Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
Vom Netzwerk:
einen kleinen weißwandigen Vorraum, wo einer der drei sich abwechselnden Wachen mit Laptop und Funkverbindung auf einem Stuhl an einem Klapptisch saß.
    Drei Wachen.
    Drei Männer.
    »Nein, da drin sind keine Kameras. Was haben Sie denn vor?«
    Der Wachmann hieß Devaz. Er stammte aus Goa, war Ende zwanzig, kaum größer als ich, mit einem Schuljungen-Seitenscheitel, einem rundlichen Gesicht, strahlenden braunen Augen und einer anzüglichen kleinen Lücke zwischen den oberen Vorderzähnen. Er sah nicht gut aus, aber an ihm war nichts unüberwindbar Falsches. Er hatte mir Zahnbürste und Zahnpasta eingeschmuggelt, ich konnte ihn nicht hassen. Entscheidend war vor allem, dass er so offenkundig empfänglich für Sex war (was wohl auch hinter Zahnbürste und Zahnpasta steckte), dass derjenige, der dafür verantwortlich war, ihn hier Dienst tun zu lassen, in dramatische Schwierigkeiten mit Murdoch kommen würde, wenn mein Plan gelang – und wenn Murdoch ihn überlebte.
    »Ich sehe, Sir, dass Sie eine wenig gentlemanhafte Freude daran haben, eine Lady bitten zu lassen.«
    »Keineswegs, Madam, keineswegs.«
    So der zwischen uns eingeführte Unsinn. Er wusste, was ich vorhatte (wenn auch nicht warum), weil ich es ihm an meinem ersten Tag unter seiner Bewachung gesagt hatte. Er hatte mich beim Duschen, Abtrocknen, Ankleiden beobachtet, und am Ende hatte ich alles erfahren, was ich wissen wollte. Später hatte ich mich mit ihm sehr leise und gesittet durch die Klappe unterhalten, ganz nach Art einer intelligenten Frau, die eine ungeheure Selbstverachtung beherrscht, weil sie muss. Leichtigkeit und Anstand, machte ich deutlich, standen im umgekehrten Verhältnis zur hassenswerten Niedrigkeit meines Verlangens. Memsahib in der Macht des Hausboys. Devaz liebte es.
    »Haben Sie mit Wilson gesprochen?«, fragte ich ihn am folgenden Tag zu Beginn seiner Schicht.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Es wäre sicher ganz hübsch, wenn da nicht die Vorstellungen wären, die ich hinsichtlich meiner Weiterbeschäftigung hege.«
    Rhetorik. Dass er mit Wilson gesprochen hatte, machte das Ganze zu einem Fait accompli . Ich hätte natürlich mit Wilson selbst reden können, aber Devaz sagte, wo es langging. Außerdem war das Ego des Mannes aus Goa so groß, dass er wohl beleidigt gewesen wäre, wenn ich erst mit Wilson gesprochen hätte. Mutter und Schwestern hatten ihn vergöttert. Das konnte man am Blitzen seiner Augen und der nicht korrigierten Zahnlücke sehen.
    »Nun gut«, meinte ich. »Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
    Es handelte sich um eine Verführung in zwei Teilen. Teil eins war simpel. Er sprach durch, unter oder gerissenerweise neben dem bereits eingeführten Unsinn ganz allein den pornographisierten Mann an. Dazu musste ich ihn nur auf eine Weise anschauen, die ihm verriet, dass ich die Dinge kannte, die er wollte, dass ich das meiste davon äußerst willig und den Rest entweder mit erregend offenkundiger Verachtung oder heißgesichtiger Überraschung tun würde. Teil zwei sprach den Skeptiker und lausigen WOKOP-Angestellten an. Dazu brauchte ich Überredung und Vernunftargumente. Wusste er denn nicht, was mit meiner Art geschah, je näher wir dem Vollmond kamen? Zu all dem, was ich erleiden musste – Gefangenschaft, der Verlust meiner Kinder, die Würdelosigkeit des Labors, die Gewissheit meines Todes –, kam noch der ununterbrochene Angriff von, na, Sie wissen schon . Ich sagte zu ihm, ebenfalls in aller Ruhe, dass ich ihn in der Welt draußen nicht weiter beachten würde, dass dies aber nun mal außergewöhnliche Umstände seien. Und unter diesen Umständen, ob er es nun glauben würde oder nicht (wieder ganz ruhig vorgetragen), würde er mir einen Gefallen tun. Ich würde sogar die Fesseln tragen, falls das leichter für ihn wäre. Der pornographisierte Mann hatte schon ja gesagt, ja, Himmel nochmal, ja. Der Skeptiker und lausige WOKOP-Angestellte musste erst noch eine gewisse Zeit der Verleugnung abarbeiten.
    »Wie können Sie erwarten, dass ich mit Ihnen eine Beziehung eingehe, wo Sie mir doch gesagt haben, Sie würden mich nicht im mindesten attraktiv finden?«
    »Nun, weil ich weiß, dass dies genau der Punkt ist, der die Leidenschaft eines Gentlemans weckt.«
    »Meine Güte, wie kann man so etwas sagen!«
    »Ganz leicht. Wir modernen Frauen wissen, wie so etwas funktioniert.«
    »Ich bin geschockt und sprachlos. Traurig.«
    »Oh, da kann ich Ihnen helfen. Wirklich.«
    Ich musste spielerisch und ruhig bleiben, eine

Weitere Kostenlose Bücher