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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Walker und er befanden sich in einem Haus an der Küste. Walker war vom Arzt behandelt worden. Wunden gesäubert, genäht, verbunden, Rippen ruhiggestellt, Antibiotika verabreicht. Jetzt schlief er. Der Arzt war vor zwanzig Minuten wieder aufgebrochen.
    »Holen Sie ihn zurück«, bat ich ihn.
    »Was?«
    »Sagen Sie ihm, er soll alles für eine Bluttransfusion besorgen. Wir bringen den Burschen mit.«
    Konstantinov unterbrach mich nicht. Als ich ihm alles erklärt hatte, sagte er nur: »Gut. Wann sind Sie hier?«
    Ich sah nach Caleb. Das Spinnennetz auf Gesicht und Händen war dunkel, aber ich hatte es schon schlimmer gesehen. In dem engen Kellerraum konnte niemand der Hässlichkeit meiner Absichten entgehen. Wochenlang hatte Calebs Leben aus Inhaftierung und Leid bestanden. Nun würde sich das dank mir fortsetzen. Er hatte mich für eine Freundin gehalten. Ich war seine Freundin gewesen. Ein Teil seiner Schuld und seines Verlangens nach der Mutter war in meine Richtung umgeleitet worden, und ich hatte es akzeptiert. Natürlich hatte ich selbst umlenkbare Schuld und eigenes Verlangen. Er hatte seine Mutter verraten, ich hatte bei meinem Sohn versagt. Die Leihmutterschaft, die ihren Namen nicht zu nennen wagt. Nun hatte ich die Macht, Eltern und Kind wieder miteinander zu vereinen, doch ich würde sie weiter voneinander getrennt halten. Der einzige alttestamentarische Trost lag in dem Wissen, dass Mia auf jeden Fall Rache nehmen würde, ganz gleich, wie die Angelegenheit ausging.
    »Du wirst uns brauchen«, sagte Madeline, als ich wieder aus dem Keller kam. »Um deinen Jungen zurückzuholen. Du wirst uns alle brauchen.«
    Wir waren im Wohnzimmer. Trish war oben und telefonierte mit jemandem. Lucy, Cloquet und der nun recht kleinlaute Devaz waren in der Küche und hatten dem hellen Morgen die Hintertür geöffnet, rauchten und tranken wodkabefeuerten Kaffee. Draußen war ein hoher blauer Himmel mit regungslosen Wolkenfetzen, kalte frische Luft ließ Blätter und Gras zittern.
    »Ich verdanke dir schon mein Leben«, erwiderte ich.
    »Blödsinn«, winkte sie ab. »Irgendjemand musste ja dran glauben. Konnten genauso gut auch diese Wichser sein. Und außerdem, der Punkt ist, mach dir keine Sorgen. Wir müssen eh aufeinander aufpassen.«
    Ich wollte schon sagen: ›Ich werde es euch entlohnen‹, in Barem, meinte ich, aber dann hielt ich den Mund. Es wäre vulgär gewesen. Nicht, dass Maddy kein Geld nehmen würde – das hier war etwas anderes. Ohne dass es mir erst aufgefallen war (nun kam es wie ein warmer Schock im Blut), hatte sich ein Gefühl von Familie eingeschlichen. Das aufkeimende kollektive Bewusstsein mit seinen Einsichten und Blockaden bewegte sich zwischen uns wie eine sanfte Strömung. Dies war wohl ein Grund, warum Devaz noch immer hier war. Madeline – so erkannte ich und erhaschte einen Blick auf das Etwas, das sie in unseren offenen Augenblicken zu verbergen gesucht hatte – war einsam. Ich sah sie in einem Hotelbadezimmer ihr Make-up richten. In ihrer Wohnung, wie sie auf dem Klo sitzt und den Boden anstarrt. Auf dem Rücksitz eines Londoner Taxis, wie sie hinaus in die blinkenden Lichter sieht. Allein. Immer allein. Und nun war da dies hier, wir, Verwandtschaft, das Rudel .
    Lucy erschien mit hochgezogenen Schultern in der Tür und hielt einen roten Kaffeebecher in Händen. Einen Augenblick lang sahen wir drei uns an. »Ich nehme an, das ist alles wirklich«, sagte Lucy und ließ die Schultern sinken. »Ich denke andauernd …« Sie schüttelte den Kopf und beließ es dabei. Wir wussten, was sie meinte. Trotz der harten Fakten gab es ein gerüttelt Maß an Selbstzweifeln, ob sich nicht auch jetzt noch alles als Illusion herausstellte, als Traum, als phantastischer, widerlicher Irrtum.
    »Ich habe gerade zu Talulla gesagt«, erklärte Madeline, »dass wir ihr alle dabei helfen, ihren kleinen Jungen zurückzuholen. Fergus und Trish sind dabei. Auch wenn –«, zu mir mit einem übertrieben verächtlichen Ton, »Fergus über Geld reden will. Du hilfst doch mit, oder, Luce?«
    Lucys Blick kreuzte meinen. Ich sah, was sie mich sehen lassen wollte: Sie wollte nichts als gegeben hinnehmen, sie hatte das alles noch nicht akzeptiert, sie hatte das letzte Nacht wegen des Geldes getan, weil sie Raum und Zeit erkaufen musste, sie hatte nichts von Madelines Verzweiflung, und ja, es gab eine Verbindung, aber die ging nur bis zu einem gewissen Punkt.
    »Das ist ganz allein meine Verantwortung«, erklärte ich.

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