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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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Ich kann nur seine Sturheit einfach nicht fassen. Ich schüttele fassungslos den Kopf. Wie kann Erik so uneinsichtig sein. Kein Polizist, auch kein Dorfpolizist, wird Eriks kleines Nebengeschäft je tolerieren. Das Betäubungsmittelgesetz gilt in ganz Deutschland, auch in Pleßnitz! Und Antje? Die steht ruhig daneben, spielt die ganze Sache herunter, scheint nicht im Geringsten schockiert über das Treiben ihres Onkels.
    Wieso eigentlich nicht?
    Oh nein! Das darf nicht wahr sein.
    »Du wusstest davon?« Der Schock ist fast noch größer als der vorherige. »Mein Gott, du bist Lehrerin! Wie kannst du nur ...«
    »Erik ist mein Onkel«, verteidigt sich Antje. »Was soll ich denn machen? Es ihm verbieten kann ich nicht, und ihn anzeigen ebenso wenig.«
    Das wird ja immer besser. Nicht nur ein Krimineller, sondern eine kriminelle Vereinigung! Und was soll ich jetzt machen? Antje auch vom Hof jagen? Sie ist meine beste Freundin. Ich will sie nicht wegen der Dummheit eines alten Zauselkopfs wie Erik verlieren.
    »Mich wird niemand anzeigen«, sagt Erik.
    Schön, wenn jemand so von seinem Glück überzeugt ist. Ich verstehe seinen Optimismus, denn er ist fein raus.
    »Natürlich nicht«, fauche ich wütend. »Man wird mich anzeigen, nicht dich! Denn alles findet auf meinem Hof statt. Die Aufzucht der Pflanzen hier im alten Maschinengebäude, der Verkauf im Laden. Ich Trottel war auch noch so blöd und hab dir den Ladenverkauf angeboten. Warte bis Wuttke die Sache spitz bekommt. Ich bin erledigt!«
    »In unserem Dorf gibt es so was nicht. Man verrät niemanden. Alle, die es wissen ...« Erik bricht ab. Er weiß warum.
    »Alle, die es wissen?« Mir wird schlecht. Ich brauche frische Luft, stürze nach draußen. »Wie viele?«, rufe ich verzweifelt. Als spiele das eine Rolle, denn ein einziger Mitwisser ist schon zuviel.
    Erik und Antje treten aus der Halle. Antje schaut mich besorgt an.
    »Na ja, ein paar Leute eben. Dieser und jener«, meint Erik. »Zuerst mal die, die selber pflanzen. Der Heinz und der Otto zum Beispiel.«
    »Was? Es gibt noch mehr, die das Zeug anbauen?« Es ist eine Mafia! Die Pleßnitzer Dorfmafia!
    »Deren Frauen wissen das natürlich auch. Und wenn die Kinder erwachsen genug sind, kriegen sie es auch irgendwann spitz. Wir vom Land sind nämlich nicht so dumm wie uns nachgesagt wird.«
    Im Moment zweifle ich sehr daran.
    »Ich weiß nicht, ob wir ihr jetzt noch mehr zumuten können.« Antje tritt neben mich, betrachtete kritisch mein Gesicht, dann dreht sie sich zu ihrem Onkel. »Wir sollten eine Pause machen. Ihre Augen haben so einen irren Glanz.« Sie wendet sich wieder um, grinst mich an. »Komm, wir gehen ins Haus. Du brauchst was zu trinken. Ein Wasser. Oder besser einen Schnaps.«
    Ihr Spott verletzt mich. Wie kann sie sich in dieser Lage über mich lustig machen? Vor mir tut sich ein Abgrund auf, der mich jeden Moment verschlingen kann. Ihr Onkel hat diesen Abgrund ausgegraben!
    Ich verstehe die Welt nicht mehr.
    »Es besteht kein Grund zur Sorge, Mädchen.« Erik schiebt mich behutsam in Richtung Hof. Wir gehen zurück. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Ach ja?« Ich mache lange Schritte. Nur weg von dieser Halle! »Wir sind doch keine Verbrecher«, grummelt Erik. »Wir verdienen uns nur ein wenig dazu. Sieh mal, die Zeiten sind hart. Der Laden vom Heinz geht schlecht. Im Einkaufszentrum in der Stadt ist die Auswahl größer, die Sachen billiger. Beim Heinz kaufen die Leute gerade mal ein Stück Butter und ein Brot, das sie vergessen haben. Was soll er machen? Er hat noch fünf Jahre bis zur Rente. Und Ottos Werkstatt. Viele Autos kannst du heute nur noch reparieren, wenn du die teure Technik kaufst, um sie an die Bordcomputer anzuschließen. Otto friemelt also die alten Traktoren der Bauern zusammen, macht mal hier und da einen Öl- oder Reifenwechsel. Aber das ist auch alles. Glaubst du, davon kann man leben? Und als der alte Heinrich starb? Finde in meinem Alter mal einen Job. Ein bisschen was kam durch meine Instandhaltungsarbeiten am Hof rein. Aber so viel war das nicht.«
    »Wie lange geht das denn schon?«, frage ich entsetzt. »Nein warte! Ich will es nicht wissen. Ich will gar nichts mehr wissen. Schluss.« Ich halte mir demonstrativ die Ohren zu.
    »Na ja, und der Martin ist ja Ottos Schwiegersohn«, erklärt Erik ungeachtet dessen weiter.
    Na klasse. Der Dorfpolizist ist mit der Dorfmafia verschwägert.
    »Und direkt Schaden entsteht auch keinem. Im Gegenteil. Alle verdienen hier und

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