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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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schlimmere Augenblicke, die Sprache zu verlieren.) Er blieb stehen, erlitt einen Augenblick der Schockstarre, stand mit offenem Mund da, hielt die Arme leicht vom Körper ab, dann machte er kehrt, packte Kaitlyns Hand, riss sie hoch und zerrte sie ins Haus zurück. Bis ich über die Türschwelle gekrochen kam, hatte er sie bereits halb bewusstlos an das Abflussrohr im Bad unten im Keller gefesselt.
    » Merde … merde … merde  …«, sagte er ganz neutral, als würden die Gefühle hinter den Worten fehlen. Sein Gesicht war blass und nicht nur schweißig, sondern nass. »Oh, mon ange, mon ange … «, noch immer ohne erkennbare Gefühle. »Himmel. Verdammt. Merde .«
    Ich hatte noch genug Kraft, um es bis zur Couch zu schaffen, aber ich wusste, mehr war von meinen Beinen für längere Zeit nicht zu erwarten. Nun war es so weit, und Cloquet erstarrte. Unter Schmerzen sah ich, dass er angesichts der zentralen Tatsache – Geburtshelfer bei einem Werwolfbaby – zu allem Möglichen fähig war: in Ohnmacht fallen; ein Ski-Doo schnappen und verschwinden; mir den Kopf abschneiden; medizinische Hilfe holen; sich hinsetzen und eine Zigarette rauchen.
    Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Ich wollte ihn sowieso nicht dabeihaben. Es gab für ihn nichts zu tun, nicht nur, weil ihm jegliches fundiertes Wissen abging (trotz der Grundlagen der Geburtshilfe und Gynäkologie , die er auf dem Nachttisch liegen hatte), sondern weil ich mir die Kräfte sparen musste, die seine Anwesenheit fordern würde. Was mit mir geschah, verlangte all meine Aufmerksamkeit, all mein Dasein, alles, was ich hatte. Und selbst das war noch nicht genug.
    Die nächste Wehe kam und stieß direkt mit einem letzten trotzigen Aufbäumen des Hungers zusammen. Ein Augenblick, in dem sich alles die Waage hielt – ein salziger Hauch nach der ohnmächtigen Kaitlyn; selbst Cloquet stand kurz in Gefahr, von einem Schlag mit den Krallen erfasst zu werden – dann verschwand der Appetit, verglühte im Sonnenfeuer der nächsten Wehe, und ich war allein mit der einen dringlichen Angelegenheit, der schreienden fixen Idee der Gebärmutter: Holt endlich dieses verdammte Ding aus mir heraus .

7
    Ich landete unter dem Esstisch, ohne zu wissen, wie ich dort hingekommen war. ›Eine Hündin wird sich einen geschützten oder versteckten Ort suchen, um ihre Welpen zu gebären. Dabei kann sie durchaus die gemütliche Kiste übersehen, die Sie ihr bereitet haben, aber das ist normal. Lassen Sie sie ihren Instinkten folgen.‹ Was für ein Brüller, aber Wolf räumte mit allen Illusionen von Würde auf, die die menschliche Hälfte noch hegen mochte. Irgendwo zwischen Wiederholungen von Friends in Hotelzimmern und surreal durchblätterten Elles war ich auf canine-health.com gelandet; der Ton der Seite schwankte zwischen pseudoklinisch und aufdringlich bodenständig. ›Nein, die Hundemama freut sich NICHT über gleißendes Licht und Menschenmassen an ihrem großen Tag, so gern die Kinder (und Erwachsenen!) auch zuschauen mögen. Lassen Sie der kleinen Dame ein wenig INTIMSPHÄRE.‹ Ich hatte die Webseite in einem Anfall von Selbstverspottung aufgesucht und hatte wohl kaum mehr als zwei Minuten damit verbracht, den Inhalt durchzugehen, doch es war mir im Gedächtnis geblieben. Lykanthrope Verdrahtung oder das unterbewusste Eingeständnis meiner Eins-zu-Dreißig-Chance, es zu brauchen. Und nun war es so weit, ich brauchte es.
    Drücken. Nicht drücken. Atmen. Hecheln. Drücken. Atmen. Nicht drücken. Den Grundlagen zufolge gab es eine Technik, eine Methode. Ich hatte sie vielleicht mal gewusst, aber jetzt nicht mehr. Jetzt hatte ich nur das Gefühl, langsam – beginnend zwischen den Beinen – auseinandergerissen zu werden. (Dazu noch Verärgerung darüber, dass es überhaupt eine Methode gab. Was war mit den Millionen von Frauen, die ihre Kinder bekommen hatten, ohne dass ihnen jemand gesagt hatte, wann sie drücken, atmen und hecheln sollten? »Ist doch alles Blödsinn«, hatte Lauren im Sexualkundeunterricht geflüstert. »Die Frauen am Amazonas verschwinden einfach im Dschungel und kriegen ihre Kinder allein. Die graben sich ein Loch und stopfen Blätter hinein und kauern sich hin. Die haben keine Beinhalterungen und Einläufe und bescheuerte Ärzte, die über Golf reden.«) Keine Position war für längere Zeit erträglich. Ich musste in Bewegung bleiben: auf allen vieren; seitlich; rücklings; kauern. Die Wehen leerten mir den Verstand aus, so wie Gott sich

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