Baedeker Reisefuehrer Toskana
zweijährigen Aufenthalt in Bangkok, wo er an der Gestaltung des Königlichen Palastes beteiligt war. Später verlegte Chini seine Manufaktur von Florenz nach Borgo San Lorenzo. Aus der engen Zusammenarbeit zwischen Chini und dem Architekten Alfredo Belluomini entstand z. B. das berühmte, orientalisch anmutende Caffè Margherita in Viareggio.
Malerei
Auch in Italien ging die Avantgardekunst vor allem von den Großstädten aus, waren doch Kunstrichtungen wie der Futurismus geradezu unabdingbar mit der Erfahrung des Großstadtlebens und der Industrialisierung der Gesellschaft verknüpft. Die meisten jungen Talente zog es deshalb in die Städte, so auch Gino Severini, der 1883 in Cortona geboren wurde und federführend mit Umberto Boccioni den Futurismus in der Malerei entwickelt hatte. Auch Amadeo Modigliani (Berühmte Persönlichkeiten), der 1884 in Livorno geboren wurde, fand die Anregungen für seine Kunst nicht in seiner Heimatstadt, sondern vor allem in Paris, das um die Jahrhundertwende Künstler aus ganz Europa in seinen Bann zog. Einer der wenigen international bekannten Künstler, die eng mit ihrer toskanischen Heimat verbunden blieben, war der aus Pistoia gebürtige Marino Marini (1901 – 1980). In Pistoia gibt es mittlerweile ein Museum mit Werken des Bildhauers, ebenso in Florenz.
Architektur
Zahlreiche herausragende Beispiele für Städtebau und Architektur des 20. Jh.s wird man in der Toskana nicht finden. Ein Grund dafür ist sicher darin zu suchen, dass die meisten Städte in der Toskana eine geschlossene historische Bausubstanz besitzen und dadurch wenig Raum bieten für neue Großprojekte. Zwischen 1933 und 1936 entstand der Bahnhof Santa Maria Novella in Florenz, der durch seine modernistische Formensprache zu den bedeutendsten Großbauten des italienischen Funktionalismus gehört, mit seiner Marmorverkleidung aber auch die örtliche Tradition aufnimmt. Einer der beteiligten Architekten war Giovanni Michelucci aus Pistoia, den seine Heimatstadt mittlerweile ebenfalls (wie Marini) mit einer Dauerausstellung würdigt.
Restaurierungen
Breiter gefächert sind die Möglichkeiten dort, wo es um Umnutzungen oder Restaurierungen bereits bestehender Gebäude geht. Als gelungenes Beispiel gilt der Umbau des 1994 wieder eröffneten Dommuseums in Lucca durch Pietro Carlo Pellegrini. Er fasste vier Gebäude aus unterschiedlichen Epochen zu einem Komplex zusammen, ohne die einzelnen architektonischen Eigentümlichkeiten zu verwischen.
ZEITGENÖSSISCHE KUNST
Spezielle Sammlungen und Ausstellungsorte
Auch wenn die Toskana keine Region ist, in der viele moderne oder zeitgenössische Künstler gearbeitet haben, so gibt es heute dennoch eine Reihe von Orten, an denen man ihrer Kunst begegnen kann. Besonders prominent ist der Giardino dei Tarocchi , ein märchenhafter Park mit fantastischen Skulpturen der im Mai 2002 verstorbenen Niki de Saint Phalle unweit von Capalbio. Der Skulpturenpark ist mittlerweile ein Besuchermagnet in der südlichen Toskana. Daniel Spoerri hat es Niki de Saint Phalle gleichgetan und bei Seggiano einen sehenswerten Skulpturengarten angelegt.
Auf zeitgenössische Kunst spezialisiert ist man in Prato, der ansonsten eher »kunstarmen« Nachbarstadt von Florenz: Seit 1988 werden im Centro per l‘ Arte Contemporanea Luigi Pecci Arbeiten von Richard Baquié, Willi Kopf sowie Anne und Patrick Poirier gezeigt.
Gratis und nur nach schriftlicher Voranmeldung 6 Wochen im Voraus kann man die sehenswerte private Gori Collection des Textilmagnaten Giuliano Gori nahe Montale bei Pistoia besichtigen. Die einzigartige Sammlung umfasst derzeit 56 Werke von Alberto Burri über Dani Karavan, Bukichi Inoue, A. R. Penck, Richard Serra, Robert Morris, Enrico Castellani, Emilio Vedova und Pietro Coletta (Fattoria di Celle – The Gori Collection, Via Montalese 7, 51030 Santomato di Pistoia, www.goricoll.it ). Sehenswert sind zudem die Ausstellungen im Lu.C.C.A (Lucca Center of Contemporary Art, www.luccamuseum.com ), im BLU Palazzo d‘ Arte e Cultura ( www.palazzoblu.org ) in Pisa sowie in Pisas Centro Espositivo San Michele degli Scalzi ( www.comune.pisa.it/cultura/doc/CENTROSMS.htm ).
Der in Volterra geborene Künstler Mauro Staccioli hat einen Teil seiner Großskulpturen 1972 bis 2009 markant rings um seine Heimatstadt platziert. Seine geometrischen Objekte sind z. B. an der Kirche San Lorenzo in Mazzolla, an der Zufahrt zur Fattoria Lischeto, an der Kirche Santa Lucia in Corbano oder an der
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