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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Schnaps seit der Fahrt nach Kalifornien mit Jake. Das erinnerte mich an ihn, weitete den rauen Platz, wo sein Geist hätte sein sollen. Ich dachte daran, wie ich ihn in der Nachwelt treffen würde, an die ich nicht glaubte. Unsere toten Kinder würden nicht dort sein, sondern anderswo. Wir würden sie nie wiedersehen. Jake würde sagen: »Es war nicht deine Schuld, Lu. Ich gebe dir keine Schuld daran.« Aber er würde mir merkwürdig vorkommen, wie eine Version von ihm, die ich nicht kannte. Die Version, die log.
    »He«, sagte New York und erhob sein Glas. »Sie haben mir keine Gelegenheit gegeben, stin iya sas zu sagen!«
    »Es heißt stin iya mas «, erwiderte ich. »Es sei denn, Sie wollen sich selbst von dem Toast ausschließen.«
    »Verdammt. Das mach ich jedes Mal falsch.«
    »Was?«, fragte Cloquet. »Was hat er gesagt?«
    »Nichts. Prost auf Griechisch.«
    » Stin iya mas «, sagte New York und leerte sein Glas in einem Zug.
    »Arbeiten Sie jetzt für die WOKOP oder nicht?«, fragte Cloquet.
    New York seufzte, schloss die Augen und schlug sie wieder auf. Was heißen sollte: Ich versuche mich hier ganz zivilisiert zu benehmen, aber dieser Bursche versaut mir alles. Oder er tat nur so: Es gehörte zum Spiel der satirisch höflichen Person, die er zu seinem oder des Russen Vergnügen angenommen hatte, auch wenn der Russe eher so wirkte, als sei ihm die Vergnügungssicherung – zusammen mit seinem Schlaf – schon vor Jahrzehnten durchgebrannt. »Wie wäre es mit folgendem radikalen Vorschlag«, meinte New York. »Ich erzähle Ihnen unsere Story, und Sie erzählen uns Ihre Story.« Er blickte von Cloquet zu mir, lächelte, lächelte, lächelte. Für Cloquet hieß das Lächeln: ›Komm mal wieder runter, du Arschloch, sonst verliere ich noch die Geduld.‹ Für mich hieß das: ›Dieser Penner wird dich noch umbringen – und ja, ich fühle mich zu dir hingezogen, ja, ich will dich, aber nur, wenn es gegenseitig ist.‹ (Und da das Leben die Unanständigkeit liebt, rührte sich Wolfs Libido im Schlaf und entsandte das erste Signal, dass das Erwachen auf der Tagesordnung stand. Natürlich jetzt. Natürlich dann, wenn man es am wenigsten braucht. Natürlich dann, wenn der Tod vielleicht schon im Zimmer war. Ich schaute weg.) »Ich verspreche ihnen«, fuhr New York fort, »von uns geht null Gefahr für Sie aus. Ich würde Ihnen ja sofort die Waffen zurückgeben, um das zu beweisen, aber ich fürchte« – und er sah Cloquet an – »die Chancen stehen hoch, dass Sie uns aus gallischem Zorn erschießen.«
    »Sie brauchen die Messer nicht«, sagte der Russe. Leise Stimme, passend zu seinen ausgehungerten Augen. »Aber behalten Sie sie, wenn Sie sich besser fühlen.«
    »Messer?«, fragte New York, aber der Russe schüttelte nur den Kopf. Mit unseren Messern würden wir eh nichts ausrichten.
    »Ach ja, die Küche. Und das kochende Wasser. Schon kapiert. Sie werden nichts davon brauchen. Aber ich verstehe. Ich fasse das nicht als Beleidigung auf.«
    Cloquet stand am Fenster und hielt seinen Jackensaum in den Händen, ein Tick von ihm, den ich schon eine Weile nicht mehr an ihm gesehen hatte. Ich setzte mich ans Ende der Couch. Zoës Kopf roch, wie Babyköpfe eben riechen, eines der Dinge, die ohne jede Vorwarnung die Tatsache erneuerten oder verstärkten, dass sie mein Kind war. Eins meiner Kinder. Plötzlich spürte ich die Kluft an Zeit, die vergangen war, seit die Vampire Lorcan entführt hatten. Falls diese beiden tatsächlich Ex-WOKOP-Leute waren, wussten sie vielleicht etwas. Falls sie Informationen hatten und nicht daran interessiert waren, uns zu töten, dann würde ich ihnen Geld dafür anbieten. Viel Geld. Ich würde mit ihnen schlafen, wenn das hilfreich war. Eine überraschend einfach zu treffende Entscheidung, aber zwecklos, da ich mich nicht in dem Glauben wiegen konnte, sie würden uns nicht töten, ganz gleich, ob einer von ihnen mit mir schlafen wollte oder nicht.
    »Verraten Sie uns, wer Sie sind?«, fragte ich.
    New York schenkte sich und dem Russen nach und hielt die Flasche dann Cloquet hin, der seinen Jackensaum losließ, aber den Kopf schüttelte.
    »Ich bin Walker. Das ist Mikhail Konstantinov. Wir haben früher für die WOKOP gearbeitet. Jetzt nicht mehr. Wir sind freischaffend.«
    »Was wollen Sie von uns?«, knurrte Cloquet.
    »Ach, herrje«, meinte Walker. »Zum Glück sind wir freund- lich gestimmt, sonst hätte ich Ihnen längst die Eier abgeschossen. Ist der Kerl immer so

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