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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
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sind die Papiere. Das hier ist jedoch was anderes. Da muß
natürlich alles von uns inspiziert werden. Aber vierzig Wagenladungen voll!
Eine solche Sendung würde das Zollamt ja für Wochen blockieren. Wir werden ganz
spezielle Vorschriften ausarbeiten müssen.« Er sah seinen Chef an und flüsterte
ihm etwas zu. Der Chef lächelte zustimmend. »Ja, so mag’s gehen!« Sich zu mir
wendend, sagte er: »Kommen Sie morgen wieder. Vielleicht ist uns bis dahin
etwas eingefallen.«
    »Aber es könnte sein, daß die vierzig
Wagenladungen morgen schon eintreffen, und was machen wir dann?«
    Der alte Herr nickte resigniert. »Tja,
Sie haben recht! Wir müssen einen Plan machen, und zwar sofort.«
    Im gleichen Augenblick erwachte er zu
Energie und Geschäftigkeit. »Einen Schlachtplan! Kein Augenblick ist zu
verlieren, oder der Feind rennt uns über den Haufen!« schrie er gut gelaunt.
»Es ist wieder wie im Bürgerkrieg.«
    Wir steckten die Köpfe zusammen, und
langsam nahm der Vierzig-Wagen-Plan des Zollamts Form und Gestalt an.
    Es würde jeweils nur ein Wagen
entladen werden, weil sonst die Rampen für den Normalverkehr blockiert sein
würden. Die restlichen neununddreißig mußte die Bahn auf Abstellgleise
schieben. Der Zollchef wollte das arrangieren.
    Für die neununddreißig würden Wachen
benötigt werden. Dafür würde der Assistent sorgen.
    Lastwagen?
    Zehn
Stück pro Tag würden mindestens erforderlich sein. Woher ich sie nähme, würde
meine Sache sein. Vielleicht könnte der Umzugs-Trust helfen, meinte der
Zollchef. Und natürlich müßten Packer und Träger zur Stelle sein. Acht per
Lastwagen würden etwa reichen. Ob ich mich mit dem Gewerkschaftsrat in
Verbindung setzen wollte? Lagerräume?
    »Mein Gott!« sagte der würdige
Zollchef verblüfft, »haben Sie denn nicht mal ein Gebäude?«
    Etwas dümmlich stotterte ich meine
Erklärung hervor. Nun ja, das sei meine Sorge, aber vielleicht könne er mir
einen Tip geben. Von seinem Schwager habe er gehört, daß der Kunstgummi-Trust
nach Wladimir umzöge. Möglicherweise hätten sie in ihrem nunmehr leeren Haus
ein paar Wochen Platz übrig, bis die Kanzlei ein Dach hätte.
    Zum Schluß wies der Zollchef noch
darauf hin, daß es sicher etwas Zeit erfordere, die Eisenbahn, den
Umzugs-Trust, den Gewerkschaftsrat, die Packer und Träger, die Lagerräume und
so weiter zu koordinieren. Er werde deshalb seine Leute an den Grenzstationen
beauftragen, ihm zu telegrafieren, sobald eine Sendung für die amerikanische
Botschaft die Grenze passiere. Dann hätten wir wenigstens ein paar Stunden zur
Vorbereitung gewonnen.
     
    Endlich lag der Plan fix und fertig
da, und ich begann meine Runde zu den Trusts, um die Details auszuarbeiten.
    Der Umzugs-Trust bewohnte einen
ehemaligen Palast. Mit der Wache am Tor gab es das übliche Palaver, doch wurde
ich schließlich nach etlichem Hin und Her feierlich durch eine Folge
altertümlicher Ballsäle geleitet. Jetzt waren sie mit Regalen vollgepfropft, in
und auf denen sich Aktenbündel türmten. In einer Ecke bereitete eine Putzfrau
Tee. Einige zwanzig Angestellte kritzelten geschäftig an ihren Schreibtischen
oder addierten klickend lange Zahlenreihen auf der Rechenmaschine.
    Den Direktor traf ich in einem
schmalen Raum, der offenbar ehemals zum Dienstbotentrakt gehört hatte. Mit silbergefaßtem
Klemmer, spitzen Ohren und einem blonden gestutzten Ziegenbärtchen glich er
eher einem Kaninchen als dem Bild, das ich mir vom Leiter einer Bande
Möbelpacker gemacht hatte. Er empfing mich überaus höflich und erkundigte sich,
was er für die neu angekommenen Amerikaner tun könne. Jedermann in Moskau,
fügte er hinzu, sei begierig darauf, den neuen Gästen behilflich zu sein.
    Kaum hatte ich begonnen, meine
Erklärungen hervorzustammeln, als auch schon eine Sekretärin in der Tür
erschien und rief, der Genosse Direktor werde in zehn Minuten zu einer
Konferenz im Transport-Kommissariat erwartet. Der Direktor lächelte müde und
bat mich, fortzufahren. Ich war gerade bei den vierzig Wagenladungen angelangt,
als das Telefon schrillte. Der Direktor nahm ziemlich ungeduldig den Hörer ab.
    »Jawohl, hier ist Genosse Ostrowski!
Wie bitte, was wünschen Sie? Also, nun hören Sie mal zu, Genosse Iwanow, ich
habe Ihnen heute morgen ausdrücklich gesagt, daß das Linoleum im
Bluttransfusions-Institut nicht fortgenommen wird. Haben Sie mich verstanden,
ja? Was die Leute vom Meteorologischen Institut sagen, ist mir schnuppe! Ich
habe meine Anordnungen

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