Bär, Otter und der Junge (German Edition)
sie weiß von... uns.“
Er hält zunächst inne, zieht dann eine Dose hervor, stellt sie auf den Küchentresen und wendet sich mir mit verschränkten Armen zu. „Wie kommst du darauf, Bär?“, fragt er, sein Gesicht freundlich und nachdenklich.
Ich zucke die Schultern. „Nur ein paar Sachen, die sie gesagt hat“, brumme ich.
„Wäre es so schlimm? Wenn sie 'das hier' wüsste?“
Ich schlage mit der Faust auf den Tisch und überrasche damit sowohl Otter, als auch mich selbst. „Was ist ' das hier '?“, frage ich ihn hitzig. „Was tun wir überhaupt, Otter?“
„Ich weiß nicht, Bär“, sagt er wahrheitsgemäß. „Ich frage mich dasselbe immer und immer wieder.“
Ich zucke bei diesen Worten zurück. „Das tust du? Denkst du... denkst du, es ist eine schlechte Sache?“
Er lacht sanft, geht vor mir auf die Knie und legt seine Hände auf meine. „Hey“, sagt er.
„Selber hey“, erwidere ich. Nicht in der Lage wegzusehen, warte ich auf seine Antwort.
„Ich denke keineswegs, dass das hier schlecht ist“, sagt er ernst. „Ich hab dir gesagt, dass ich nehme, was auch immer du zu geben bereit bist, solange ich am Ende noch immer dein Freund sein kann. Das wird hier immer an erster Stelle stehen und ich hoffe, du verstehst das.“
„Das tue ich“, sage ich ihm. „Aber wäre es wirklich für dich okay, wenn wir nur Freunde wären? Du weißt schon, nachdem...“
Er denkt einen Moment lang nach, dann antwortet er, „Bär, ja, das denke ich wirklich. Ich hab es dir gesagt und ich werde immer ehrlich zu dir sein, egal was kommen mag.“
Ich lächle dünn. „Auch wenn es schlecht ist?“
Er lacht. „Auch wenn es schlecht ist. Du wirst von mir immer die Wahrheit hören.“
„Kann ich dir eine Wahrheit sagen?“, frage ich, als ich tief Luft hole. Er nickt. „Ich hab Angst, Otter. Wegen all... dem. Was, wenn das nicht ich bin?“ Ich sehe weg. „Ich will dich nicht verletzen.“
„Denkst du, dass du das könntest?“
„Ich will es nicht“, flüstere ich, und klammere mich an seinen Händen fest. „Ich hab dich gerade erst zurückbekommen und ich will nichts tun, um dich wieder davonzujagen. Aber ich hab gestern Abend und heute was versucht, was mich beunruhigt.“
„Und was war das, Bär?“
Also erzähle ich es ihm. Ich erzähle ihm, wie ich gestern Abend nachgesehen habe, ob Ty wirklich schläft und dann den Computer angeschaltet habe und online gegangen bin. Ich hatte versucht mir... Kerle ... anzusehen. Ich hab mit Promis angefangen. Dann bin ich auf Dating-Seiten gegangen und mir hab mir Bilder von Männern angesehen. Dann ist es mit Pornofotos weitergegangen. Fotos von Typen, die Dinge miteinander tun, an die ich noch nicht einmal gedacht habe. Dann hab ich schließlich den Nerv aufgebracht auf ein Video zu klicken. Ich hab den Ton so leise wie möglich gestellt und mir den gesamten Clip angesehen. Nichts. Nichts davon hat mich angemacht, nicht mal für einen Moment.
Dann heute auf der Arbeit, während meiner Schicht und zwischen meiner Sorge um den Jungen und wegen Anna, hab ich mir einige der Kerle angesehen, die in den Laden gekommen waren. Da waren kleine und große, dicke und dürre, ältere Typen und jüngere Typen, Muskeln und keine Muskeln. Und nicht einer davon, hat mich ein zweites Mal hinsehen lassen. Es dauerte bis Otter sich, aussehend wie er aussieht, hat blicken lassen, dass ich gefühlt habe, wie sich auch nur ansatzweise was regt.
Während ich ihm dies erzähle, ändert sich sein Gesichtsausdruck nie, und ich möchte ihn dafür umarmen. Er könnte lachen oder schnauben oder von mir angewidert sein, aber er tut nichts dergleichen. Er bewegt sich nicht, bis ich geendet habe, und selbst dann sieht er mir nachdenklich in die Augen und ich fühle wieder dieses Verlangen und ich frage mich, ob ich kaputt oder defekt oder sonst was bin. Ich bin schon dabei, das zu sagen, wenn auch nur, um einen Witz zu machen, als er sich erhebt und seine Lippen gegen meine presst. Ich bin zuerst schockiert, aber ich schließe meine Augen, hebe meine Hände, um seinen Kopf zu halten und fahre ihm mit meinen Fingern durchs Haar. Ich seufze in seinen Mund, als sich dieser öffnet und er mich mit seiner Zunge kostet. Ich spüre, wie seine großen Hände sanft über meine Beine streichen und dann lässt er von meinen Lippen ab und küsst unter meinem Kiefer, meinen Hals, wo er knabbert und sanft zubeißt. Mein Oberkörper lehnt sich in seine Berührung und ich will es ihm gerade
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