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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Kombination aus überzeugender sexueller Bereitschaft und resigniertem Realismus. Nicht leicht angesichts der laut tickenden Uhr. Wenn sie erst mal mit den Amputationen anfingen, steckte ich in Schwierigkeiten. Blutige, verbundene oder sichtbar heilende Stümpfe waren nicht hilfreich. Natürlich gab es Männer, die auf so etwas standen (Laurens Bruder hatte einen Stapel perverser Pornos: auf einem Bild war eine Frau mit amputierten Beinen und zwei bärtigen Kerlen, die ihre Schwänze an den großen seidigen Stümpfen rieben), aber Devaz kam mir nicht wie einer von denen vor.
    »Ganz bestimmt, Sir, ich finde, Wilsons Zustimmung in dieser Frage beseitigt noch das letzte Hindernis zu unserem Glück.«
    Natürlich hatte Wilson, ein großer, drahtiger Kerl von sechsundzwanzig Jahren, mit roten Haaren und einem Adamsapfel, der seine Speiseröhre wie einen kleinen Ellbogen knickte (der aber der Armdrückchampion der Einheit war) und der Wache schieben sollte, während Devaz bei mir war, wissen wollen, was er davon habe. »Was glaubt er denn?«, hatte ich Devaz gefragt, als ich kurz die Geduld mit diesem eingeführten Unsinn verlor. »Er ist doch nicht schwul, oder? Ist doch nicht so, als würden wir beide uns verloben.« Tatsache war, ich brauchte Wilson. Devaz allein war vielleicht noch nicht genug. Harris, der dritte Mann, war der am besten Aussehende von ihnen, engelsgleiche dunkle Augen und grausame Wangenknochen, aber er war auch, so Devaz’, Wilsons und mein eigener Eindruck, ein Pedant und zunehmend der WOKOP-Ideologie verfallen. Wie schade. Ich brauchte eigentlich drei. Drei war die Zahl, die mir von Anfang an vorgeschwebt hatte, als ich entschied, was ich zu tun hatte.
    »Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie das Risiko dabei entsprechend würdigen, Madam. Das ungeheure Risiko für meine Reputation.«
    Zeitfenster war die Duschzeit. Die Eierköpfe verließen das Labor, und es mochten etwa fünfzehn, zwanzig Minuten vergehen, bevor ich geschrubbt, mit frischem Atem, nassen Haaren und im Kittel wieder auf meiner Überwachungskamera in der Zelle auftauchen sollte. Fünfzehn, zwanzig Minuten allein im kamerafreien Gang mit meinem bewaffneten Voyeur. Wilson sollte den Vorraum besetzen und Devaz Bescheid geben, falls jemand auftauchte. Ich durfte nur bei Devaz nicht die Nerven verlieren, das war alles.
    Harris, der Pedant, sprach überhaupt nicht mit mir. Wenn er Dienst hatte, konnte ich nichts anderes tun als in meiner Zelle zu sitzen oder zu liegen und den Plan durchzugehen (bei dem es sich in Wahrheit nur um eine Idee handelte, eine Wette um alles oder nichts), mir Sorgen um meine Kinder zu machen oder alles durchzukauen, was geschehen war. Caleb war still geworden, als ich ihm sagte, welchen Gammou-jhi sie opfern wollten. Nach einer Weile hatte er gesagt: »Wenn ich wüsste, wo sie ihn festhalten, könnte ich es Ihnen nicht sagen.« Und nach einer weiteren Pause: »Deshalb bin ich froh, dass ich es nicht weiß. Tut mir leid.«
    Mia, seine ›Mutter‹, war keine Gläubige. Was sie anging, waren die Schüler fanatische Idioten, und Remshi gehörte in dieselbe Kategorie wie Aschenbrödel oder der Mann im Mond. Wie alle Kulte hatte auch der von Jacqueline erst alle Nichtmitglieder sanft hinausgedrängt, dann auf sie herabgeschaut, dann den Kontakt mit ihnen rundheraus verboten. Es war zu einer Krise gekommen. Caleb hatte mit Mia gebrochen. Wohl auch ihr Herz, las ich zwischen den Zeilen. Ihr letzter Streit war giftig gewesen. Er hatte getobt, sie hätte ihn für immer in den Körper eines Elfjährigen gesperrt und in ein mörderisches Monster verwandelt, und sie sei schuld, dass er sich selbst hassen und keine Chance mehr haben würde, mit reiner Seele zu sterben. Er hasse sie, er wünschte, sie wäre tot, wirklich tot, so seine letzten Worte zu ihr, bevor er weglief. Drei Tage später hatte die WOKOP ihn geschnappt.
    »Besser als nichts«, meinte Devaz, als er am fünften Tag ohne jede Vorwarnung das Geplänkel beiseiteschob und eine der blauen Matten aus meiner Zelle in den Gang schleifte.
    Ich dachte an all die Male, bei denen ich ganz kurz davor gewesen war zu schreien: ›Willst du mich jetzt endlich vögeln, um Himmels willen?‹ – und dann dankte ich dem Gott, den es nicht gab, dafür, mir Geduld gegeben zu haben.
    »Hände vor. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Der Wechsel zu einfacher Sprache entmutigte uns. Ich fragte mich kurz, ob er wohl gewalttätig werden würde, dann ging mir auf, dass es sich das nicht

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