Baedeker Reisefuehrer Toskana
wusste sie individuell umzusetzen. Donatello veränderte auch die Ausformung des Reliefs grundlegend, indem er den Grund zu einem sphärischen dreidimensionalen Raum ausgestaltete. Bei Lorenzo Ghiberti lässt sich dieser stilistische Umbruch sehr gut nachvollziehen: Mit den 28 Reliefs an den Bronzetüren des Baptisteriums (Florenz, 1403 – 1424) schuf er ein Werk, das noch stark der Gotik verwandt ist und nur sehr zögerlich Motive der Frührenaissance aufnimmt. Dagegen ist die Formenwelt der Renaissance bei der Bronzestatuette des Stephanus 1427/1428 für Orsanmichele (Florenz) sehr ausgeprägt: Ruhe und Anmut strahlt der junge Märtyrer aus. Andrea del Verrocchios Arbeiten für Orsanmichele, darunter die Bronzegruppe »Christus und hl. Thomas«, entstanden meist im Auftrag der Medici. Luca della Robbia und sein Neffe Andrea übertrugen die Fayencetechnik auf die Großplastik und schufen eine Fülle von Majolikabildwerken. Zu Beginn beschränkten sie sich lediglich auf weiße Relieffiguren vor blauem Hintergrund, später wurden die Terrakotten farbenprächtig wie bei dem Bilderfries am Ospedale del Ceppo von Pistoia.
Vor allem (aber nicht nur) als Bildhauer betätigte sich der Universalkünstler Michelangelo Buonarroti (Berühmte Persönlichkeiten). Wohl am berühmtesten sind sein viel kopierter Marmor-»David« (Galleria dell‘ Accademia, Florenz), das Gemälde »Die Heilige Familie« (Uffizien, Florenz) und die Grabkapelle der Medici bei San Lorenzo in Florenz. Zahlreiche Künstler Italiens kamen in die Arnometropole, um dort auch von seinem Vorbild zu lernen, bevor sie sich wieder in ihrer Heimat niederließen.
Malerei, Masaccio
Als Masaccio 1427 mit der Ausstattung der Brancacci-Kapelle in Florenz begann, bestimmte noch die internationale Gotik den Stil der meisten seiner Kollegen. Mit den Brancacci-Fresken und dem gemalten Grabdenkmal mit der Hl. Dreifaltigkeit von Santa Maria Novella (Florenz) leitete er einen Umbruch ein: Die Perspektivregeln sind wissenschaftlich korrekt befolgt, die Körper sind in einen Raum eingebunden und mittels Licht und Schatten plastisch herausgearbeitet. Die Gestaltung des Bildes als perspektivischer Bildraum wurde von Paolo Uccello, Filippo Lippi und Andrea Castagno aufgenommen und weiterentwickelt, während außerhalb von Florenz die Bildsprache der internationalen Gotik noch lange gepflegt wurde. Die eher zeichnerisch-lineare Ausrichtung der Florentiner Malerei bereicherte Domenico Veneziano ab 1438 durch eine intensive Kolorierung. Mitte des 15. Jh.s setzte auch in der Malerei verstärkt eine Antikenrezeption ein. Antonio del Pollaiuolo war fasziniert von komplizierten antiken Bewegungsmotiven, die er in seinen Werken festzuhalten versuchte. Raum und Atmosphäre sollten den Ausdruck seiner Personen unterstreichen. Der Karmelitermönch Fra Filippo Lippi verklärte in seinen Werken biblisches Geschehen durch weltlich-irdische Schönheit wie beim 1452 – 1466 ausgeführten Freskenzyklus im Dom von Prato und der »Verkündigung« in San Lorenzo von Florenz. Erstaunliche Plastizität und Wirklichkeitsnähe kennzeichnen die von tiefer Gläubigkeit erfüllten Fresken Fra Angelicos im Florentiner Kloster San Marco. Als großer Meister der Perspektive gilt Piero della Francesca ; sein 1452 – 1464 entstandener Freskenzyklus für die Kirche San Francesco in Arezzo gehört zu den ausdrucksstärksten Werken der Renaissance-Malerei. Stimmungsvolle, idealtypische Figuren und Formen malte der Florentiner Sandro Botticelli , der seinen Gemälden zahlreiche Porträtfiguren einfügte und seine Kompositionen betont linear konzipierte. Eine verträumte Melancholie scheint seine heidnisch-mythologischen Bilder zu erfüllen, darunter die berühmte »Geburt der Venus« und »Der Frühling«, beide in den Uffizien in Florenz. Eine zentrale Gestalt für die Begründung der Malerei der Hochrenaissance war Leonardo da Vinci (Berühmte Persönlichkeiten), der sich im Sinne eines »uomo universale« intensiv naturwissenschaftlich-technischen Studien widmete, Architekturpläne entwarf und auch Bühnenmaschinerien konstruierte.
Ausschnitt aus dem berühmten Freskenzyklus, den Piero della Francesca in Arezzo schuf
Manierismus
Nach einer Zeit absoluter Kunstblüte folgte ein Jahrhundert, das von Seuchen, Armut und Kriegen geprägt war. In der Hochrenaissance beherrschten die Künstler die klassische Formen- und Ideenwelt, das Verständnis der antiken Kunst hatte ein hohes Niveau erreicht, Mittel und
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