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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Traurigkeit. All die Zeit, die wir verloren hatten. Und schon bald würden wir tot sein. Ich lehnte mich zurück, drückte mich an ihn, spürte die gewaltige Unterströmung. Es wäre so schön, sich dem einfach hinzugeben. Eine Weile würde es nichts anderes geben. Der Mond hätte nichts dagegen. Der Mond würde gern seinen Segen dazu geben. Ich wollte mich schon zu ihm umdrehen – ich weiß, aber ich kann nicht, auch wenn nichts von alledem zählt, auch wenn Gott das Herz des Pharao verstockt hatte –
    Wir erstarrten. Die Luft hatte sich bewegt, kaum genug, um die Elfenblüten zu bewegen. Walker hatte es auch gerochen.
    Ein trockener Zweig knackte, etwas huschte durchs Unterholz.
    Dann kamen drei Gestalten aus der Dunkelheit auf uns zu.

59
    Lucy, Fergus, Trish.
    Mit einem Sack voller selbstgemachter Pflöcke. Ich erkannte Stuhl- und Tischbeine aus der Villa, grob angespitzt. Dazu die Macheten.
    Ihre Geschichten blitzten auf und stolperten übereinander, drei Versionen wie drei Säcke voller unterschiedlicher Gegenstände, die einen Hügel hinunterpurzeln, willkürlich erkennbare Einzelheiten, allgemeine Verwirrung, keine Zeit, innezuhalten und das alles in eine Ordnung zu bringen.
    Keine Ordnung, vielleicht, aber Sinn: Konstantinov und Cloquet hatten die Söldner mitgenommen und waren wie geplant bei Tageslicht eingedrungen. Seitdem hatten sie nichts von ihnen gehört. Eine Mischung aus Pragmatismus (Fergus), Angst (Lucy) und Instinkt (Trish) hatte die Werwölfe warten lassen.
    Die Chancen standen also besser und schlechter. Besser, weil wir nun zu fünft waren. Schlechter, weil die Vampire nun ziemlich sicher wussten, dass wir anrückten.

    Es gab nur zwei Möglichkeiten. Die erste lautete, en masse einzudringen und darauf zu hoffen, dass sie nichts von uns ahnten. Die zweite, dass sie nicht wussten, wie viele wir waren und das zu unserem Vorteil zu nutzen.
    MIT DIR.
    NEIN. MIT DENEN. PROFESSIONELL.
    Er wusste, das ergab Sinn. Meine drei Artgenossen konnte man nicht einfach allein lassen. Lucy war kurz davor, uns zu verlassen. Trish und Fergus waren zwar dabei, würden aber ohne Führung binnen Minuten kampfunfähig sein – vögeln, menschliche Vertraute jagen.
    DU WEISST WANN.
    ICH WEISS.
    Wir hielten uns einfach an den ursprünglichen Fluchtplan: Pässe, Geld, Erste Hilfe und Kleidung waren im Schutt eines verlassenen Bauernhauses anderthalb Kilometer außerhalb von Mesavlia versteckt, zwei gemietete Lieferwagen standen in der Stadt selbst. Wurden wir getrennt, sollte derjenige, der es zu den Fahrzeugen schaffte, bis neun Uhr früh dort warten. Wer bis dahin nicht auftauchte, war auf sich allein gestellt. Von dort war es nur eine kurze Fahrt bis zum Flughafen nach Chania.
    TUT MIR LEID. ALLES.
    Es ist immer alles falsch: Das Timing, dass man urplötzlich nur noch Lebwohl sagen kann, dein ungläubiger Körper, der sich dazu zwingt, sich umzudrehen, wegzugehen, loszurennen.

60
    Die Mauer rings um das Kloster hatte drei Tore. Das mittlere stand offen. Es war niemand zu sehen, doch als ich über die Schwelle trat, zwang mich der Gestank nach Vampiren auf alle viere. Ich gab schaudernd Galle und Speichel von mir. Die Welt bot belebte Details, falls ich denn nach Dingen suchte, auf die ich meine Konzentration verschwenden wollte: der Schatten eines vom Mond beschienenen Kieselsteins; eine Kippe; der kühle Boden. Darüber muss man hinwegkommen. Man muss. Der heroische Imperativ. Meinem Körper war das egal. Als ich zitternd auf die Beine kam, waren sie leer. In meinem Kopf nistete ein summender Schwarm.
    Eine Veränderung des Lichts ließ mich nach links schauen. Ein Vampir, männlich, jung, groß und blond, mit einem Streifen der lächerlich wirkenden Riechblockierpaste unter der Nase, stand über dem westlichen Tor und hatte eine Waffe auf mich gerichtet. Zwei weitere Vampire tauchten neben ihm auf – einer männlich, mittleren Alters, schwarz, einer weiblich mit einem blitzblanken Gesicht mit Adlernase und dunklen, in der Mitte gescheitelten Haaren – so als würden sie einfach aus dem Nichts erscheinen –, ebenfalls mit Pastenbärten. Ich war nicht sonderlich überrascht, zwei weitere von ihnen zu sehen, als ich den Kopf zum Osttor drehte – weiblich, Typ Meg Ryan, männlich, mit Irokesenschnitt und Gesichtspiercings – die auf der anderen Seite ihrer Kollegen kauerten. Alle zielten stumm auf mich.
    »Silber«, sagte Schnabelnase. »Man erwartet Sie. Gehen Sie hinein.«
    Hoffen wir, dass sie

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