Bär, Otter und der Junge (German Edition)
liegenden Buch liest. „Ich hör bis hierher, wie sich deine Zahnräder drehen.“ Das reißt mich aus meinen Gedanken und ich öffne meinen Mund, um Blödsinn von mir zu geben, aber er sieht mich an, schüttelt seinen Kopf und fragt mich, ob ich die Nudeln aus der Speisekammer holen kann. Ich kann, noch immer Sinnlosigkeiten blubbernd, die eigentlich als verständliche Verleugnungen gemeint waren. Ich überreiche ihm die Nudeln und die Box zittert und er legt seine Hand auf meine Hand. „Bär, hör auf damit.“
Das tue ich.
Er holt mehr Zeug aus dem Kühlschrank und platziert es auf dem Tresen. Ich trinke den Rest meines flüssigen Mutes und hole mir, über seine Schulter hinweg, ein neues. Ich weiß, dass ich nicht trinken sollte, aber es ist mir scheißegal.
„Und wie geht’s Anna?“, fragt Otter beiläufig und ich verschütte ein bisschen Bier. Er wirf mir ein Küchentuch zu und ich wische es auf.
„Sie ist okay, schätze ich“, murmle ich.
„Schön zu hören. Sie klang besser, als wir gestern Abend aufgehört hatten zu reden.“
Ich nicke. „Sie meinte, du hättest ihr sehr geholfen. Sie meinte, du...“ Ich zögere, aber entscheide, alles auf eine Karte zu setzen. „Sie meinte, du hättest ihr erzählt, warum du zurückgekommen bist.“
Nur für eine Sekunde wirkt er angespannt, aber ich nehme es trotzdem wahr. „Hat sie dir was darüber gesagt?“
„Nein“, sage ich wahrheitsgemäß. „Sie meinte, du wirst es mir sagen, wenn du bereit dazu bist.
„Sie ist ein tolles Mädchen“, sagt er. „Tut mir leid, dass ihr zwei euch gestritten habt.“
Ich schnaube. „Komm schon, Otter. Du musst nicht um den heißen Brei reden. Es war nicht einfach nur ein Streit und das weißt du auch. Wir haben Schluss gemacht; es ist geschehen. Und diesmal ist es für immer.“
Er lacht leise. „Du hast Recht. Ich hätte es besser wissen müssen. Es ist nur... ich weiß auch nicht. Ich hoffe, ihr beiden werdet klarkommen.“
„Vielleicht“, antworte ich. „Ehrlich? Ich denke, dass sie jetzt ohnehin besser dran ist. Sie verdient so viel mehr, als ich ihr jemals geben könnte. Ich war nicht wirklich der beste Freund der Welt.“
Er zuckt zusammen. „Ich wünschte, du würdest das nicht tun.“
„Was tun?“, frage ich, als ich einen weiteren Schluck Bier nehme.
„Dich selbst so niedermachen. Das ist eine deiner Angewohnheiten, die unbedingt sofort eliminiert werden muss.
„Jawohl, Sir“, mache ich mich über ihn lustig.
Er dreht sich mir zu, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich streng an. „Ich meine es ernst, Bär. Es gibt genug Leute da draußen, die einen liebend gern niedermachen wollen. Es gibt also keinen Grund, warum du es auch noch selbst tun solltest.“
Ich wedele kapitulierend mit den Händen. „Du hast gewonnen. Tut mir leid. Von jetzt an werde ich so überzeugt von mir sein, dass du es bereuen wirst, je was gesagt zu haben.“ Ich springe auf einen Stuhl und trommle mir stolz auf die Brust. „Ich bin, verdammt nochmal, großartig “, sage ich in der tiefsten Stimme, die ich hinbekomme. „Ich bin der Inbegriff von Hardcore.“
Otter verdreht die Augen und gestikuliert in Richtung Essen. „Bist du jetzt fertig? Ich dachte, du könntest vielleicht helfen. Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie was Vegetarisches gemacht.“
Ich hüpfe von meinem Stuhl, schiebe ihn aus dem Weg und werfe einen Blick auf das Rezept. Ich bin mir im Klaren darüber, dass er mich nun beobachtet und frage mich, was er gerade denkt. Ich frage mich, warum er will, dass wir mit ihm kommen. Ich erröte, als mir klar wird, wie dämlich ich klinge.
Otter stellt sich neben mich und beugt sich über das Kochbuch. „Also, als Ty reingestürmt ist, hat er aus voller Kehle verkündet, dass wir eine Übernachtungsparty hätten.“
Ich laufe noch roter an. „Ähm...ja. Er hat irgendwie drauf bestanden.“, Ich beginne zu labern: „Ich hätte fragen sollen. Ich meine, es ist dein Haus, stimmt's? Du hast wahrscheinlich schon was vor und brauchst es nicht auch noch, dass wir hier ständig abhängen. Vielleicht sollten wir's einfach verschieben. Ich geh nur schnell Ty holen und dann können wir –“
„Bär, halt die Klappe“, unterbricht er mich, bevor ich mich weiter zum Deppen mache. „Du weißt, dass ihr hier immer willkommen seid. Ich mag es... Leute da zu haben. Dieses Haus ist zu groß für nur eine Person.“
„Oh. Okay.“
„Abgesehen davon“, sagt er hinterlistig, „ich hab
Weitere Kostenlose Bücher