Baedeker Reisefuehrer Toskana
1348 verursachte die Pest einen katastrophalen Bevölkerungs- und Wirtschaftsrückgang. Von 1487 bis 1512 regierte Pandolfo Petrucci, genannt »Il Magnifico«, die Stadt. Unter seinen weniger beliebten Nachfolgern wurde Siena bald erneut zum Zankapfel kaiserlicher und päpstlicher Interessen. 1559 wurde es im Frieden von Chateau-Cambrésis an Herzog Cosimo I. abgetreten – das Ende der freien Stadtrepublik war damit besiegelt.
**PIAZZA DEL CAMPO
Herz der Stadt
Die zentrale Piazza del Campo wurde im 13./14. Jh. angelegt und 1956 zur ersten Fußgängerzone Italiens erklärt. In ihrer baulichen Geschlossenheit zählt sie zu den schönsten Plätzen weltweit. Das fächerartig aus hellem Travertin und rotem Backstein in neun Sektoren geteilte Pflaster steigt zum Halbrund der eleganten gotischen Paläste an, die den Platz im Nordwesten begrenzen. Den Abschluss des mittleren Sektors bildet die * Fonte di Gaia (Freudenbrunnen), die einst Sienas Wasserversorgung sicherte. Das reich geschmückte rechteckige Wasserbassin, ein Meisterwerk von Jacopo della Quercia (1419), wurde 1868 erneuert. Die Originalreliefs befinden sich im Palazzo Pubblico. Zweimal im Jahr ist die Piazza del Campo Schauplatz des legendären Palio-Rennens (Baedeker Wissen siehe >> ).
**Palazzo Pubblico mit Museo Civico
An der Südseite der Piazza steht der großartige Palazzo Pubblico, ein 1309 aus Travertin und Backstein errichteter, gotischer Kommunalpalast. Die Blockhaftigkeit des Baus wird durch die Reihen spitzbogiger Drillingsfenster und die Zinnenbekrönung aufgelockert. In den Bogenfeldern ist das weiß-schwarze Wappen Sienas, die »Balzana«, angebracht. In der Mitte des ersten Obergeschosses sieht man das Wappen der Medici-Fürsten, die seit 1570 als Großherzöge der Toskana regierten. An der Fassade finden sich Darstellungen der Kapitolinischen Wölfin – ein Verweis auf die sagenhafte Stadtgründung Sienas durch Senus, den Sohn des Remus.
Der Palazzo ist Sitz des Museo Civico, das herrliche ** Fresken von Lorenzetti besitzt, in denen sich das Selbstbewusstsein der Stadt im 14. und 15. Jh. widerspiegelt. Am berühmtesten ist die Allegorie »Das gute und das schlechte Regiment« (1340), die Ambrogio Lorenzetti für die Sala della Pace (Friedenssaal) entwarf. Das Fresko gilt als eines der frühesten Beispiele profaner Bildkunst in Italien. Im »Buongoverno« sind eindrucksvoll Tugenden wie Gerechtigkeit, Großmut, Friedensliebe und Eintracht sowie Alltagsszenen mit der Stadtvedute von Siena dargestellt, denen im »Malgoverno« die Auswirkungen von Tyrannei, Hochmut, Geiz, Betrug, Verrat, Grausamkeit und Misswirtschaft gegenüberstehen.
In der ** Sala del Mappamondo malte Simone Martini das Fresko der »Maestà« (= thronende Madonna, um 1315) und gegenüber die Darstellung des Feldherrn Guidoriccio da Fogliani (1329), eines der ältesten, stilistisch wegweisenden Reiterbilder der gotischen Kunst. Die vielen Beispiele einer »Maestà« in Siena erklären sich aus der Verehrung der Gottesmutter seit der siegreichen Schlacht von Montaperti 1260; vor der Schlacht waren ihr die Stadtschlüssel mit der Bitte um Hilfe zum Sieg geweiht worden – Siena nannte sich anschließend »Civitas Virginis«. Zwei weitere große Fresken in diesem Raum zeigen den Sieg der sienesischen Truppen über die Florentiner bei Poggio Imperiale, Werke von Giovanni di Cristoforo und Francesco d‘ Andrea (1479). Ihren Namen erhielt die Sala del Mappamondo nach einer Weltkarte Ambrogio Lorenzettis aus dem Jahr 1344, die verloren gegangen ist. Angeschlossen an den Weltkartensaal ist die Stadtpalastkapelle mit einem Vorraum (Anticappella), den 1414 Taddeo di Bartolo mit einem Freskenzyklus ausschmückte. Die Sala di Balia bemalte Spinello Aretino 1407 mit Szenen aus dem Leben Papst Alexanders III. Ein schöner Abschluss des Museumsbesuchs ist der Ausblick vom obersten Stockwerk (Loggia dei nove) auf den Marktplatz und über die Stadt.
1.11. – 15.3. 10.00 – 18.00, 16.3. – 31.10. 10.00 – 19.00 Uhr; Eintritt: 8 €
Torre del Mangia
An der linken Ecke des Palazzo Pubblico ragt der Rathausturm, einer der kühnsten Turmbauten des Mittelalters, in die Höhe. Bis zur Spitze des metallenen Glockenkäfigs erreicht der Turm, den die Brüder Minuccio und Francesco di Rinaldo 1338 – 1344 bauten, eine Höhe von 102 m. Seinen Namen verdankt er dem Glöckner Mangiaguadagni (wörtlich übersetzt etwa »Verdienstfresser«), der durch sein Läuten die Arbeitszeiten regelte. Wer bis
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