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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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vorgestellt, ein Kinderspiel, eine Massenkeilerei mit anschließendem Vögeln und Fressen. Die anderen auch, mit Ausnahme von Lucy, die sowieso schon leicht angedeutet hatte, dass sie sich zu nichts verpflichtet fühlte. So oder so, wie Konstantinov schon gesagt hatte, brauchten wir Hilfe.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Heuern Sie an, wen Sie können.«
    »Das sind keine guten Leute, verstehen Sie?«, warf Budarin ein. »Das sind keine Soldaten.«
    »Ist mir gleich, wer sie sind oder was sie getan haben. Wenn sie für uns kämpfen, sind sie angeheuert.« Ich dachte an Delilah Snow, zum ersten Mal seit Jahren, zumindest fühlte es sich so an, und ich hörte mich lachen und sagen: »Ist mir doch scheißegal«, doch in Wirklichkeit lachte und sagte ich das nicht laut.
    »In Ordnung«, sagte Budarin. »Mal sehen, was ich tun kann.«
    Zum zweiten Mal seit Alaska betrat ich die Hölle des Wartens.
    Nichts half. Das Handy lag da. Darum herum erstreckte sich das ganze Universum, in dem ich nach einer Möglichkeit suchen konnte, um das Erhoffte auch eintreten zu lassen. Du stehst auf, gehst von einem Zimmer ins andere, setzt dich hin. Acht Sekunden sind vergangen. Nichts hat sich geändert. Du kannst nicht glauben, dass du Kraft in dir hast, noch Tausende weiterer Sekunden, Stunden, Tage zu ertragen. Jeden Augenblick durchlebst du das Kōan, das Unerträgliche zu ertragen.
    Am fünften Tag sagte Konstantinov: »Sie werden den Anreiz erhöhen müssen.«
    »Noch nicht«, entgegnete ich.
    Im Hintergrund liefen andere Dinge ab. Neue Papiere für Lorcan trafen von Kovatch ein. Lucy kehrte nach London zurück, um ihre Stelle zu kündigen, blieb dann für ein paar Tage verschwunden, tauchte wieder am Haus in Lymington auf und verschwand erneut. Trish kam auf ihrem neuen Motorrad an (zusammen mit der Nachricht, dass Fergus »zur Verfügung« stünde, wenn ich ihn bräuchte), fuhr aber nach nur einem Tag weiter nach Cornwall. Madeline zog zurück in ihre Wohnung in West London. Die Libido machte uns alle klaustrophobisch, aber zwischen ihr und mir war es akut. Wir wussten beide, wenn sie blieb, waren die Chancen groß, dass etwas geschehen würde – was Walker in seinem alten Leben wohl erregend gefunden, ihm in seinem neuen Leben aber wohl nur Kummer bereitet hätte. Er blieb in seinem Zimmer, nur nachts ging er manchmal an den Solent. Ich vermisste ihn so sehr, dass ich wütend auf ihn war. Dann wütend auf mich selbst, weil ich damit überhaupt nicht erst hätte anfangen sollen. Ich dachte daran, mein Wort zu brechen und ihn zu verwandeln. Sicher würde er mich später dafür hassen, aber zumindest hätte ich ihn jetzt. Keine Ahnung, was mich davon abhielt. Vielleicht nichts als die irrationale Überzeugung, dass es in dieser spröden Übergangszeit gefährlich wäre, irgendetwas zu tun, das ich nicht tun musste, eine Provokation des Gottes, den es nicht gab. Budarin sorgte für Blutnachschub (keiner wusste woher, keiner fragte) und ich hielt damit Caleb schwach, aber satt. Er durfte gerade lang genug mit Mia Tourisheva telefonieren, damit sie wusste, dass er unversehrt und am Leben war. Als ich ihm die Zigaretten brachte (später auch noch einen Fernseher mit DVD-Spieler, dazu einen Stapel Filme, den Cloquet in der Stadt besorgt hatte), redete er kein Wort mit mir, bis ihn die Langeweile wieder dazu trieb. Konstantinov und Budarin kamen und gingen. Ich lernte die Burschen kennen, die sie angeheuert hatten, elende Gestalten – drei Russen, ein Nigerianer – mit ökonomisch knappem Vokabular und einer körperlichen Selbstbeherrschung, die vom Training in einer Eliteeinheit stammen konnte, obwohl mir meine Intuition sagte, dass sie wohl eher aus dem Gefängnis stammte. Mir war das egal.
    An Tag 16 lief in den BBC News eine kleine leichtherzige Story über die Vorbereitungen, die im Königreich für die totale Mondfinsternis zur Wintersonnenwende getroffen wurden. Bärtige Männer und übergewichtige Frauen in langen Gewändern und mit Blümchenketten. Astronomen gingen die Ereignisse mit Graphiken durch, die auf Siebenjährige abzielten.
    »Verstehen Sie doch«, flehte mich Mia Tourisheva am Telefon an. »Ich tue alles, was ich kann. Diese Leute wollen nicht –«
    Konstantinov schnappte sich das Telefon. »Hören Sie«, knurrte er. »Heute Abend bringt ein befreundeter Chemiker mir ein paar Liter H 2 SO 4 . Sie wissen, was das ist? Es wird Ihr Kind nicht umbringen, aber es wird äußerst schmerzhaft für ihn –«
    »Verdammt

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