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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Bruders auf mich zu nehmen, dann sollte es wohl so sein. Wir hätten eine beschädigte Liebe mit meiner Schande als Kern, aber wenigstens wäre es Liebe. Das war natürlich mit ein Grund, warum ich die Kaffeetasse geworfen hatte. Das und die Krämpfe, die Schweißausbrüche, das dornige Toben des Wolfs unter meiner Haut.
    »Erzählen Sie mir von den Vampiren bei Tag«, sagte Konstantinov.
    Vor sechzig Stunden hatten wir den Anruf von Mia erhalten. Die Schüler waren auf Kreta, in den Hügeln östlich von Ano Sfinari, in einem ehemaligen Kloster, das angeblich in ein Luxushotel verwandelt worden war, in Wirklichkeit aber von den Gläubigen gekauft und umgebaut worden war, um Remshi in der Welt der Lebenden willkommen zu heißen. Und Remshi war offenbar zurück. Als sich Mia ihnen angeschlossen hatte, »weilte« Remshi schon seit einigen Tagen »unter ihnen« (er war pünktlich zu Mitternacht am 1. Dezember mit drei Priestern und Jacqueline erschienen); ein gutaussehender, charismatischer Vampir, der behauptete, älter zu sein als die erste menschliche Äußerung, der zahlreiche erstaunliche Dinge vollführte und ein absolutes Highlight vorlegte: einen Film von sich selbst, wie er mit einer Gruppe von menschlichen Vertrauten am helllichten Tag über das Gelände flanierte. Am helllichten Tag. Mit zunehmender Stärke, so versicherte er, würde er in der Lage sein, diese Gabe an alle Vampire weiterzugeben, als Antwort auf die Loyalität zu ihm und seiner zukünftigen Königin, niemand anderer als unserer Madame Jacqueline Delon. »Und, ist er es?«, hatte ich Mia gefragt. »Taschenspielertricks und schlechte Lyrik«, hatte sie geantwortet. Doch etwas in ihrer Stimme räumte ein, dass die Angelegenheit nicht so klar war. Ich drängte sie. »Da ist etwas Wahres«, räumte sie ein. »Etwas sehr Altes. Ich weiß nicht. Das tut nichts zur Sache. Vergeuden Sie keine Zeit. Lassen Sie mich mit meinem Sohn reden.«
    Die Getreuen zu finden und sich ihnen anzuschließen, war nicht einfach für Mia gewesen. Es herrschte ein bedrückendes Klima des Verfolgungswahns. Vor sechs Monaten hatte es einen Angriff auf ein Labor des Projekts Helios in Peking gegeben, und obwohl die Schüler jegliche Beteiligung daran geleugnet hatten, nutzten die Fünfzig Familien (die entschieden hatten, dass es nun genug sei) dies als Vorwand, die Sekte zu verfolgen. Ein Urteil war gefällt worden. Todesschwadronen der Vampire waren losgeschickt worden, doch zu dem Zeitpunkt waren Jacqueline und ihre Bande schon vom Radar. In Istanbul waren ein paar Sektenmitglieder aufgespürt und enthauptet worden, aber die Führungsriege und ihre Priesterschaft blieb im Verborgenen, wie sie das auch für Mia geblieben wären, wenn nicht ihr Bruder Mitglied gewesen wäre. Sie waren gemeinsam von demselben Unsterblichen zu Vampiren gemacht worden (wann, wollte sie nicht verraten). »Keine Telepathie«, sagte sie. »Aber wenn ich will, finde ich ihn früher oder später. Funktioniert in beiden Richtungen. Das ist alles. Fragen Sie nicht weiter.« Wenn ich noch hätte fragen können, dann wohl, ob sie sicher sein konnte, dass ihr Bruder glaubte, ihre Gründe, sich anzuschließen, seien integer; und was immer sie darauf geantwortet hätte, wäre uninteressant gewesen, denn dies war der einzige Plan, den wir hatten.
    Danach hatte es Telefonanrufe gegeben, neue Gruppenbildung, Flug, das Gehangel nach Waffen. Die kamen natürlich zu spät. Wir hatten weitere achtundvierzig Stunden verloren. Konstantinov war bereit, unbewaffnet loszuziehen, eine Selbstmordmission. Als das Boot endlich am frühen Abend eintraf, musste ich ihn davor zurückhalten, die Menschen anzugreifen. Nun hatten wir keine Wahl mehr: Morgen Nacht war Vollmond. Vollmond, Wintersonnenwende, Mondfinsternis. Uns war in trunkener, nachgiebiger Unausweichlichkeit die Zeit ausgegangen.
    »Was ist los?«, fragte Trish, die von der Terrasse hereinkam, gefolgt von Lucy. Beide trugen sie Pullover und Jeans. Im Dezember war es kalt hier. (Ich hatte nicht mit Lucy gerechnet. Im Laufe der Wochen hatte sie mich das wissen lassen. Doch als es so weit war, hatte Trish das Telefon aufgelegt, sich zu mir umgedreht und gesagt: »Lucy macht mit.« In der Abflughalle in Heathrow hatte Lucy mir erzählt: »Monatelang bin ich zu Stücken meines alten Lebens zurückgekehrt wie ein verdammter Köter zu seinem Erbrochenen. Letzten Mittwoch bin ich zu einem Essen meines Lesekreises gegangen. Zur bescheuerten Carol Shields, die denkt, man

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