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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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angekommen wäre.
    »Du solltest was essen«, sagte ich. Was man eben so sagt, obwohl man weiß, dass es nutzlos ist und eigentlich auch nicht, denn der Sinn besteht darin, dass man solche Sätze hat, wenn gar nichts zu sagen unerträglich wäre.
    »Ist sie darauf eingegangen?«, wollte er wissen.
    Mia Tourisheva, meinte er. Das war eine Möglichkeit. Sich über die Ziele unterhalten, die Pläne, die praktischen Dinge.
    »Hat ganz den Anschein.«
    »Du weißt, dass Natasha möglicherweise tot ist.«
    »Warum sagst du das?«
    »Wann haben sie Mike das letzte Mal etwas geschickt? Der Effekt hat sich abgenutzt.«
    Das war mir noch nicht aufgegangen. Doch wenn ich so darüber nachdachte, weiteten sich manchmal Konstantinovs Augen, was verriet, dass ihm dieser Gedanke schon gekommen war. Er war ihm gekommen, ja, aber er tat weiterhin so, als sei nichts geschehen. Ich glaubte nicht, dass er damit leben konnte, wenn sie tot war. Er hatte nicht wie Walker das Talent, sich mit der Faszination seiner eigenen Abnormität am Leben zu halten. Vielleicht hatte Walker dieses Talent ebenfalls eingebüßt.
    »Das macht nichts«, sagte Walker. »Er wird das erst akzeptieren, wenn er sie mit seinen eigenen Augen sieht. Und dann ist es aus mit ihm.«
    Das Bett war wie eine dritte wachsame Präsenz. ›Ist das gut? Oh Gott, ja. Ja, das ist es.‹ Die Erinnerungen an uns beide waren wie Kinder, die er zu verleugnen gezwungen worden war. Ich stand auf und ging zu ihm. Er widersetzte sich nicht. Ich setzte mich auf seinen Schoß, umarmte ihn, zog ihn an mich. Er ließ es zu. Als Experiment mit sich selbst. Um zu sehen, ob noch etwas vorhanden war, funktionsfähig. Ich hielt ihn fester, wollte ihn zurück. Winzig schwache neurale Impulse … die zu nichts führten. Was bedeutete, dass meine Umarmung in wenigen Sekunden hässlich werden würde. Ich löste mich von ihm. Der Verlust seiner Körperwärme löste eine merkwürdig deutliche Trauer aus. Unten hörte ich Cloquet, der für Konstantinov und sich den Tisch deckte. Jemand entkorkte eine Flasche. Zoë machte ein melodisches Geräusch der Überraschung und wurde wieder still. Ich fragte mich, ob Walker wohl bleiben würde, sobald er wieder gesund genug war, um reisen zu können, und wenn ja, wohin. Nirgendwo war es richtig für ihn. Er würde immer weiterziehen müssen. Er konnte nicht so lange bleiben, bis jemand – vor allem er selbst – anfing, die entscheidenden Fragen zu stellen.
    »Tut mir leid«, sagte ich. Er sah mich an, als sei ich ein Bild auf einer Mattscheibe, etwas, das ihm aus Lichtjahren Entfernung gesendet wurde. Erstaunlich, was man heutzutage alles technisch anstellen kann. Dieser Bruch zwischen uns widerte mich an, aber ich konnte nichts tun. Anders gesagt, ich konnte schon etwas tun, traute mich aber nicht. »Tut mir leid«, wiederholte ich – und in genau diesem Augenblick griff er nach der Flasche, sein Sessel knarrte laut, und durch diese Gleichzeitigkeit zerriss etwas, ich stand auf und ging hinaus.
    Im Flur stieß ich auf Konstantinov und Budarin, die sich auf Russisch unterhielten.
    »So oder so brauchen wir Leute und Waffen«, sagte Konstantinov zu mir. »Alexi kann uns dabei vielleicht behilflich sein.«
    ›So oder so‹, das bezog sich auf die unbeugsame Logistik. Falls Mia die Schüler aufspürte, gab es zwei mögliche Szenarien. Entweder schlugen wir umgehend als menschliche Einsatztruppe zu. Oder wir warteten bis zur Nacht des Rituals – Vollmond, Wintersonnenwende, Mondfinsternis – und gingen als Werwölfe hin. Als Menschen konnten wir am Tag zuschlagen, was schon mal das Problem mit den Vampiren löste. Andererseits würden wir einer halbwegs ordentlichen Wache von Vertrauten nur lächerlichen Widerstand leisten können. Nur Konstantinov und Walker hatten Kampferfahrung, und Walker war schwach. Warteten wir allerdings bis Vollmond (wenn wir mal von der bedrückenden Annahme ausgingen, dass Konstantinov und ich so lange warten konnten, wenn wir erst mal wussten, wo sie waren) und griffen mit ganzer wölfischer Stärke an, würden wir dies nach Mondaufgang tun müssen (also nach Sonnenuntergang), was bedeutete, dass wir es mit Gott weiß wie vielen Vampiren zu tun bekommen würden. Das Zeitfenster war schmal. Mondaufgang um 21 Uhr 03. Maximum der Mondfinsternis um 23 Uhr 14. Zwei Stunden, um mit dem Leben meines Sohnes zu spielen. Madeline, wie ich wusste, hatte sich eine Wiederholung des Angriffs auf Murdochs Unterschlupf in Berkshire

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