die Länge zu ziehen begannen, riss ich den Arm abrupt hoch. Die Pavian-Uhr flutschte mir mit ungeöffneter Schließe über die Hand und schoss wie ein Lenkflugkörper durch die Tiefgarage,

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