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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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schließt die Tür auf, öffnet sie weit und wartet darauf, dass ich einsteige. Ich seufze und versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, ob ich jemals mit ihr irgendwo hingefahren bin. Ich ignoriere all die Geschichten, die ich je von älteren Fahrern gehört habe, die über volle Marktplätze brettern . Ich nehme Platz und eine dünne Staubwolke steigt empor, als mein Hintern auf den Sitz trifft. Sie knallt die Tür zu und geht vorne um den Wagen herum. Ihre Schultern und die Motorhaube des Caddys sind beinahe auf der gleichen Höhe. Ich überlege, ob das hier vielleicht eine schlechte Idee sein könnte, aber ihre Drohung eines seifenlastigen Waterboardings unterdrückt jedwede Einwände. Sie steigt ein und ich starre, als ihr Kopf kaum über das Lenkrad hinausragt.
    Sie grinst mich an, schiebt ihren Sitz nach vorne und drückt dabei ihre Brust gegen die Hupe, welche ein wütendes Schnauben von sich gibt. Sie kichert, langt nach unten in die Seitenablage und zieht eine Sonnenbrille hervor, die praktisch ihr gesamtes Gesicht bedeckt. Sie sieht wie eine 20er Jahre Schauspielerin aus. Der Motor brüllt auf, während ich hastig nach meinem Gurt suche. Es gibt keinen.
    „Das Teil ist schon vor Jahren kaputt gegangen“, erzählt sie mir, als sie ihren eigenen Gurt in Position bringt. „Ich hab ihn letztendlich abgeschnitten. Aber du kannst völlig beruhigt sein. Wann auch immer Tyson im Wagen ist, er sitzt immer sicher auf dem Rücksitz.
    Ich will auf den Rücksitz.
    Sie lächelt und gibt Gas.

    M INUTEN später erfahre ich, wie es ist, von einer Frau gefahren zu werden, die denkt, das Ende der Welt wird kommen, wenn sie das Gaspedal nicht voll durchdrückt. und dass es in einem Caddy der frühen Achtziger, der die Farbe von Kacke hat, anscheinend keinen „Ach Du Liebe Scheiße“-Haltegriff gibt, an den ich mich klammern könnte.
    Mrs. Paquinn wirft mir einen Blick zu und muss anscheinend gesehen haben, dass mir sämtliches Blut aus dem Gesicht gewichen ist, denn sie sagt: „ Oh, mein Lieber, du musst dich wirklich beruhigen. Hab ich dir nie erzählt, dass ich als junge Frau Stock-Car-Rennen gefahren bin?“
    Ich fühle, wie sich meine Schultern ein wenig entspannen. „Nein, ich denke, diesen Teil müssen Sie übersprungen haben“, sage ich zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    „Nun, gut. Denn ich bin niemals Stock-Car-Rennen gefahren und darum wäre es eine Lüge gewesen.“
    Ich versuche, mich im Sitz kleiner zu machen und denke daran, was es nach all den beschissenen Dingen, die in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert sind, für ein perfektes Ende wäre, wenn es mich über die gesamte Windschutzscheibe verteilen würde.
    Sie wendet sich mir zu, als wir kapp dem Schicksal entgehen, in eine nett aussehende vierköpfige Familie zu rasen.
    „Nun, muss ich jetzt so tun, als wäre ich nicht neugierig oder erzählst du mir, was mit Julie passiert ist?“
    Ich schüttle den Kopf, als meine Hände sich an den Ecken des Sitzes festklammern. „Warum sollte sie schon hier sein? Um alles zu versauen – oh mein Gott, pass auf! – wie sie es immer tut“, ende ich schwach, als sie beinahe in ein stehendes Auto hinein kracht. Sie fährt stattdessen drum herum, in den entgegenkommenden Verkehr, und brettert mit gleichbleibender Geschwindigkeit um die nächste Kurve.
    „So weit war ich auch schon gekommen, Bär. Ich muss zugeben, ich hab mich mies dabei gefühlt, euch Jungs gestern Abend mit ihr allein gelassen zu haben. Ich dachte, es wäre okay, weil du diesen Oliver dabei hattest. Er ist sogar größer, als mein Joseph war, Gott hab ihn selig.“
    Bei der Erwähnung seines Namens vergesse ich, dass wir mit sechzig Meilen die Stunde durch eine geschlossene Ortschaft fahren. Traurigkeit verdrängt die Angst.
    „Bär? Mein Lieber? Hab ich was Falsches gesagt? Dieser Ausdruck auf deinem Gesicht bricht mir das Herz.“
    Ich schüttle den Kopf.
    „Es hat nicht zufällig etwas damit zu tun, das er dich gestern Abend gegen die Wand neben meiner Tür gepresst hatte und dir ins Gesicht gebissen hat, oder?“
    Oh Scheiße. Ich reiße meinen Kopf herum, um sie anzusehen, und auch wenn ich sie anbetteln möchte, auf die Straße zu achten, sehe ich weder Abscheu noch Empörung in ihren Augen. Nur Liebe, und sie ist auf mich gerichtet.
    „Sie hätten das nicht sehen sollen“, nuschle ich.
    „Ich hab nicht allzu viel gesehen“, versichert sie mir, „ich hab einen dumpfen Schlag von draußen gehört, aus meinem Fenster

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