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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
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hierher.«
    »Von
Amerika? Oh! Etwas Derartiges erledigen wir sowieso nicht! Nichts außerhalb
Moskaus!«
    »Aber wir wollen doch nur unsere Möbel
vom Zollamt wegbefördert haben
    »Befördern? O nein! Wir sind ein
Umzugs-Trust, kein Beförderungs-Trust. Wir können nichts vom Zollamt abholen.
Haben wir im Leben noch nicht getan!«
    »Ja, aber wenn Sie nicht wollen, wer
will dann?«
    »Hm — das müßte ich mal überlegen...
Wer wird Ihre Sachen vom Zollamt wegbefördern? Warten Sie mal einen Moment...
Wer hat mir da doch letzte Nacht was erzählt? — Ach ja, richtig! Meine Tochter!
Sie arbeitet in der Transport-Abteilung des Braunkohlen-Trusts. Sie sagte, sie
hätten eine flaue Zeit. Vielleicht der Direktor — ein netter Bursche —
Poswoski, glaube ich, heißt er... Wenn Sie sich mal an ihn wenden würden,
vielleicht kann er helfen? Warten Sie, die Adresse ist Herzenstraße
vierundvierzig oder fünfundvierzig — oder doch irgendwo in der Nähe.«
    Der
Direktor erhob sich. »Und jetzt werden Sie mich gewiß entschuldigen. Ich habe
mich sowieso schon um zehn Minutenverspätet, und der Transport-Kommissar ist
geradezu ekelhaft pünktlich...« Das Ziegenbärtchen entwetzte. Herzenstraße,
Prokowskipfad, Puschkinplatz, »A«-Boulevard, »B«-Boulevard. Ich rutschte
glattgefrorene, schneebedeckte Bürgersteige entlang und boxte mir einen Weg
durch Straßenbahnwagen von einem Ende Moskaus zum anderen. Braunkohlen-Trust,
Oberster Arbeiterrat, Kunstgummi-Trust und ein Dutzend weiterer...
    Zum guten Schluß jedoch waren die
Details unseres Planes bis ins kleinste ausgearbeitet, und ich erstattete
Kennan Bericht.
    »Es ist ein bißchen kompliziert«, gab
ich zu, »aber es müßte eigentlich klappen. Und zwar wird es so vor sich gehen«,
fing ich voller Enthusiasmus an, »wenn die Sendung die Grenze passiert, erhält
der Zollchef telegrafisch Bescheid. Er wird die Eisenbahnverwaltung und den Güterbahnhof
benachrichtigen. Sein Assistent benachrichtigt mich. Ich rufe sofort die
Protokollabteilung des Kommissariats für Auswärtige Angelegenheiten an, die mir
versprochen hat, gleich einen Boten mit den nötigen Papieren zu schicken. Dann
telefoniere ich zum Braunkohlen-Trust
    »Braunkohlen-Trust?« unterbrach mich
Kennan, »um Himmels willen — was haben Sie denn mit dem zu tun?«
    »Da hat man mir zehn
Fünftonner-Lastwagen pro Tag bis zur Beendigung der Operation zugesagt. Nach
dem Braunkohlen-Trust verständige ich den Chefassistenten des
Gewerkschaftsrats. Er sorgt für Möbelpacker und Träger. Acht pro Lastwagen,
insgesamt achtzig. Auf dem Weg zum Zoll-’ amt springe ich dann noch schnell zum
Kunstgummi-Trust hinein. Dessen Telefon ist nicht mehr angeschlossen, seitdem
sie nach Wladimir umgezogen sind.«
    Als sich Kennans Augen fragend
zusammenzogen, erläuterte ich schnell: »Der Direktor des Kunstgummi-Trusts ist
immer noch hier in Moskau. Er ist damit einverstanden, uns sein leeres
Warenlager für zwei Monate zu vermieten. Danach muß er es dem Südukrainischen
Zuckerrüben-Trust oder so was Ähnlichem übergeben... Aber für zwei Monate sind
wir untergebracht«, schloß ich triumphierend. Kennan jedoch starrte mich ohne
jede Begeisterung an: »Ich denke, Sie wissen, daß Sie drei Konkurrenzangebote
für jede der von Ihnen geplanten Operationen brauchen! Sonst genehmigt uns das
Finanzministerium in Washington nicht die Bezahlung der Rechnungen!«
    »Konkurrenzangebote?« stöhnte ich.
»Aber wir sind hier in Rußland — in Sowjetrußland! Das ist völlig unmöglich, es
gibt doch keine Konkurrenz hier!«
    »Hören Sie auf«, sagte Kennan
erschöpft, »natürlich weiß ich das. Aber ob das Finanzministerium das kapiert?
Ich werde dem Botschafter telegrafieren. Vielleicht kann er’s ihnen erklären.
Sonst finde ich Ihren Plan großartig — falls er funktioniert. Bloß«, er zögerte
einen Moment, »angenommen, die vierzig Wagenladungen kommen gar nicht auf
einmal?«
     
    Tage vergingen. Nicht die Spur einer
Ankündigung vom Zollamt. Zweimal sprach ich den Vorgang noch telefonisch mit
dem genialen Zollchef durch.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«,
beruhigte er mich, »sobald die Sachen an der Grenze auftauchen, werde ich Sie
benachrichtigen — notfalls sogar nachts.«
    Und endlich klingelte eines Morgens
früh das Telefon in meiner Wohnung.
    »Karl Georgijewitsch«, lärmte die
Stimme des Zollchefs, »gestern abend hat eine Sendung für die amerikanische
Botschaft die Grenze bei Njegorjeloje passiert. Sie wird

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