Bär, Otter und der Junge (German Edition)
schon dabei die Tür zu öffnen, als mich Mrs. Paquinn sanft am Arm packt. Ich sehe sie an.
„Was auch immer geschehen ist, was auch immer geschehen wird , wir werden das durchstehen. Gemeinsam“, sagt sie. „Ich weiß, dass du stark bist und ich weiß, dass du mutig bist, aber niemand sollte es alleine schaffen müssen.“
„Was ist mit ihnen?“, frage ich dümmlich. „Sie sind alleine.“
Sie lacht. „Oh Bär. Mit dir und Tyson und allem anderen in meinem Leben, wie könnte ich da allein sein?“
Die Vordertür des Hauses fliegt auf und der Junge stürmt heraus. Es scheint, als könnte ich nicht schnell genug aus dem Auto kommen. Erst als ich ihm entgegenrenne, erst als er in meine Arme springt, wird mir schließlich klar, wie schrecklich meine Angst gewesen war. Wenn du in einem Panikanfall feststeckst, ist er allumfassend, fürchterlich und eiskalt. Einen Schritt davon entfernt sehe ich nun, wie dicht ich daran war, den Verstand zu verlieren. Er schluchzt in mein Ohr wie sehr es ihm leid tut und ich fühle, wie sich sein kleiner Körper an mich drückt und ich atme tief ein, nehme seinen Geruch auf und weiß jetzt genau, wie verloren ich ohne diesen Jungen in meinen Armen wäre. Ich schiebe ihn zurück und wische unbeholfen über sein Gesicht, wische die Tränen weg. Er streckt die Hand aus und wischt meine weg. Ich nehme diese kleinen Hände in meine, drücke sie gegen meine Lippen und schließe die Augen. Seine Stirn berührt meine.
„Oh, Papa Bär“, schluchzt er hervor. „Bitte sei nicht sauer auf mich. Ich wollte nur Hilfe holen. Ich bin doch noch klein. Ich kann mich nicht allein um dich kümmern. Ich wollte dich nicht sauer machen.“
„Du kümmerst dich ganz prima um mich“, sage ich mit belegter Stimme. „Ich bin nicht sauer. Ich hab nur ein wenig Angst bekommen, das ist alles. Ich dachte, du wärst weg.“
Das lässt es bei ihm wieder von vorne losgehen und er weint an meinem Hals. Ich halte ihn fester, spreche leise in sein Ohr, bis er aufhört zu schluchzen und mit dem Schluckauf anfängt. Ich fahre ihm mit der Hand durchs Haar. Es ist schon wieder so lang. Er braucht einen Haarschnitt. Ich muss einen Termin ausmachen. Meine Hände beginnen zu zittern. Ich weiß nicht warum.
Ich blicke über seine Schulter und sehe Anna neben Mrs. Paquinn stehen, ihrer beider Augen rot, ihre Gesichter feucht. Und natürlich steht Creed neben Anna, seine Augen verdächtig glänzend. Er reibt sich mit dem Unterarm übers Gesicht, und als er ihn sinken lässt, haben seine Augen den Glanz verloren. Stattdessen ist dort Entschlossenheit. Er weiß es. Und wenn er es weiß, weiß es Anna auch.
Scheiße.
Ich fühle ein Ziehen an meinem Kinn und sehe hinunter auf den Jungen in meinen Armen. Seine Nase ist verrotzt und sein Gesicht aufgedunsen, doch trotzdem ist er das Größte, das ich je gesehen habe. Und wenn er über mich und Otter Bescheid weiß und mich trotzdem ansehen kann, als hätte ich die Welt erschaffen, dann muss ich etwas richtig gemacht haben.
Ich seufze und wende meine Aufmerksamkeit wieder meiner kleinen Familie zu, die da vor mir steht. „Ich schätze, wir müssen über ein paar Dinge reden. Können wir reingehen?“
Kapitel 13
Wo Bär reinen
Tisch macht
W IR SITZEN in Annas Wohnzimmer, Tyson auf meinem Schoß, die anderen uns gegenüber auf der Couch. Der Junge scheint absolut glücklich damit zu sein, zwischen meinen Händen festzusitzen und ich muss zugeben, das geht für mich klar. Ich sehe zu den anderen hinüber. Sie blicken mich schweigend an, und in meinem Kopf wird es zu einem Spiel, wie lange wir es aushalten können, bis jemand das Schweigen bricht, als wäre es etwas Zerbrechliches. Der Schweiß, der mir den Rücken herunterläuft, lässt bei mir keinen Zweifel aufkommen, dass ich es sein werde. Ich spüre eine Berührung an meinem Kinn.
Der Junge sieht mich mit seinen großen Augen an. Er macht eine Handbewegung, damit ich mich näher zu ihm beuge. Dann legt er seine Lippen an mein Ohr und sein Atem kitzelt mich, als er zu sprechen beginnt: Ich hab ihnen nichts verraten.“ Der Blick, den er mir zuwirft, ist so elend, dass ich ihn ein weiteres Mal fest an mich drücke.
„Ich weiß das, Junge.“ Und das tue ich.
„Wirst du es ihnen wirklich erzählen?“, flüstert er. „Heißt das, dass wir zu Otter fahren können, wenn wir fertig sind?“
Ich lächle traurig auf ihn hinunter. „Keine Ahnung.“ Ich hole tief Luft. „Ich hab Angst.“
Er zieht die Brauen
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