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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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kippte.
    »So ist das eigentlich nicht vorgesehen«, sagte ich ihnen. »Eigentlich hängen wir nicht miteinander rum.«
    »Warum denn nicht?«, fragte Madeline.
    »Es ist nicht verboten, aber Jake zufolge sind wir Einzelgänger, wir meiden einander. Er hat selbst nur ein halbes Dutzend anderer kennengelernt, und er schien auch nicht daran interessiert zu sein. Er meinte, das seien nur Konkurrenten um Fressen und Sex. Alles Männer, nicht zu vergessen. Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn es auch Wölfinnen gegeben hätte.«
    »Oder er war eben der einsame Wolf«, meinte Lucy.
    »Mir gegenüber hat er nie jemanden erwähnt«, ergänzte Madeline. »Die meisten meiner Kunden erwähnen eine Frau, eine Freundin, Arbeitskollegin oder sonstwen. Er nicht. Als diese Kerle in dem Hotel in Wales auftauchten, ging mir erst auf, dass ich mir nie hatte vorstellen können, er würde jemanden kennen.«
    »Da ist noch was anderes. Jake meinte, die Zahl der Wölfinnen sei winzig im Vergleich zu den Wölfen. Eins zu tausend vielleicht. Niemand wusste wieso. Es kann ja nicht sein, dass weniger Frauen gebissen wurden. Es kann nur damit zu tun haben, dass nur wenige den Biss überlebt haben. Aber schaut uns an.«
    »Tja, das macht das Londoner Wasser«, sagte Maddy und schenkte nach. »Chin-chin.«
    Devaz wachte auf – ganz verwirrt. Sein Gesicht verriet, dass er gerade einen entsetzlichen Traum gehabt hatte. Dann stand in seinem Gesicht die Erkenntnis, dass es kein Traum gewesen war. Eine Weile sah er von der einen zur anderen und reimte sich die Geschichte zusammen. Seine Psyche wankte, flirtete mit dem Kollaps. Dann setzte sich das Bild der jüngsten Vergangenheit hart durch, ließ sich nicht leugnen oder abschütteln. Er wusste, was passiert war, was er war, was er getan hatte. Er wendete sich an mich.
    »Du verdammtes Miststück. Das hast du mir angetan. Ich bring dich um, verdammt.«
    Cloquet zückte die Luger. »Silber«, sagte er leise. »Jede einzelne Kugel. Der Russe hat darauf bestanden.«
    Ich wusste, er log. Devaz wusste das nicht. Sein Gesicht war feucht, sein Mund stand offen und enthüllte die Zahnlücke zwischen den oberen Vorderzähnen. Mit einem großen Schnurrbart, so ging mir auf, würde er wie Freddie Mercury für Arme aussehen.
    »Keiner von uns hat darum gebeten«, bemerkte Lucy. »Wir sitzen alle im selben Boot.«
    »Sie hat es mit Absicht gemacht.«
    »Ja, habe ich«, sagte ich. »Soll ich dir verraten, was deine Kollegen mir mit Absicht angetan haben? Du beschissener, blöder, selbstgefälliger Arsch.«
    Cloquet hielt in Blitzesschnelle Devaz die Waffe an die Schläfe. »Denk nicht mal dran«, erklärte er ernst. »Schlag es dir aus dem Kopf.«
    »Wir sollten uns alle beruhigen, bitte«, mahnte Lucy. »Auf der Stelle.«
    Zum Glück kam in diesem Augenblick Trish herein. Eine kleine, gelenkige Siebenundzwanzigjährige mit kurzgeschnittenen roten Haaren und großen jadegrünen Augen. Die viel zu große schwarze Kampfhose und Jacke verrieten uns, woher sie ihre Garderobe hatte. Die Männersneaker saßen an ihren Füßen wie Clownsschuhe. Als Madeline uns miteinander bekannt machte, konnte sie ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Tut mir leid wegen vorhin«, sagte sie. »Ich war ein wenig abgelenkt. Du weißt ja, wie das ist.«
    Was sollte ich darauf sagen? Ja, ich wusste, wie das war.
    Fergus und Trish hatten das Gelände vielleicht eine halbe Stunde nach uns verlassen (mit einem Rucksack voller Jagdausrüstung und etwa 80 Pfund in bar – »Ach übrigens, vielen Dank noch mal, dass ihr uns vollkommen blank zurückgelassen habt«), waren über Land abgehauen, hatten bis Monduntergang in einer leeren Scheune gedöst, sich in einem Trog gewaschen und dann angekleidet, waren ins nächste Dorf gegangen und hatten einen Bus genommen. Fergus hatte sich mit dem Zug allein nach London durchgeschlagen. Die Ortsnamen – Wantage, Swindon, Lambourne – sagten mir nichts. Trish hatte Sachen, die sie nach dem Duschen anziehen konnte, so blieb die WOKOP-Ausrüstung für Devaz. Kaum hatte er sich angezogen, wollte er freigelassen werden.
    »Niemand hält dich fest«, sagte ich. »Verpiss dich.«
    Tat er nicht. Stattdessen schmollte er und strich im Haus herum. Ich sah, wie er Madeline Blicke zuwarf, sah, wie sie den Kopf schüttelte: Nein. Sollte heißen, ›Nein, die Bereitschaft, es letzte Nacht mit dir zu treiben, heißt noch lange nicht, dass ich jetzt bereit dazu bin. Hau ab, du Wichser.‹
    Ich rief Konstantinov an.

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