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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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zurückschwingen. Jetzt spürte sie ihn. Mochten alle anderen Teile des Stutengeschirrs ihren Körper einzwängen und mehr als unbequem sein. Der Schrittriemen war es nicht. Alphas, die um seine Wirkung wussten, grinsten stets anzüglich, wenn ihnen das knallrote Ding entgegenleuchtete. Der Riemen bestand aus einem gummiartigen Material. Anne ging davon aus, dass Attila von Ungruhe ihn ersonnen hatte. Von außen war seine Oberfläche glatt, von innen war sie mit feinen Noppen besetzt. Annes Finger hatten ihn noch nie berührt, ihr Schoß fühlte ihn bei jedem Trabschritt auf das Innigste. Warm und kühl zugleich war er, rau und zart, hart und weich. Schritt für Schritt sandte er die süßesten Impulse nach oben, und je höher die Stuten ihre Beine hoben, desto stärker waren sie. So konnte er seine Trägerin mehr noch als jede Peitsche zu den spektakulärsten Bewegungen vor der Kutsche treiben.
    Waren sie zu mehreren vor eine Kutsche gespannt, glaubte Anne sogar bemerkt zu haben, dass er manchen Stuten während des Laufens einen Orgasmus bereitete. Das war ihr noch nie passiert. Vielleicht würde es heute geschehen. Die Zofe, die sie angeschirrt hatte, schien ihn richtig schön stramm geschnallt zu haben.
    Anne horchte nach draußen. Endlich passierte etwas. Ein Auto fuhr heran. Dem Geräusch nach hielt es auf dem kleinen Parkplatz links neben der Spiegelhalle. Sie hörte die Autotür aufklappen. Rockenbach schien nicht recht sicher, wie er den Gast begrüßen sollte. So blieb er einfach ebenso skeptisch wie erwartungsvoll blickend in der Türöffnung stehen. Es dauerte eine Weile und dann humpelte eine kleine zerbrechliche Gestalt mit Gehstock in ihr Sichtfeld. Es war Sieversen! Sie wieherte voller Freude. Der alte Mann warf ihr einen kurzen Blick zu, dann schüttelte er Rockenbach die Hand.
    Eine Weile unterhielten sie sich. Die beiden standen zu weit weg, als dass Anne etwas verstanden hätte, aber es schien ihr, dass Rockenbach zunehmend entspannter wurde. Bald hörte sie sogar sein tiefes Lachen. Dann kamen sie herein. Sieversen trug ein kariertes Tweed-Sakko. Auf seinem Kopf saß eine ähnliche Kappe, wie Rockenbach sie trug. Wie ein greiser englischer Landedelmann sah er aus, allerdings wie ein ziemlich exzentrischer. Denn auf seiner Nase saß eine riesige schwarze Sonnenbrille. So was war mal in den Siebzigern modern. Ein bisschen sah er aus, wie eines dieser winzigen großäugigen Äffchen, die Anne einmal im Hamburger Zoo gesehen hatte. Aber dann begriff sie plötzlich. Er würde sie fahren! Daher war Rockenbach so schlecht gelaunt gewesen. Abner musste ihn angewiesen haben, Sieversen eine seiner kostbaren Stuten anzuvertrauen. Das hatte ihm sicherlich nicht gepasst.
    Allerdings schien Sieversen ihn schnell von seinen Fahrkünsten überzeugt zu haben. Jetzt fachsimpelten sie anscheinend über verschiedene Arten, die Zügel im Mund zu befestigen. Ob Sieversen die südamerikanische Methode bevorzuge oder doch eher die französische mit den großen Mundstücken, wollte Rockenbach wissen. Er nickte anerkennend, als Sieversen ihm darlegte, dass die Französische seiner Meinung zu sehr die Atmung der Stute behindere. Dann kamen sie auf Kutschen zu sprechen und Rockenbach erklärte, welche Modelle sie angeschafft hatten. Die beiden Sulkys hätten einen Rahmen aus Titan und seien daher besonders leicht und stabil.
    Anne wurde abgelenkt. Die Fliege war wieder auf ihrer Nase gelandet. Sich in Gegenwart der beiden Alphas zu bewegen, wagte sie nicht. So versuchte sie das kleine Biest auf ihrer Nasenspitze einfach nur böse anzustarren, um es zu vertreiben. Vergeblich. Sie zog ihre Nase kraus.
    Sieversen hatte sie beobachtet. „Reden sie nur weiter, ich höre zu“, erklärte er und ging zu einem Regal an der linken Wand der Spiegelkammer. Dort hatte die Zofe den Schwamm und die Sprühflasche mit dem Insektenmittel abgelegt. Sieversen sprühte den Schwamm ein, kam zurück und tupfte damit sorgfältig Annes Nase ab. Sie schnaubte dankbar. Der alte Mann wandte sich wieder Rockenbach zu.
    „Wie macht sich denn unsere kleine Anne so vor dem Sulky“, wollte er jetzt wissen.
    „Mächtig Puste hat sie schon bekommen. Hält schon ‘ne halbe Stunde im Stutentrab durch. Ordentlich temperamentvoll ist sie auch. Eine kleine Rakete“, antwortete Rockenbach. „Manchmal is‘ sie unkonzentriert. Hat ‘ne etwas lange Leitung, aber da arbeiten wir dran. Aufs Loben reagiert sie sehr schön. Bringt sich richtig um dafür.“
    Er

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