Bären im Kaviar
von oben, nach denen Sie sich ebenfalls zu richten
haben. Das Linoleum bleibt im Bluttransfusions-Institut und damit basta!« Gereizt
schmetterte er den Hörer auf die Gabel.
»Es gibt eben überall
Schwierigkeiten«, lächelte er dann entschuldigend, »aber das da ist ein
ziemlich komplizierter Fall. Das Bluttransfusions-Institut, das Meteorologische
Institut und die französische Botschaft wechseln reihum ihre Gebäude, und alle
drei versuchen mitzunehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. Tja, bis zu
einem gewissen Grade leider auch die Franzosen! Aber fahren Sie mit Ihrer
Geschichte fort. Ich bin überzeugt, wenigstens Sie würden solche Sachen nicht
machen — Sie Amerikaner nicht!« Er lächelte und seufzte.
Als ich erneut beginnen wollte,
öffnete sich die Tür des Büros, und herein kam die alte Putzfrau, vorsichtig
ein Glas Tee auf einem Tablett jonglierend. »So, Sergei Dimitritsch, nun müssen
Sie Ihren Tee trinken. Es ist schon nach zwölf.«
»Schönen Dank, Anna Pawlowna, aber ich
habe extra bestellen lassen, daß ich heute keinen Tee wünsche. Ich habe keine
Zeit.«
»Nun, nun! Zeit? Was ist das? Jeder
Mensch hat Zeit für seinen Tee, und wenn nicht, wird er sich später viel Zeit
nehmen müssen — vom Doktor verordnet!« fügte sie mit einem Seitenblick auf den
ältlichen Direktor unheildrohend hinzu. Sie setzte ein dampfendes Glas vor ihn
hin und watschelte wie eine Ente hinaus.
»Entschuldigen Sie«, seufzte der
Direktor, »fahren Sie fort.«
»Die Sache ist die: In den nächsten
Tagen erwarten wir eine ziemliche Menge Möbel und Einrichtungsgegenstände für
die Botschaft. Insgesamt vierzig Waggonladungen. Wir müssen sie transportiert
haben
»Vierzig Waggonladungen? Na, das
scheint mir ja wirklich eine fürchterliche...« Das Telefon unterbrach ihn.
»Zum Teufel!« Ärgerlich nahm er den
Hörer ab. »Ja, hier Sergei Dimitritsch. Waas? Das Meteorologische Institut will
die Türangeln mitnehmen? Nein — unbedingt nein! Angeln gehören zum Haus. Ohne
sie würden die Türen ja herausfallen! ... Mir völlig gleichgültig, ob die
französische Botschaft ihre Türgriffe mitnimmt. Vermutlich sind es irgendwelche
Spezialgriffe — zur Sicherheit. Sie können leicht durch reguläre wieder ersetzt
werden. Das Meteorologische Institut jedenfalls braucht keine Sicherheit —
außer vorm Wetter! Sollen meinetwegen die Schlösser mitnehmen, aber weder
Angeln noch Sicherheitsgriffe. Verstanden? ... Wie? Das Linoleum ist trotzdem
mitgenommen worden? Von wem? Von der französischen Botschaft? Verdammt, sie
haben mir doch versprochen, sie wollten’s nicht tun! ...Wer hat gesagt, das
Linoleum aus dem Bluttransfusions-Institut sei blutig? ... Na, und? Was
erwarten Sie denn, zum Donnerwetter noch mal? Man kann keine Omelette machen,
ohne Eier zu zerschlagen — auch ein französischer Küchenchef nicht! ... Hallo!
Hören Sie noch? Fräulein, wir sind unterbrochen worden. Verbinden Sie uns
sofort wieder! ... Mit welcher Nummer ich gesprochen habe? Weiß ich auch nicht
— wahrscheinlich mit der französischen Botschaft. Nein, nein,
Bluttransfusions-Insti — oder — hallo — vielleicht das Meteorologische... Ach,
beim Satan, ich weiß es auch nicht!« Der Direktor krachte den Hörer in die
Gabel und wandte sich mir zu.
»Ja, also, Sie wollen umziehen? Mit
der amerikanischen Botschaft? Aber, mein Bester, sie ist doch noch nicht einmal
hier, und schon wollen Sie umziehen? Du liebe Güte! Sie werden doch hoffentlich
nicht so fürchterlich lästig werden wie die französische Botschaft?« Die Tür
öffnete sich, und die Sekretärin schob die Nase durch den Spalt:
»Sergei Dimitritsch, Sie haben noch
genau zwei Minuten
Zeit, um zum Kommissar zu fahren
»Ja, ja, ich weiß, ich bin im Moment
da.«
An der Sekretärin vorbei watschelte
die Scheuerfrau wieder ins Zimmer: »Sergei Dimitritsch! Ihr Tee wird ja
kalt...«
»Herrje, können Sie denn nicht sehen,
daß ich bis über die Ohren beschäftigt bin, Frau — äh, ich meine, Genossin?« Er
rang mühsam um Fassung. »Bitte, Anna Pawlowna, lassen Sie mich allein. Ich will
keinen Tee!«
Die Putzfrau verzog sich schleunigst.
»So, also die Amerikaner wollen
umziehen, ehe sie angekommen sind, sagen Sie? Ein bißchen ungewöhnlich, aber na
ja — erzählen Sie mir schnell, von wo, nach wo und an welchem Datum. Für die
nächsten drei Monate sind wir natürlich besetzt.«
Allmählich wurde auch ich böse.
»Nein!«
schrie ich. »Wir ziehen von Amerika
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