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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Herd köchelte etwas Würziges für die Menschen: Cloquets Werk. Das Telefon in meiner Hand war heiß und schwer. Zum Glück hatte ich ja in all diesen Monaten Zeit gehabt, mich an Monstrosität zu gewöhnen.
    »Mia?«
    »Ja, wer spricht da?« Ganz leichter russischer Akzent. Ruhig wie ein gefrorener See.
    »Ich bin Talulla Demetriou. Hören Sie mir genau zu.«
    »Wo ist Caleb?«
    »Halten Sie den Mund und hören Sie genau zu, sonst werden Sie Ihren Sohn nie wiedersehen.«
    Stille. Sofortige Neujustierung. Keine Hysterie. Sie war es gewohnt, dass die Dinge nicht so waren, wie der erste Eindruck glauben machte. Ich sah zum Fenster hinaus, spürte, wie das normalerweise formlose Empfinden des Raums sich zusammenzog. Ich gab Mia genaue Anweisungen: Sie fand heraus, wo die Schüler waren. Sie schloss sich ihnen an. Sie half uns dabei, hineinzukommen und meinen Sohn und Natasha zu befreien. Dann bekam sie ihren Sohn zurück. Sie gab keinen Ton von sich. Konstantinov erschien in der Tür.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich die Schüler finden werde?«, fragte sie, als ich geendet hatte, und fügte noch dumm an: »Sind Sie noch da?«
    »Weil das Leben Ihres Sohnes auf dem Spiel steht.«
    »Geben Sie mir Caleb.«
    »Nein, das reicht für diesmal. Sie wissen, dass er lebt. Wir haben Blut. Es wird ihm gutgehen, er wird versorgt, ich verspreche es Ihnen. Ich hege keinerlei Absicht, ihm weh zu tun. Aber Sie müssen verstehen: Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um mein Kind zurückzubekommen. Wenn Sie sich mit mir anlegen, wird das schlimm für ihn. Haben Sie verstanden?«
    Pause. »Wenn Sie schon so reden«, meinte Mia, »dann lassen Sie es besser nicht so klingen, als wäre das auch noch harte Arbeit.«
    Aus Jakes Tagebuch sah ich sie lebhaft vor mir: eine gutgebaute Blondine in Schwarz. Weißes Gesicht, blutiger Mund, blaue Augen. Beine, die sich in einer Anzeige für teure Nylons wohl gefühlt hätten. Vielen Dank, Jacob Marlowe.
    »Mich zu Ihrer Feindin zu machen wird nicht hilfreich sein«, sagte ich.
    »Sie halten meinen Sohn gefangen. Sie sind meine Feindin.«
    »Ich habe ihm auch das Leben gerettet. Dieses Gespräch ist jedenfalls zu Ende. Ich melde mich wieder –«
    »Warten Sie.«
    »Was?«
    »Wenn Sie ihm weh tun, werde ich Ihr Kind persönlich töten. Haben Sie verstanden?«
    »Ja.«
    »Und jetzt lassen Sie mich –«
    Konstantinov nahm mir das Telefon ab und legte auf. »Lassen Sie sie nicht reden«, erklärte er. »Sie ist dreihundert Jahre alt. Sie ist klüger als Sie. Geben Sie ihr Anweisungen, und legen Sie auf. Das ist alles. Mit ihr zu sprechen bringt nichts Gutes. Nächstes Mal rufe ich an.«
    Er reichte mir das Telefon. Zwischen uns gab es einen heiklen Augenblick, in dem ich nicht sagte: ›Hören Sie, dank mir haben wir die Chance, Ihre Frau zu finden‹, und er sagte nicht: ›Hören Sie, dank mir liegen Sie nicht mit einer Silberkugel im Kopf in einem WOKOP-Gefrierschrank.‹ Wir sahen uns an, teilten es uns auch so mit und ließen dann voneinander ab, ohne ein Wort zu sagen.
    Ich ging zur Kellertür und schloss auf. Die Treppe nach unten deprimierte mich. Ich holte tief Luft, spürte zehntausend mikroskopische Fäden Wolf reißen, als ich den Kopf auf dem Hals rollen ließ, dann ging ich hinunter, um mit meinem Gefangenen zu sprechen, obwohl ich noch immer nicht wusste, ob ich ihm die Wahrheit sagen oder ihn nach Strich und Faden belügen sollte.

52
    Ich sagte ihm die Wahrheit, und es war so schlimm wie nur was. Herzzerreißend, so viel Jammer und Vertrauensbruch in so geringer körperlicher Kraft zu sehen, um sie ausdrücken zu können. Caleb versuchte aufzustehen, konnte nicht, fiel von der Liege auf den Boden. Ich musste ihn hochheben. Er versuchte zu schlagen und zu treten, aber seine Gliedmaßen waren wie Papierlaternen. Er hätte mich beißen können, also hielt ich seinen Kopf an dem Nest weißblonder Haare fest. Er spuckte mir ins Gesicht.
    »Weißt du noch, wie ich dir erzählt habe, dass sie vorhaben, meinen Sohn zu opfern?«, fragte ich, als er seine letzte Kraft aufgebraucht hatte.
    »Verpiss dich.«
    »Du hast gesagt, du wüsstest nicht, wo sie ihn verstecken, aber selbst wenn, könntest du es mir nicht sagen. Ich wiederhole es noch mal: Selbst wenn du es wüsstest, könntest du es mir nicht sagen.«
    »Hab ich nie gesagt.«
    »Doch, hast du, und du erinnerst dich auch daran, mach dir also keine Mühe, das zu leugnen.«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Doch, ist es.«
    Wieder

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