Baedeker Reisefuehrer Toskana
Technik wurden vollkommen eingesetzt. Die Florentiner Kunst begann sich von dem strengen Naturvorbild zu lösen, das vollkommene Gleichgewicht der klassischen Kunst war nicht mehr Hauptanliegen. Die Künstler wurden durch Zerfall, Laszivität und Tod herausgefordert, während zugleich Erfindung, Fantasie, Ausdruckskraft zu wichtigen Begriffen wurden. Neue Genres der Malerei wie die Landschaft und das Stillleben bildeten sich heraus. Zu den wichtigen Auftraggebern zählten neben der Kirche das Herzogshaus und die Adelsgeschlechter. Das theoretische Interesse an der Kunstgeschichte erwachte, wovon die Schriften Giorgio Vasaris zu den Lebens- und Werkbeschreibungen italienischer Künstler zeugen. Als ein Beispiel sei der Brunnen von Giambologna im Park der Medici-Villa Pratolino bei Florenz aufgeführt. Die dortige Personifikation eines Gebirgszuges erhielt die Gestalt eines alten Riesen, dessen Glieder und Bart mit dem Felsgestein, aus dem er gehauen ist, zusammenschmelzen. Die Grenzen zwischen Natur und Kunst, die sich gleichberechtigt miteinander verbinden, verwischen.
Gründung der Uffizien
In Florenz wurde schon 1582 in den – von Vasari ursprünglich als Verwaltungsgebäude konzipierten – Uffizien ein Museum eingerichtet, um die Kulturschätze, die sich aus der liturgischen Funktion befreit hatten, in der Stadt zu behalten und darüber hinaus Werke des 14.–16. Jh.s sowie Beispiele der umbrischen, emilianischen und venezianischen, der flämischen und deutschen Schule zu präsentieren.
BAROCK
Die Toskana wird künstlerische Provinz
Die italienischen Zentren des Barock waren Rom, Bologna und Neapel. Florenz wollte nie eine Barockstadt werden, sondern hielt am Stadtbild der Renaissance fest. Die wenigen barocken Neu- oder Umbauten gerieten eher nüchtern und zurückhaltend. Es fehlen ihnen die ausladenden Treppenhäuser, die mit Dekoration überladenen Festsäle und die reich verzierten Portal- oder Fensterrahmungen. Eine kurze Blüte erlebte der Spätbarock in Florenz unter Großherzog Cosimo III., der in seinen großherzoglichen Werkstätten einige Künstler beschäftigte. Zu den wenigen Gebäuden, die im Barockstil umgestaltet wurden, gehört der Palazzo Pitti, der im 17. Jh. erweitert und neu ausgeschmückt wurde. Mit der Dekoration der Säle im Piano Nobile betraute man den viel beschäftigten Maler und Architekten Pietro da Cortona, einen Meister der illusionistischen Deckenmalerei. In der zweiten Hälfte des 17. Jh.s errichteten Pier Francesco Silvani und Antonio Ferri den Palazzo Corsini mit einem monumentalen Treppenhaus und einem reich dekorierten und mit Stuck verzierten großen Saal, wodurch das Gebäude dem römischen Barock näher steht als dem florentinischen. Die Ausmalung des Chores von Santa Maria Maddalena dei Pazzi durch Pier Francesco Silvani und Cirro Ferri ist zwar reich, aber vergleichsweise derb. Überhaupt erreichte weder die barocke Malerei noch die Architektur in der Toskana die Qualität des römischen Barock.
19. UND 20. JAHRHUNDERT
19. Jahrhundert
Bereits ab dem Barockzeitalter war die Toskana künstlerische Provinz. Das änderte sich auch im ausgehenden 18. und 19. Jh. nicht. Mit der Entdeckung der römischen Altertümer und ihrer Rezeption durch die Künstler rückten Rom und die Ausgrabungsstätten im südlichen Italien in den Mittelpunkt des Interesses. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s bildeten sich wie überall in Europa an verschiedenen Orten Malerschulen und -kolonien. Ende der 1860er-Jahre sammelte sich um den seit 1847 an der Akademie von Florenz lehrenden Giovanni Fattori die Malergruppe der Macchiaioli, die einen eigenständigen, an Camille Corot anknüpfenden Frühimpressionismus entwickelte.
Jugendstil
Die Jugendstilbewegung hat in der Toskana mehr Spuren hinterlassen, als man es vielleicht von dieser Region erwarten würde. Jugendstilbauten bzw. interessante Architekturdetails dieses Stils – so z. B. Fensterrahmungen, Fassadenmalereien oder Schaufenster – findet man heute vor allem noch in Viareggio , wo nach dem großen Brand von 1917 fast die gesamte Strandpromenade im neuen Stil wieder hochgezogen wurde, aber auch in Lucca, Florenz, Pistoia und Pisa oder in Montecatini Terme. Der berühmteste Vertreter des Jugendstils in der Region war der aus Florenz gebürtige Galileo Chini (1873 – 1956), der 1896 eine Keramikmanufaktur gründete und schon bald auch im Ausland mit seinen Dekorationen Aufmerksamkeit erregte. Viele Anregungen verdankte er einem
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