Bär, Otter und der Junge (German Edition)
werden sanfter und für einen Moment erschreckt es mich, das Grün und Gold zu sehen, das ich nie zuvor an ihm bemerkt habe. Es ist matter als Otters, aber es ist da. Ich sehe weg.
„Bär, was hat sie dir angetan?“
„Willst du mir jetzt wirklich helfen?“
Er nickt.
„Dann musst du mir einen Gefallen tun.“
„Wie gesagt. Alles.“
„Geh nach Hause.“ Ich hebe die Hand, bevor er antworten kann. „Geh nach Hause und lass uns erst mal in Ruhe. Ich weiß, dass du nur helfen willst, ich verstehe das. Ich lieb dich dafür. Aber du kannst jetzt nicht helfen. “ Ich kann ihm nicht sagen, dass es daran liegt, dass er seinem Bruder so ähnlich sieht, dass es mich zerstört.
Er sieht noch immer so aus, als wollte er protestieren, aber er sieht anscheinend etwas in meinen Augen oder hört etwas in meiner Stimme und seine Schultern sacken in sich zusammen. Ich hebe die Arme, und er übergibt mir den Jungen. Traurigkeit durchflutet mich, als ich fühle, wie mein kleiner Bruder sich bei der Übergabe anspannt. Ich denke schon, dass er sich wehren wird, aber stattdessen legt er einen Arm um meinen Hals und vergräbt sein Gesicht in meiner Brust. Ich kann fühlen wie er zittert. Oh Gott. Ich drehe mich um, um den Flur hinabzugehen.
„Du musst mich euch helfen lassen“, sagt Creed mit Verzweiflung in der Stimme. Ich sehe zurück, und er sieht beinahe so verloren aus, wie ich mich fühle. Er sagt: „Ich erinnere mich an das letzte Mal, als das passiert ist; wie stur du warst, wie stark du sein musstest. Ich erinnere mich an dich, Bär. Du kannst das nicht alleine durchziehen. Bitte.“
„Wir sind alleine“, sage ich, als ich den Flur hinunter ins Bad gehe und die Tür hinter mir schließe.
Z EIT vergeht. Dann:
Er schaudert in meinen Armen. „Sie hat das getan, oder?“, höre ich ihn flüstern.
Ich weiß nicht, was ich antworten soll.
„Sie hat das getan. Sie hat das getan. Sie hat das getan! Sie hat das getan! “ Das Letzte kommt als kleiner Aufschrei hervor. Seine Stimme bricht.
Ich finde meine Stimme. „Es tut mir leid, Junge. Ich habe getan, was ich musste, um dich zu beschützen.“ Ich weiß nicht, ob er mich hören kann, denn er ist noch immer in seinem Mantra gefangen wiederholt; „Sie hat das getan, sie hat das getan“, während er in meinen Armen hin und her schaukelt. War er schon immer so klein?
„Es tut mir leid. Aber ich muss dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist. Ich muss sicher gehen, dass niemand dich mir wegnehmen kann. Kannst du das verstehen?“ Meine Worte sind leise, denn ich weiß, sie lauter zu sagen, wird sie falsch klingen lassen. „An dem Tag, an dem sie fortgegangen ist, hab ich mir selbst was versprochen. Durch all meine Wut, durch all meine Angst und durch all meine Schuld, hab ich was versprochen. Weißt du, was ich versprochen habe, Junge?“
Er schaukelt. Sie hat das getan sie hat das getan.
Ich hebe meine Hände und lege sie sanft auf sein Gesicht, unterbreche seine Bewegung. Seine Augen fixieren sich auf meine und ich frage mich, wie viel ein Junge, auch wenn es der Junge ist, ertragen kann, bis er zerbricht. Ich lege meine Stirn gegen seine.
„Weißt du, was ich versprochen habe?“, frage ich. Er schüttelt den Kopf und ein kleiner Tropfen Wasser fällt von seinen Wimpern. „Ich habe mir selbst versprochen, dass egal, was passiert, egal, wo wir hingehen, egal, was sich uns in den Weg stellt, dass du in meinem Leben immer an erster Stelle kommen wirst.“
Er stöhnt leise auf.
„Ich hab versprochen, dass du zur Schule gehen und bekommen würdest, was auch immer du willst. Ich hab versprochen, dass ich alles, was ich habe, benutzen würde, um dich stolz auf mich zu machen und dich zu jemandem zu machen, auf den ich immer stolz sein kann.
„Aber –“
Ich schüttle den Kopf. „Psst.“ Ich küsse ihn auf die Stirn, und seine kleinen Arme legen sich um meinen Hals. „Ich wollte nie, dass du das, was sie uns angetan hat, nochmal durchmachen musst. Ich dachte, dass ich für uns beide stark genug sein könnte. Ich wollte dir geben, was ich nie hatte. Und –“ Und ich kann nicht weiterreden, weil mir die Worte in der Kehle feststecken. Seine Hände klammern sich an meinem Hinterkopf fest und ich fühle, wie Wut und Verzweiflung durch mich schießen und ich klammere mich auch an ihm fest.
„Erdbeben?“, flüstert er in mein Ohr. „Papa Bär?“
Ich nicke. Keiner kennt mich besser als er.
Er rutscht von meinem Schoß herunter, legt seine Hand
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