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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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schauen kann, als bedeute es nichts, als hätte es mich nicht für immer verändert, als hätte es mich nicht immer und immer wieder bis ins Mark erschüttert. Aber das ist die Sache mit dem Ozean: Er wird immer da sein, egal was du tust.
    „Diese Sache “, sage ich ruhig, „diese Besessenheit , die du für mich empfindest, muss aufhören.“
    Seine Augen zucken, als hätte ich meine Faust gegen sein Gesicht erhoben und ich weiß, dass ich diesmal einen Nerv getroffen habe, und es trifft mich, macht das, was zu tun ich keine Wahl habe, so viel schwerer. Ob er es vor sich selbst zugeben möchte oder nicht, er war besessen von mir, so sehr, dass es ihn blind gegenüber allem anderen gemacht hat. Ein Teil von mir hat sich in sein Leben eingebrannt, es für ihn beinahe unmöglich gemacht, sich auf sein eigenes Leben zu konzentrieren. Ich weiß das nur deshalb, weil er dasselbe mit mir gemacht hat.
    Das Summen in meinen Ohren wird lauter und ich kann nicht anders, als zu bemerken, dass es dem Rauschen einer Muschel so ähnlich ist.
    „Ich glaub dir nicht“, sagt er und bricht damit durch das Brüllen, wenn auch nur für einen Moment. „Du wirst dem hier nicht einfach den Rücken kehren. Das kannst du nicht.“
    Ich weiß, dass er Recht hat, und das ist der Moment, in dem ich mich umdrehe und zur Tür hinausgehe. Ich fühle, wie sich die Salzwasser-Galle in meiner Kehle hebt und über meinem Kopf zusammenschlägt.
    Otter folgt mir nicht.

Kapitel 12

    Wo Bär aufs
    Meer hinaustreibt

    I CH erinnere mich nicht an die Autofahrt nach Hause.
    Ich hab schon oft Leute so etwas sagen hören, und ich dachte immer, dass es dumm klingt. Wie kann man sich nicht an eine Autofahrt nach Hause erinnern? Du musst starten, anhalten und dich auf die ein oder andere Art bewegen. Autos fahren an dir vorbei, fahren vor dir und trotzdem kannst du dich nicht an die Fahrt selbst erinnern, bis du dich plötzlich auf dem Parkplatz vor deiner miesen Wohnung wiederfindest und dich so fest ans Lenkrad klammerst, das du das Gefühl hast, dass deine Finger abbrechen müssten. Du ignorierst das schwarze Loch, das sich tief in deinem Mageninneren aufgetan hat, fragst dich, warum du gerade den größten Fehler deines Lebens begangen hast, weißt jedoch, dass du alles deshalb getan hast, weil du jetzt ein Vater bist, und Väter treffen nun mal die schweren Entscheidungen, die Entscheidungen, die sonst niemand treffen kann, wenn auch nur, um diejenigen zu beschützen, die dir anvertraut sind. Wie kann man sich daran nicht erinnern?

    L ETZTENDLICH bekomme ich meinen Kopf klar (wache auf? komme wieder zu Bewusstsein?) und mir wird klar, dass ich schon seit einer Weile auf dem Parkplatz stehe. Der Nebel draußen hat sich seinen Weg ins Wageninnere gesucht, und meine Hände fühlen sich kühl an und mein Hals ist steif. Während ich die Autotür öffne, sehe ich auf die Stufen, die zu der Tür hinaufführen, hinter der ein kleiner Junge mit Schmerz in den Augen und Gift in den Adern auf mich wartet. Ein Fuß fällt vor den anderen, und irgendwie schaffe ich es die Treppe hinauf.
    Kaum habe ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt, fliegt die Tür auch schon auf. Creed starrt mich an, der Junge liegt zusammengerollt in seinen Armen. Ich versuche den Anblick, wie seine schmalen Schultern beben, zu ignorieren.
    „Was zum Teufel ist hier los?“, zischt Creed.
    Ich bin todmüde und mein Hirn läuft auf Autopilot. Ich schiebe mich langsam an Creeds Schultern vorbei und schließe die Tür hinter mir. Sie klickt zu und ich will sie nie mehr wieder öffnen. Ich finde, es ist eine ausgezeichnete Idee, für immer hier in einer Ecke zusammengerollt liegenzubleiben und zu spüren wie die sanften Strömungen über mich hinweg spülen. Sich treiben zu lassen ist besser als der Schmerz.
    „Ich schwöre bei Gott , Bär, wenn du mir nicht erzählst, was zum Teufel gerade passiert ist, werde ich –“, beginnt Creed wieder.
    „Wirst du was tun?“, frage ich ruhig. „Was wirst du tun?“
    Das lässt ihn innehalten und seine Augen verengen sich. „Was hat sie gesagt, das du tun sollst? Warum zum Teufel, ist sie zurückgekommen?“
    „Ich will nicht drüber reden.“
    „Zu schade“, erwidert er. „Otter bringt den Jungen nach Hause, und beide toben vor Wut und alles, was sie mir erzählen ist, dass deine Mutter bei dir ist, und dass sie versucht, Wiedergutmachung zu leisten, oder so.“
    Ich lache, allerdings humorlos. „Oder so“, stimme ich zu.
    Seine Augen

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