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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Mr Sobel. Die Zeit läuft ab dem Genuss des zweiten Beutels. Bewaffnen Sie sich und rein mit Ihnen.«
    Einer der Jäger reichte Tunner einen Polizeiknüppel und einen dicken roten Filzstift. Sobel griff in der Zwischenzeit in eine Tasche und zog zwei weitere Blutbeutel heraus. Tunner betrat den Käfig, und die Tür wurde hinter ihm verriegelt. Sobel warf die Beutel dem liegenden Caleb hin. Caleb starrte sie an. Ich fragte mich, wie oft er diesen Kampf gegen seinen Durst schon durchgemacht hatte. Doch ganz gleich wie oft, er hatte jedes Mal verloren. Er würde auch weiterhin jedes Mal verlieren. Man konnte es ihm im Gesicht ablesen. Der einzige Ausweg war, nicht zu trinken. Aber der Vampir trank jedes Mal. Jedes Mal.
    Ich beobachtete alles Weitere. Zum einen, weil die Zwangssolidarität der Gefangenschaft das verlangte, zum anderen, weil ich nicht länger zu jenen gehörte (tatsächlich noch nie gehört hatte), für die Wegschauen eine Option war. Ganz gleich, welcher Schrecken sich auch vor mir abspielte, ich schaute hin. (Meine Mutter war da nicht anders gewesen. Ich hatte das Ende eines Streits mitbekommen, den sie mit meinem Dad gehabt hatte. »Du hast kein Herz«, hatte er gebrüllt. »Du hast ein Auge. Ohne Augenlider, immer auf, und alles musst du sehen.« »Ja«, hatte meine Mutter mit entsetzlich ruhiger Freundlichkeit erwidert, »wie Gott.«) Caleb biss in die Beutel und trank das Blut. Die deutlich sichtbare Landkarte der Adern verblasste ein wenig. Caleb kam erst auf die Knie, dann auf die Füße, auch wenn er offenkundig noch schwach war und nun, mit dem Geschmack im Mund, nach mehr Blut gierte.
    Tunner näherte sich, frech entspannt.
    »Er ist noch nicht so weit«, rief einer der Zuschauer.
    »Na klar ist er das«, erwiderte ein anderer. »Na los, Junge, die Bar hat geöffnet.«
    »Na los, Casper.«
    »Erteil ihm eine Lektion, Junge.«
    Doch Caleb rührte sich nicht. Ich konnte an seinem Unterkiefer sehen, welche Anstrengung ihn das kostete, wie sein Reiter gleichzeitig die Sporen gab und an den Zügeln riss.
    »Schaut euch mal die Willenskraft bei dem Burschen an. Schaut mal.«
    »Er schlägt zu … jetzt …«
    »Tut er nicht. Er ist ein verschissener Zen-Meister. Immer mit der Ruhe, mein Sohn. Guter Junge.«
    »Komm schon, Tunner, verdammte Scheiße.«
    Tunner war fast in Reichweite. Caleb starrte zu Boden. Seine nackten Füße waren schön, feinknochig.
    »Na los, Junge, zeig’s ihm.«
    »Er will doch nicht vor seiner neuen Freundin als Weichei dastehen.«
    Diese Bemerkung hatte zwei Auswirkungen. Zum einen drehte Caleb schnell den Kopf in Richtung des Sprechers. Zum anderen befeuerte er Tunner. Er sprang vor und riss das elastische Gummiband an Calebs Hose herunter. Plötzlich konnte man die kleinen Genitalien des Jungen sehen – zur johlenden Freude der Meute. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er die Hose wieder hochgezogen hatte – doch damit war sein Widerstand gebrochen. Er stürzte mit offenem Mund und gebleckten Fangzähnen auf Tunner zu – in einer Geschwindigkeit, mit der Tunner offensichtlich nicht gerechnet hatte, da sein ausweichender Sprung ihn direkt in den Stacheldraht warf. Caleb stürzte sich wieder auf ihn, und schon war die Atmosphäre im Raum angespannt. Tunner, der an mehreren Stellen blutete, entging dem Jungen erneut nur knapp. Die Meute konzentrierte sich. Menschliche Hitze und Geruch nahmen zu.
    »Vierzig Sekunden sind um!«, rief Murdoch.
    Caleb machte zwei Schritte vor und ging auf ein Knie – stand aber sofort wieder auf. Die Blutration zeigte noch immer Wirkung. Tunner kam näher, zögerte, kam noch näher. Sie umkreisten einander. »Ich weiß gar nicht, worüber du dich so aufregst«, meinte Tunner. »Der ist doch sowieso zu nichts nutze, oder? Ich mein, nur gut, dass das kein Riesending ist, sonst wär das reine Verschwendung.«
    Der Junge stolperte nach vorn. Tunner täuschte links an – kam dann von rechts und ließ den Knüppel hart und schnell auf die Kniescheibe knallen. Ich hörte den Knochen splittern. Als Caleb zu Boden ging, markierte Tunner ihn unter erneutem Gejohle und leichtem Applaus mit dem Filzstift auf Rücken und Schulter – ein-, zwei-, dreimal.
    »Sobel!« rief Tunner. »Gib ihm noch einen Beutel. Der ist ja langsamer als meine bescheuerte Oma.«
    Sobel sah Murdoch an. Murdoch hielt zwei Finger hoch. Sobel grinste und warf die Beutel in den Käfig.
    Diesmal fing Caleb sie beide mit erstaunlicher Reaktion, biss in einen hinein und

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