Bad Moon Rising
gestresst und fettig. Sie trug einen dicken Parka und große Stiefel. »Hören Sie, ich habe nie an solches Zeug geglaubt«, sagte sie. »Aber was hier passiert ist, war echt, und diese Leute mit dem wissenschaftlichen … diese Leute mit all der Ausrüstung und allem, die haben schon Partikel gefunden, oder nicht? Ich meine, das sind doch biologische Beweise, harte Fakten. Dieses Etwas war so wirklich wie Sie, die Sie da stehen, und all die Leute, die behaupten, ich bin verrückt, die können einfach mit diesen Wissenschaftsleuten reden, und einfach … verstehen Sie? Dieses Etwas war da. Absolut echt.«
Cloquet und ich schauten uns den Rest der Sendung an. Die Geschichte dürfte als winzige Meldung in einer Telefonshow einer Radiostation oder einer billigen Talkshow im Fernsehen in Fairbanks angefangen und Aufmerksamkeit geweckt haben. Wahrscheinlich die von einem paranormalen Irren mit Geld. Dann die Wissenschaft. Dann die Polizei. An dem forensischen Team waren Polizeimarken zu erkennen.
»Merde« , sagte Cloquet. »Na toll.«
»Da können wir eh nichts mehr machen«, meinte ich. »Außerdem sind wir nicht mit den Ausweispapieren gereist, mit denen wir das Haus gemietet haben. Sie werden nicht nach uns suchen. Sie wissen ja nicht mal, dass wir das Land verlassen haben.«
»Sie wird denen eine Beschreibung gegeben haben«, widersprach Cloquet. »Und wenn sie sich die Überwachungsaufnahmen vom Flugplatz in Anchorage anschauen –«
»Vergiss es einfach. Das ist alles nicht in unserer Hand.«
Das Telefon klingelte.
Walkers Telefon. Meine Kopfhaut brannte.
»Hallo?«
Die Stille vor seiner Stimme war wie tiefstes Weltall. Ich wusste, was kam.
»Wir haben sie gefunden«, sagte er. »Sie haben deinen Jungen und Natasha. Wir müssen schnell handeln.«
30
Hoyle zufolge hielten sie sich in einem verlassenen Bauernhof fünfundzwanzig Kilometer außerhalb von Macerata in den Marken in Italien auf. Jacqueline Delon, fünf weitere Vampire, vier menschliche Vertraute, Natasha Konstantinov und ein kleiner, zweieinhalb Wochen alter Werwolfjunge.
›Kühl bleiben‹, sagte ich mir. ›Lass dein Herz aus dem Spiel. Ist das erst mal involviert, wirst du alles versauen.‹ Doch ich hockte krank vor Adrenalin und Hoffnung und Angst auf dem Bett.
»Wir fliegen nach Rom«, erklärte Walker, »dann weiter nach Falconara, von dort aus werden wir gefahren. Das große Problem sind Waffen.«
»Warum?«
»Weil es vielleicht keine gibt.«
Ich versuchte, mir das alles vorzustellen. Ich sah Walker, Konstantinov und mich, wie wir über eine Weide mit hohem trockenem Gras unter aquamarinblauem Himmel gingen. Ich hatte eine sehr klare Vorstellung davon, wie es sich anfühlen würde, vollkommen unbewaffnet zu sein, Luft strich mir über die leeren Hände.
»Und wie soll das ohne Waffen gehen?«
»Na ja, wir gehen am helllichten Tag hinein, das schaltet schon mal die Vampire aus. Dann geht es nur noch um die vier Vertrauten.«
»Vier bewaffnete Vertraute.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber wir sind zu sechst.«
»Sechs? Was ist aus den zwanzig geworden?«
»Na ja, Murdoch hat vier von ihnen erledigt. Die anderen sind entweder in den Untergrund gegangen oder schlichtweg nicht interessiert. Ist ja nicht so, als würden die sich alle für Mikes Frau einsetzen wollen. Und keiner von denen will sich für dich oder deinen Sohn einsetzen. Ich habe gesagt, du zahlst, aber Geld ist nicht ihre Hauptsorge. Im Augenblick ist ihnen das Überleben wichtiger. Tut mir leid. Du wirst mir einfach vertrauen müssen, dass wir es schaffen können. Sag auch dem Team gegenüber kein Wort davon, dass wir vielleicht keine Waffen haben. Wenn es wirklich keine gibt, werden wir uns zu gegebener Zeit darum kümmern. Jetzt brauche ich nur noch deine Passdaten.«
»Wir nehmen einen regulären Flug?«
»Im Gegensatz zu welcher Alternative?«
»Keine Ahnung. Irgendwas unterhalb des Radars.«
»Das waren die guten alten Zeiten. Heute stehen wir außerhalb der Organisation. Helikopter, schweres Gerät, Geisterflüge, unbegrenzte Bewegungsfreiheit – alles vorbei.«
Und wozu habe ich dich dann angeheuert?, brauchte ich nicht zu fragen.
Entweder arbeiten wir zusammen, oder du bist auf dich gestellt, brauchte er nicht zu antworten.
Ein kurzer stiller Augenblick, in dem wir beide über die Verbindung hinweg fühlten, wie sehr wir das alles durch unseren Sex verkompliziert hatten.
»Und was machen wir mit der Prinzessin?«, fragte er.
»Frag mich, wenn es
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