Baeuerin sucht Frau
binden, von dem sie die Nase voll hatte. Als sie mir auf der Geburtstagsfeier ihres Onkels Erik ihr Leid klagte, bot ich Zuflucht an. Fünf Wochen lang wohnte sie bei mir im Gästezimmer. Dann begriff Torsten, dass nichts zu machen war, nicht zuletzt weil Erik ihn einige Male ordentlich zurechtstutze, wenn er vor dem Hof rumlungerte.
Antje kehrte zurück in ihre Wohnung, entwickelte aber eine neue Angewohnheit. Damals setzten ihre täglichen ausgedehnten Besuche bei mir ein. Man könnte auch sagen, wir führten unsere Fünfwochen-Wohngemeinschaft einfach fort. Antje kommt, meist schon am Nachmittag, schreibt ihre Unterrichtsvorbereitungen in meinem Wohnzimmer, korrigiert Klassenarbeiten, hilft mir auf dem Hof. Abends kochen wir gemeinsam, essen zusammen, reden oder schweigen miteinander.
Schon komisch, wo ich jetzt darüber nachdenke fällt mir auf, wie sehr ich mich an Antje gewöhnt habe. Und dass wir ein Stück unserer Vertrautheit werden opfern müssen, wenn die eine oder die andere eine neue Beziehung eingeht. Was unweigerlich irgendwann der Fall sein wird. Eigentlich kaum zu glauben, dass Antje seit Torsten niemanden mehr kennengelernt hat. Mal abgesehen von diesem Apotheker, aber der war schnell wieder out. Falls Antjes kleine Andeutung gerade also bedeutet, dass sie jemanden im Auge hat, könnte es schon bald vorbei sein mit den ausgedehnten Besuchen bei mir. Irgendwie schade...
»Ein paar Mieter beklagen sich, dass ihre Bäume nicht genug Früchte tragen werden«, berichtet Erik. Er sitzt am Küchentisch, ein Bier vor sich, schaut Antje und mir bei den Vorbereitungen fürs Abendessen zu. Ich habe Erik eingeladen uns Gesellschaft zu leisten, damit Nina die ganze Mannschaft kennenlernen kann.
Im Moment packt Nina oben ihre Sachen aus. Das Zimmer in der ersten Etage wird für drei Monate ihr Reich sein. Ich vermute, dass Nina die momentane Ungestörtheit dazu nutzt, mit Ronnie zu telefonieren. Die ersten Eindrücke los werden. Ich vermute weiter, das Worte wie »ätzend« und »öde« sehr häufig fallen werden.
»Lass mich raten. Die Sparfraktion.« Ich sehe Erik an.
»Genau. Erst unsere Empfehlung in den Wind schlagen und nun meckern.«
Ich seufze. War ja zu erwarten. Wir empfehlen den Familien immer mindestens zwei oder drei Bäume pro Sorte zu mieten. Doch es gibt natürlich die Superschlauen, die denken, ein Baum reicht. Und nun, wo es bald ans Ernten geht erkennen sie, dass unser Rat so schlecht nicht war.
»Alle Bäume sind vermietet.« Meine Idee, einen Teil der Obstplantage an Schulen und kinderreiche Familien zu vermieten schlug nämlich super ein. Auf die Annonce im Frühjahr erhielt ich rege Nachfrage. Das Prinzip, nicht das Obst zum Kunden, sondern den Kunden zum Obst zu schaffen, nimmt uns den Teil der Arbeit ab, den wir eh nicht wuppen könnten, da Erik und ich ja nun mal nur zu zweit sind. Und den Leuten, die die Bäume mieten, gibt es die Gewissheit absolut frische Ware zu bekommen. Hinzu kommt, dass die Miete pro Baum für eine Saison nur fünfundzwanzig Euro beträgt. Das ist ein Schnäppchen für die Kunden.
»Wir können den Leuten ja anbieten, vom anderen Plantagenteil was dazuzunehmen. Was meinst du?« Ich drehe mich zu Erik um.
»Hast du dann noch genug für die Mosterei?«
»Denk schon. Frag die Unzufriedenen ob sie dazumieten wollen.« Erik nimmt einen langen Zug aus der Bierflasche, setzt sie laut ab. »Ich vermute ja, die spekulieren auf eine Gratiszugabe.«
»Das können sie sich abschminken.« Ich widme mich wieder den Essensvorbereitungen. »Die Bäume tragen gut. Abweichungen in der Fruchtdichte sind nicht zu vermeiden. Das haben wir den Leuten vorher erklärt. Oder sind welche dabei, bei denen es wirklich an den Bäumen liegt?«
»Nee. Ich hab mir alles angesehen. Ist alles okay.«
»Na dann. Was war eigentlich mit dem Traktor?«, fällt mir da ein. Das Thema Obstbäume ist für mich abgeschlossen.
»Ach nichts weiter.« Erik winkt ab. »Otto hat den Vergaser gereinigt. Müsste alles wieder gut sein.«
»Und was hat der Spaß gekostet?«
»Nix. Kannst ganz ruhig sein, Mädchen. Wir haben dabei ein Bierchen getrunken und gequatscht. Dafür nimmt der Otto doch nichts.«
»Dass er sich das leisten kann«, wundere ich mich. »Seine Werkstatt geht ja nun auch nicht gerade gut.«
»War ´ne Art Freundschaftsdienst.«
Mir soll es recht sein. Rechnungen stapeln sich bei mir genug. Unbezahlte wohlgemerkt.
Ich nehme mir vor, Otto für die Reinigung des Vergasers
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