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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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zu lassen, legte er einen Arm um meine Schultern und brachte mich zurück ins Wohnzimmer. Anna und Creed hatten sich nicht vom Fleck gerührt und flüsterten miteinander. Sie hörten, dass wir eintraten und hielten mitten im Satz inne. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, was sie gesagt haben könnten, denn ich wusste, dass ich dann vermutlich wieder wütend werden und Otter die zweite Runde einläuten würde. Er ließ seinen Arm von meinen Schultern sinken und stand neben mir, als er darauf wartete, dass ich zu reden begann.
    „Es...tut mir leid“, sagte ich und blickte zu Boden. Ich wusste nicht, was ich sonst noch sagen sollte.
    Otter nahm dies als sein Stichwort. „Bär hat seine Meinung geändert. Er weiß, dass wir uns nur um ihn kümmern wollen. Aber das wird nur so weit gehen wie es unbedingt muss. Ich hab keine Ahnung wie wir das auf die Dauer unter Verschluss halten sollen, aber wir werden unser Bestes tun, solange wir können.“
    Creed nickte und Anna erhob sich. Sie kam zu mir herüber, ergriff meine Hand und begann damit, mich in Richtung ihres Zimmers zu ziehen. Ich war im Begriff einen Rückzieher zu machen, aber Otter schob mich davon, als er mir erklärte, er würde ein Auge auf Ty haben. Ich blickte zurück in seine Augen und sah dort etwas. Etwas, dass ich nicht wirklich hätte benennen können. Er erwischte mich dabei wie ich ihn beobachtete und lächelte sein Otter-Lächeln. Dann war ich auch schon um die Ecke gebogen und er aus meinem Sichtfeld verschwunden.
    Anna redete nicht, als sie mich in den Flur zog, der in ihr Zimmer führte. Nachdem ich eingetreten war, schloss sie die Tür hinter uns. Sie knipste das Licht aus und begann damit, mich auszuziehen. Ich wusste, was sie tat und ich wollte sie nicht aufhalten. Ich musste mich in diesem Moment jemandem nahe fühlen, fühlen wie jemand mich hält, fühlen wie ein Herz gegen meines schlägt. Nur ein paar Momente lang musste ich den Schmerz vergessen, die Zukunft vergessen, die Vergangenheit vergessen. Wenn das hier mein letzter Moment in Freiheit war, musste ich alles herauslassen. Als ich in sie eindrang, sah ich wie die Sterne um mich herum explodierten und sie waren hell und sie waren laut.
    Aber da war noch immer etwas, das an meinem Unterbewusstsein nagte. Etwas, das mit ihm zu tun hatte.

    E IN paar Stunden später, lag Anna schlafend und zu einem Ball zusammengerollt an meiner Schulter. Ich konnte nicht schlafen. Das Gewicht der Welt lag wieder auf meinen Schultern und ich war nicht in der Lage, es weit genug von mir zu schieben, um Schlaf zu finden. Ich wurde unruhig, schob mich aus dem Bett und schloss die Tür hinter mir, darauf bedacht, leise zu sein und sie nicht zu wecken.
    Das Haus war dunkel, als ich meinen Weg ins Wohnzimmer stolperte. Abgesehen von Ty, sichtbar durch das sanfte Mondlicht, das durch das Fenster schien, sah ich niemanden. Ich vermutete, dass Otter und Creed nach Hause gegangen waren und konnte nicht anders, als ein wenig enttäuscht zu sein. Ich redete mir ein, dass es nur deshalb war, weil ich hoffte, dass sie so wach wie ich sein würden. Ich hoffte, dass wenigstens Otter noch immer –
    Ich hörte ein leises Lachen von links. Ich blickte hinüber und sah ihn, mit dem Rücken zur Wand, auf dem Boden sitzen. „Fühlst du dich besser?“, fragte er mich.
    Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich neben Ty auf den Boden. Ich schob eine Haarsträhne beiseite, die ihm ins Gesicht gefallen war. Ich wusste, genau so wie ich gerade meinen letzten Moment der Unbeschwertheit erlebt hatte, würde das hier der seine sein. Wenn er aufwachte, würde es Fragen geben, Fragen, zu denen ich noch immer keine Antworten wusste. Ich hatte nicht gehört wie Otter sich bewegt hatte, aber das nächste Mal, als er sprach, kam es von neben mir.
    „Er ist ein guter Junge“, sagte er. „Du wirst es schon richtig machen. Ich kenne dich beinahe, seit du in seinem Alter warst und du bist gut aufgewachsen obwohl du, im Gegensatz zu ihm, niemanden hattest.“
    „Ich hatte Creed und eure Eltern. Ich hatte Anna.“ Ich machte eine Pause, um über meine nächsten Worte nachzudenken. „Ich hatte dich.“
    Ich hörte ihn wieder lachen. „Jepp, schätze, das hattest du. Und trotzdem bist du ganz okay.“
    „Wo ist Creed?“
    „Er hat sich im Gästezimmer hingelegt. Anscheinend kann er nicht mal für eine verfluchte Nacht auf dem Boden schlafen.“
    „Warum schläfst du nicht?“
    Ich fühlte, wie er mit den Schultern zuckte,

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