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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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ein. Seufzend gehe ich nach oben, schließe es und hole Ninas Decke aus ihrem Zimmer. Wieder im Wohnzimmer hebe ich Anton hoch, lege ihn in den Sessel. Keine Gegenwehr. Ich decke Nina zu, schüttele den Kopf. Noch eine Geschichte, von der ich Ramona besser nichts erzähle!
    Auf dem Frühstückstisch, mittig platziert, steht das Corpus delicti. Nina bleibt bei ihrem Eintritt in die Küche einen Moment ertappt stehen. Dann versucht sie so zu tun als wäre nichts. Aber da ist sie bei mir an der falschen Adresse.
    »Ich höre«, sage ich als sie sich zu mir an den Frühstückstisch setzt.
    Mit gesenktem Kopf druckst Nina eine Weile herum bis sie endlich zugibt, das Tabakdöschen aus dem Laden mitgenommen zu haben. Versehentlich natürlich.
    »Nina, das ist Diebstahl.«
    Nina schweigt betreten.
    »Du wirst zu Erik gehen, ihm sagen, was du gemacht hast und dich bei ihm entschuldigen. Zum Glück ist heute Samstag, da kannst du Erik dann gleich fragen, wie du die Sache wieder gut machen kannst. Er wird sicher eine Arbeit für dich finden.«
    »Aber Ronnie kommt heute.«
    »Prima. Er ist ein ganz vernünftiger Junge.« Meine anfängliche Abneigung gegen Ronnie erwies sich als völlig unbegründet. Ich mag den Jungen. Vielleicht, weil er der Grund ist, dass Nina mittlerweile doch ganz erträglich ist. Wenn sie nicht gerade Dummheiten verzapft! »Er wird verstehen, dass du eine Strafe verdient hast.« Mein innerer Schweinehund kann sich nicht verkneifen, meiner Nichte einen Schrecken einzujagen. »Falls Ronnie dann überhaupt noch was mit dir zu tun haben will - einer Kleinkriminellen.«
    In Ninas Augen schießen Tränen. Oh nein. Nicht das wieder!
    »Müssen wir Ronnie davon erzählen?«, schluchzt sie.
    »An deiner Stelle würde ich mir mehr Sorgen um die Reaktion deiner Mutter machen.« Dass ich meiner Schwester im eigenen Interesse von dieser Sache besser nicht berichte, muss ich Nina ja nicht auf die Nase binden.
    »Ach, die«, Nina winkt schniefend ab, »die interessiert das doch nicht. Hauptsache sie können im Sand graben und alte Knochen klassifizieren.«
    Das Blöde ist, dass Nina Recht haben könnte. Nicht dass Ramona und ihr Mann sich nicht um Nina kümmern, aber meine Nichte hat in ihrem Leben schon oft die Erfahrung gemacht, dass auf der Prioritätenliste der Eltern die Arbeit ganz oben steht und dann erst alles weitere. Sicher keine angenehme Erfahrung für ein Kind, das Nina ja nun mal immer noch ist. Da wundert es nicht, dass ihr Ronnies Reaktion weit mehr Sorgen macht. Irgendwie tut sie mir plötzlich leid.
    »Na ja, vielleicht lässt Erik mit sich reden und du kannst die Strafarbeit an den Wochentagen ableisten«, gebe ich nach. Was soll´s. Es ist nur eine winzige Tabakdose, und ich denke Nina hat den Schrecken bekommen, den sie brauchte, um ihre Lektion zu lernen.
    Nach dem Frühstück räumen wir den Tisch ab, bis auf das Corpus delicti. Das steht da noch, als Erik wenig später die Küche betritt. Ähnlich wie Nina heute morgen verharrt er einen Augenblick in der Tür. Sein Blick hängt an der Tabakdose.
    »Erik, wir müssen was besprechen«, empfange ich ihn mit ernstem Gesicht.
    Er nickt langsam, setzt sich zu uns an den Tisch.
    Ich sehe Nina an. Die weiß nicht so recht wie sie beginnen soll, am liebsten gar nicht.
    »Es geht um das hier«, fange ich statt ihrer an, deute auf das Döschen vor uns.
    Nina starrt wie gebannt auf den Tisch vor sich.
    Schweigen breitet sich aus.
    Zu meiner Verwunderung ist es Erik, der seufzt. »Hast es also spitz gekriegt«, brummt er. »Tja, bist jetzt wohl ziemlich sauer auf mich.«
    Wie jetzt? Verwirrung. »Ich? Auf dich?«
    »Ich wollte die Sachen nicht in deinem Laden verkaufen, aber du hast ja nicht locker gelassen.« 
    Ich verstehe kein Wort. Warum verteidigt Erik sich? Gelegenheit macht Diebe, heißt es, und ein Teenager kann der Versuchung, schnell und billig an Tabak zu kommen, nicht wiederstehen? Meint er das? Klang als wüsste er, dass Nina lange Finger gemacht hat, hätte aber nichts gesagt, um ihr Ärger zu ersparen.
    »Nun mach dir mal keine Vorwürfe. Du kannst doch nichts dafür.«
    Erik schaut verblüfft drein. »Echt? Bist nicht sauer?«
    »Warum denn?«
    »Na ja ...« Wie angespannt Erik war, fällt mir erst jetzt auf, wo er die Beine unter dem Tisch ausstreckt und sich zurücklehnt. »Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Mädchen. Aber hast Recht. Ist ja auch nur ´n bisschen Gras.«
    Ich kneife irritiert meine Augen zusammen. »Gras?«
    Was für

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