Baedeker Reisefuehrer Toskana
die Politik. Im selben Jahr, als er zum Mitglied der Signoria gewählt wurde (1300), brachen erneut blutige Kämpfe zwischen den Adelsgruppen in der Stadt aus, sodass der Papst den französischen Prinzen Karl von Valois nach Florenz schickte. Die Guelfen wurden der Verschwörung beschuldigt und ihre Anführer aus der Stadt verbannt. Das Urteil für ihren Anhänger Dante lautete lebenslange Verbannung, die später in eine Todesstrafe umgewandelt wurde. Verbittert und auf fremde Hilfe angewiesen, lebte Dante bis zu seinem Tod 1321 in Norditalien, zuletzt in Ravenna.
Während seiner Exiljahre entstanden seine wichtigsten Werke, darunter auch die in toskanischem Dialekt, dem Vorläufer der italienischen Nationalsprache, geschriebene »Commedia«, später mit dem Beinamen »Divina« versehen (Göttliche Komödie). Das aus 100 Gesängen in Versform komponierte, allegorische Gedicht thematisiert die grundlegenden Fragen zu Theologie und Philosophie, Kirche und Staat sowie die politisch-soziale Situation Italiens zur Zeit Dantes.
DONATELLO (UM 1386 – 1466)
Bildhauer
Als der bedeutendste Bildhauer des 15. Jh.s wird Donatello (eigentlich Donato di Niccolò di Betto Bardi) von keinem anderen Künstler seiner Zeit an Ausdruckskraft, Themenvielfalt und Reichtum des Schaffens übertroffen. Als Lehrling arbeitete Donatello u. a. in der Werkstatt von Ghiberti, als Meister schuf er in seiner Heimatstadt Florenz Standbilder für den Dom sowie für die Kirche Orsanmichele. Die Begegnung mit der römischen Antike führte ihn dann weit über das mittelalterliche Kunstempfinden hinaus. Mit dem um 1430 entstandenen »David« (heute im Museo Nazionale del Bargello in Florenz) schuf er die erste Aktdarstellung, mit dem »Denkmal des Gattamelata« in Padua das erste Reiterstandbild und mit der Figurengruppe »Judith tötet Holofernes« vor dem Florentiner Palazzo Vecchio das erste vollkommen frei stehende Gruppenmonument. Die Medici ehrten den Bildhauer, indem sie ihn in der Krypta Cosimos d. Ä. in San Lorenzo in Florenz beisetzen ließen.
GALILEO GALILEI (1564 – 1642)
»Und sie bewegt sich doch!«
Die Kirche brauchte lange, um ihren Irrtum einzugestehen: 1993 hob sie den Bann über Galileo Galilei auf – genau 360 Jahre, nachdem sie seine Lehre als ketzerisch verurteilt hatte. Bereits mit 25 Jahren erhielt der Mathematiker, Physiker und Philosoph in seiner Vaterstadt Pisa einen Lehrstuhl für Mathematik. Hier soll er auch Experimente durchgeführt haben, die ihn zu epochemachenden Erkenntnissen führten: Der Kandelaber im Dom brachte ihn zur Erforschung der Pendelbewegung, der Schiefe Turm diente ihm bei der Untersuchung des freien Falls. In Padua, wo er ab 1592 lehrte, entwickelte er u. a. die Fallgesetze. 1609 baute er das ein Jahr zuvor in Holland erfundene Fernrohr nach und erforschte mit ihm den Sternenhimmel. Als Galilei öffentlich für das bereits von Kopernikus begründete heliozentrische Weltbild eintrat, brachte ihn dies in heftigen Widerstreit mit der offiziellen Meinung der Kirche, die 1616 seine Lehre verbot. Zum Prozess kam es durch seine 1632 erschienene Schrift, in der Galilei darlegte, warum die Erde eine Kugel ist, die sich um die Sonne dreht. Am 22. Juni 1633 erging das Urteil: Abschwörung seiner Lehre und unbefristete Haft, die er mit kurzen Unterbrechungen in Arceteri verbrachte. Legende ist Galileis berühmter Satz: »Und sie (die Erde) bewegt sich doch!«
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Galileo Galilei
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KATHARINA VON SIENA (1347 – 1380)
Hochverehrte Heilige
Neben Franz von Assisi ist sie vermutlich eine der prominentesten Heiligen in Italien. Die Tochter eines Wollfärbers legte bereits mit sieben Jahren das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Als Zwölfjährige verweigerte sie die Ehe, doch erst nach zahlreichen Demütigungen erlaubte ihre Familie ihr den Eintritt in den Dominikanerorden. Als Laienschwester verschrieb sie sich der Kranken- und Armenpflege, aber auch strengen Bußübungen, bei denen sie Ekstasen und Visionen im Gebet erlebte. Außerhalb der Klostermauern setzte sie sich für die Rückkehr der seit 1309 in Avignon residierenden Päpste nach Rom ein. Am 29. April 1380, mit nur 33 Jahren, brach Katharina in Rom tot zusammen, 81 Jahre später wurde sie von Papst Pius II. heiliggesprochen. Katharinas Körper wurde in Santa Maria sopra Minerva in Rom beigesetzt, ihr Haupt ruht in San Domenico in Siena.
LEONARDO DA VINCI (1452 –
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