Baeuerin sucht Frau
Pferdepflege als mit Reiten. Wird Nina die notwendige Ausdauer für all das Drumherum aufbringen? Ich hoffe es. Denn wenn ihr die Sache Spaß macht, würde das immerhin bedeuten, dass sich Ninas bisher immer noch recht mürrisches Gesicht vielleicht öfter mal durch ein Lächeln erhellt. Ich mag lächelnde Gesichter um mich herum.
»Willst du dir den Stall mal ansehen?«, frage ich Nina.
Ich warte ihre Antwort nicht ab, gehe den Weg weiter zum Stall, den wir durch eine kleine Seitentür betreten. Die Haupttür zwischen Stall und Weide steht immer offen. So können die Tiere sich jederzeit frei zwischen dem geschützten Innenbereich und dem offenen Außenbereich hin und her bewegen.
Im Stall zeige ich Nina die verschiedenen Funktionsbereiche. Den Liegebereich mit der Einstreu, die Fressstände.
»Heuraufe und Wasserstelle sind sich auf der Weide, aber wenn eines der Tiere Medikamente oder Zusatzfutter braucht, ist es natürlich wichtig, dass wir es hier allein füttern können. Zur Zeit habe ich nur zwei Tiere, aber es sollen mehr werden. Und dann kann man die Pferde hier auch einzeln füttern, damit jedes wirklich nur seine Portion Kraftfutter bekommt. Bei einer größeren Herde sind die Fressstände auch dazu gut, dass rangniedere Tiere ungestört futtern können.«
Nina nickt. Wir gehen weiter. Ich zeige Nina den mit Sand aufgefüllten Bereich. »Hier können sie sich wälzen.«
Sie kichert. »Wenn ihnen das Fell juckt?«
»So ähnlich. Wenn sie schwitzen.«
Weiter geht es zu den Gerätschaften und Putzutensilien.
»In ungepflegtem Fell setzt sich schnell Ungeziefer fest. Das erhöht die Gefahr einer Pilzinfektion«, erkläre ich. Dann, wie geputzt wird. Und zwar ausführlich. Ninas Gesicht wird immer länger. Ihre Aufmerksamkeit lässt nach.
Antje legt mir ihre Hand auf die Schulter. »Ich denke, das erkläre ich Nina dann lieber am lebenden Objekt«, unterbricht sie mich.
Später, Nina ist auf ihr Zimmer gegangen, um mit ihren Freunden zu chatten, sitzen Antje und ich auf unserer Gartenbank.
»Ich wusste ja nicht, dass du einen Hang zum Dozieren hast«, brummt Antje unzufrieden.
»Besser sie erfährt gleich, dass deine Überraschung einen Pferdefuß hat.« Ich gluckse. »Im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Toll. Schön, wenn Menschen ehrlich sind.« Der feine Sarkasmus in Antjes Stimme entgeht mir nicht. »Aber in diesem Fall hast du damit meine Taktik torpediert.«
»Was für eine Taktik? Hättest du mir vorher sagen müssen. Ich bin keine Psychologin.«
»Na, höre mal! Ist doch glasklar. Nina hat nur ihre Freunde zu Hause im Kopf, zu denen sie zurück will. Ganz besonders Ronnie. Was Nina braucht sind ein paar positive Erfahrungen hier, keine Schockerlebnisse«, belehrt Antje mich. »Du hast die Überraschung fast in ein solches verwandelt.«
»Tut mir leid.«
»Sollte es auch. Denn schließlich wollte ich dir helfen«, erinnert sie mich. »Du bekommst Ninas Frust ab, wenn wir es nicht schaffen sie für irgendwas hier zu begeistern.«
»Hast ja recht. Entschuldige. War blöd von mir.«
Wir schweigen jetzt. Ein unsichtbarer Beobachter könnte meinen, das Schweigen wäre die Folge unseres kleinen Disputes. Eine Art missbilligendes Schweigen von Antjes Seite aus, welches ich reumütig über mich ergehen lasse. Aber dem ist nicht so.
Wir sitzen einfach auf dieser Gartenbank und schweigen, weil in diesem Moment jede ihren Gedanken nachhängt. Gedanken, die wir jetzt gerade nicht teilen wollen, aber vielleicht schon in der nächsten Sekunde aussprechen werden und minutenlang darüber reden. Und dann, so wie eben, ist wieder Schweigen. Es hat nichts Bedrückendes. Im Gegenteil. Hier neben Antje zu sitzen, am Ende eines Tages, alles noch mal an sich vorüberziehen zu lassen und die Momente mit ihr zu teilen, die ich teilen möchte, das ist das Beste vom Tag. Manchmal möchte ich etwas lieber für mich behalten. Aus den verschiedensten Gründen. Doch früher oder später rede ich eigentlich über alles mit Antje. Und umgekehrt ist es genauso. Deshalb sind die Schweigemomente genauso wichtiger Bestandteil unserer Kommunikation, wie das miteinander reden. Wir geben einander damit die Zeit die wir brauchen gewisse Dinge im Kopf zu ordnen.
Meine Gedanken wandern jetzt zu einem Paar blauer Augen, das mich intensiv anschaut. Eine warme Stimme flüstert mir zärtliche Worte zu. Feingliedrige Hände berühren mein Gesicht.
Ich seufze in mich hinein. Eine schöne Phantasie, die da in meinem Kopf
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