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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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der fiebrigen Kommunikation, die wir zur Verfügung hatten, als wir hier eingetroffen waren, hatte ich ihr nur zuwerfen können BITTE. NOTFALL. BITTE. Genug, um Caleb für die Nacht ein Dach über dem Kopf zu sichern, aber ganz offensichtlich mit aufgeschobenen Bedenken. Nun war diese Zeit um.
    »Er ist ein Vampir«, erklärte ich. »Ein sehr kranker Vampir.«
    »Das habe ich auch schon mitgekriegt«, meinte Lucy. Wohl von Cloquet, der gehört hatte, was Walker vorn im Lieferwagen zu sagen hatte. »Du hast ja wohl etwas mit ihm vor, aber würdest du uns das mal verraten?«
    »Ist doch offenkundig«, sagte Madeline. »Die haben ihren Sohn. Sie wollen ihn töten. Jetzt hat sie einen von denen. Das stärkt die Verhandlungsposition.« Sie sah mich an. »Richtig?«
    »Richtig«, bestätigte ich. »Leider ist das ganz genau so.«
    Zufall oder phantasievoller Touch des Dramatikers auf Speed, doch kaum waren mir die Worte aus dem Mund gekommen, fing Caleb an zu schreien.

50
    »Verdammt, die Sonne«, sagte ich und sprang auf. »Schnell, ein dunkler Ort.«
    »Der Keller«, sagte Lucy. »Aber der ist voller Krempel –«
    »Egal. Wo ist er? Madeline, nimmst du kurz Zöe?«
    Wir hatten die Vorhänge in Calebs Zimmer zugezogen, aber sie waren nicht dicht genug, um das Tageslicht auszusperren. Als Cloquet und ich oben ankamen, lag Caleb auf dem Boden, hatte sich in die Flickendecke gewickelt und wollte unter das Bett kriechen.
    »Wir bringen dich nach unten«, sagte ich und schnappte ihn mir. »Da bist du in Sicherheit, versprochen.«
    Caleb konnte nicht antworten. Qualmwölkchen stiegen aus der Flickendecke auf.
    Fünf Minuten später war er in Lucys Keller (der überhaupt nicht voller Krempel war, sondern sich als kleiner, sauberer ordentlicher Ort entpuppte, an dem luftdichte Plastikboxen gestapelt waren), in die Decke gewickelt, wie ein Baby zusammengerollt. Er hatte die Augen geschlossen, den Mund weit aufgerissen, und keuchte fürchterlich.
    »Hier kann er nicht bleiben«, erklärte Lucy, als wir wieder in der Küche waren.
    »Ich weiß. Ich bringe ihn heute Nacht fort. Keine Sorge.«
    »Wohin?«, wollte Madeline wissen.
    Ich sah Cloquet an.
    »Südküste«, antwortete er. Dort, wo sich Konstantinov und Walker verkrochen hatten. London war zu riskant für uns.
    »Okay«, sagte Lucy. »Er bleibt bis Sonnenuntergang. Gut. Aber wir müssen reden.«
    Ein surrealer Vormittag und Nachmittag. Lucy wollte Antworten haben. Äußerliche auf wissenschaftliche Fragen – Krankheitsimmunität, Lebenserwartung, Genetik, Drogen – darunter der zitternde metaphysische Schrei in der Leere: Was hat das alles zu bedeuten, verdammt?
    Ich konnte ihr nichts anderes geben als das, was Jake mir gegeben hatte. Wir existierten. Auch nicht mysteriöser als Leoparden, Seepferdchen oder Wale. Lucy saß da, runzelte die Stirn und hörte sich alles an. Sie war getroffen, gekränkt, angewidert, ängstlich – hatte aber noch nie daran gedacht, sich umzubringen, wie ich bemerkte. Sie strahlte starrköpfigen Anspruch aus. Sie hatte gedacht, die zusammengebrochene Ehe (und die offenkundige Totenglocke für mögliche Kinder) wäre das entscheidende Ereignis in ihrem Leben gewesen. Und dann das hier. Zu all den anderen Gefühlen kam die profane Erregung, dass noch nicht alles erzählt worden war, dass ihr, im Guten wie im Bösen, eine neue, grausame Welt offenstand. Das Gras wuchs weiter, die Vögel zwitscherten, Regen fiel. Solange man gewillt war, im Leben zu bleiben, fand es Platz für einen. So war nun mal das Leben, hilflos promisk, ein Türsteher, der jeden einließ.
    »Warum Silber?«, wollte Lucy wissen.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Und wenn wir uns enthalten?«
    »Tod. Ich habe zwei Monate mit Tieren geschafft. Ich kann es nicht empfehlen. Jake hat mir gesagt, er habe mal vier Monate geschafft und sich am Ende die Haut vom Leib gerissen.«
    Madeline öffnete eine Flasche Absolut und goss uns ein. Seit der Verwandlung hatte ich wieder Milch, aber Zoë hatte keinerlei Anstalten gemacht, danach zu verlangen. Ausgewachsene Werwölfe aßen mindestens eine Woche lang kein normales Essen nach dem Mord; meine Intuition verriet mir, dass es bei Kindern wohl dasselbe war. So oder so würde ein Glas Wodka nichts ausmachen. Wir tranken. Keinen Trinkspruch, nur eine stumme Übereinkunft, wie absurd, entsetzlich und gewöhnlich unsere Lage war. Darunter lauerte die starke Versuchung zu lachen. Maddys Diamantohrringe glitzerten, als sie das Glas

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