Bär, Otter und der Junge (German Edition)
mit dem Kopf. „Ist okay. Ich kann ihn hier abliefern.“
Er grinst wissend. „Netter Versuch, Papa Bär. So leicht lass ich dich nicht vom Haken. Du wirst helfen, die Lasagne zu machen.“
„Otter, ich weiß nicht.“
„Ich weiß, dass du's nicht weißt“, sagt er leise. „Bär, ich weiß nicht, was zwischen dir und Anna passiert ist, aber ich denke nicht, dass du gerade allein sein solltest. Du wirst irgendwann drüber reden wollen. Ich denke, es ist besser für dich, wenn du hier bist.
Bei dir , denke ich, als ich beginne unruhig mit meinen Schlüsseln zu spielen. „Ich werde drüber nachdenken, Otter, okay?“
„Bär“, sagt er in dieser Stimme, dieser warnenden Stimme, die mich, verflucht nochmal, in den Wahnsinn treibt.
„Bitte, Otter“, flüstere ich „Geh... geh es einfach langsam mit mir an, okay? Ich weiß nicht, was zur Hölle ich gerade tue und es ist wichtig, dass du... einfach... keine Ahnung.“
Er kommt herüber und stellt sich vor mich, und auch, wenn ich mich dafür hasse, zucke ich zusammen und mache einen Schritt zurück. Ich bin beinahe aus der Tür, als er mich an beiden Schultern packt und ich kann nicht anders, als zu ihm aufzusehen und was ich sehe, die Aufmerksamkeit und Rücksicht in seinen Augen, lässt mich beinahe nach hintenüberfallen. Niemand sieht jemand anderen so an. So sollte es niemals sein. Es kann nicht wahr sein.
„Bär“, sagt er ruhig. „Du musst mir glauben, dass ich auch nicht weiß, was hier los ist. Ich versuche nur, dein Freund zu sein.“ Er lächelt mich traurig an. „Kannst du mir damit vertrauen?“
Es ist seltsam. Es ist seltsam, denn ich kann. Ich nicke, meine Augen weit aufgerissen.
„Okay dann.“, sagt er, dreht sich um, geht zu seinem Schreibtisch und beginnt damit, mit den Teilen einer auseinandergebauten Kamera zu hantieren.
Ich bin dabei zu gehen, aber das Summen geht wieder los, beginnt in meinen Zehen und arbeitet seinen Weg nach oben, bis ich es in meinen Ohren fühlen kann. Plötzlich bin ich hinter ihm und ich schlinge meine Arme um seine Taille und lege meinen Kopf auf seinen Rücken. Er erstarrt, aber nur für einen Moment. Er lehnt sich langsam und vorsichtig zurück und hebt seine Hände, um sie sanft auf meine zu legen. Ich hole tief Luft und er riecht nach Otter, ein Geruch, der sich seit dem ersten Mal, seit ich ihn getroffen habe, nicht geändert hat.
Ich ziehe mich zurück und gehe aus dem Zimmer. Mein Verstand steht in Flammen.
Kapitel 6
Wo Bär eine Geschichte hört
und eine Entscheidung trifft
„H UHU , Bear!”, ruft Ty, als ich mit dem Wagen vor der Schule vorfahre. Er verabschiedet sich von einigen seiner Freunde und kämpft sich seinen Weg durch die Menge. Ich grinse, als ich sehe, dass er beinahe ein Mädchen zu Boden ringt, nachdem er sich bei dem Versuch in ihrer Nähe zu laufen beinahe überschlagen hat. Ich muss daran denken, wie Creed Suzy March in den Bauch getreten hat. Ich frage mich, ob dieses kleine Mädchen auf seiner Party war.
„Hey, Junge! Was geht ab?“, frage ich
Er grinst mich an. „Ich bin froh, dass Wochenende ist. Ich hatte die längste Woche der Welt .“ Ich muss laut lachen, weil er wie ein fünfundvierzigjähriger Geschäftsmann klingt.
„Wem sagst du das“, stimme ich ihm zu. „Ich bin auch froh, dass Wochenende ist.“ Er winkt einigen seiner Freunde zu, die noch immer vor der Schule stehen. Das kleine Mädchen dreht sich um und winkt ihm strahlend zu, woraufhin er sich umdreht und in die andere Richtung sieht.
„Also, wer ist das?“, frage ich beiläufig.
„Wer ist wer?“, versucht er die Frage zu umgehen.
Ich sehe ihn vielsagend an. „Diese liebreizende junge Dame, von der du so angetan scheinst.“
Der Junge wirft mir einen finsteren Blick zu. „Meinst du Amy?“ Er brummt etwas unhöfliches und klingt plötzlich wieder wie ein Neunjähriger. „Sie ist niemand.“
„Ist sie in deiner Klasse?“ ich versuche meine aufkommende Heiterkeit zu unterdrücken.
„Nee, sie ist 'ne Klasse über mir.“
„Oh. Sie ist also älter.“
„Wahrscheinlich. Warum fragst du nach ihr?“
Ich zucke mit den Schultern. „Sie scheint nett. War sie auf deiner Geburtstagsparty?“
„Nein. Hab sie nicht eingeladen.“
„Warum nicht?“
„Na darum halt!“, stottert er. „Sie ist... gemein und... ich mag sie halt nicht!“
„Sie ist gemein zu dir? Sollte ich mit ihrer Lehrerin reden?“, ich schaffe es, ein ernstes Gesicht zu machen.
Der Junge wird blass.
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