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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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Erkundungstour auffasst. Natürlich ist der Kater durch das Fenster aufs Dach geklettert. Und da er nun mal ein Kater ist, kommt er nicht auf die Idee, durch dieses auch wieder zurück ins Haus zu gehen. Statt dessen tappt er, kläglich maunzend, am Dachfirst herum. Meiner ansichtig ändert sich das Klägliche in seiner Stimme zur reinen Anklage. Als hätte ich ihn genötigt aus dem Fenster zu klettern. Ich schüttele den Kopf. »Nina!«, rufe ich erneut. Erhalte aber auch jetzt keine Antwort. Na egal. Jetzt muss erst mal eine Leiter her. Ich gehe in die Werkstatt.
    Die morsche Holztür ächzt in ihren Angeln als ich sie öffne. Das Licht der Abenddämmerung reicht gerade aus, den Eingang des fensterlosen Raumes vor mir etwas zu erhellen. Ansonsten blicke ich in ein schwarzes Loch. Sehe nichts.
    Ich mache vorsichtig einen Schritt vor, taste mit der Hand die Wand entlang, finde den kleinen Hebel des Lichtschalters und lege ihn um. Außer einem leisen Klack passiert nichts. Kein Licht. Schlagartig fällt mir ein, dass ich schon seit Tagen die Glühbirne auswechseln will.
    Ich ringe mit mir, ob ich ins Haus zurückgehe, um eine Taschenlampe zu holen, entscheide mich aber dagegen. Ich weiß ja, die Leiter steht hinten in der Ecke. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen, die Arme als Schutz vor mich gestreckt, damit ich in der Dunkelheit nirgendwo anstoße.
    Plötzlich fühle ich eine Berührung in meinem Gesicht. Ich erschrecke - und lache mich sofort aus.
    »Seit wann bist du so ängstlich, Sylvia? Das sind doch nur Spinnenweben.« Ich sage es laut, um die Stille zu durchbrechen und das beklemmende Gefühl abzuschütteln. Dass es aber auch derartig stockdunkel sein muss hier drin! Ich schiebe weiter einen Fuß vor den anderen.
    Plötzlich dringt ein Laut an mein Ohr. Eine Art Wimmern.
    Ich erstarre. Lausche. Aber da ist nur Stille. Habe ich mir das Geräusch eingebildet? Meine Augen versuchen die Dunkelheit zu durchdringen. Langsam haben sie sich an das fehlende Licht angepasst. Dennoch stolpere ich plötzlich beinah über etwas. Die Kollision gibt einen leisen, dumpfen Laut. Ich wundere mich. Seit wann lässt Erik mitten im Weg irgendwelche - ja was eigentlich? - liegen.
    Vorsichtig gehe ich in die Hocke, taste den Gegenstand zu meinen Füßen ab. Der beginnt jetzt, sich zu bewegen. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf, stoße dabei an ein Regal. Dinge fallen auf den Boden.
    »Booah, mir ist kotzübel«, murmelt jemand am Boden.
    »Nina?!«
    »Ja«, würgt sie gequält.
    »Was machst du denn hier?«
    »Ich ... wollte mir nur eine Zigarette drehen.«
    »Du rauchst???«
    »Aber das Zeug ist ja echt starker Tobak.«
    »Welches Zeug?«
    Nina kämpft erneut mit ihrer Übelkeit. Das Geräusch ist eindeutig.
    »Komm erst mal mit an die frische Luft.« Ich will meine Nichte hochziehen, aber so schlank wie Nina auch ist, ein schlaffer Körper lässt sich nicht einfach so der Erdanziehung entreißen. Als es mir endlich gelingt, habe ich alle Hände damit zu tun, das Mädchen zu stützen. So schleppe ich sie, unter Antons klagenden Lauten, ins Haus.
    Ich lege Nina auf das Sofa ins Wohnzimmer. Genauer gesagt fällt sie wie ein nasser Sack drauf, als ich sie loslasse. Aus der Küche hole ich ihr ein Glas Wasser – und, vorsichtshalber, einen Eimer und eine Küchenrolle.
    »Trink das. Ich rufe einen Arzt.«
    »Quatsch, kein Arzt«, wehrt Nina ab.
    »Aber du bist kreidebleich.«
    »Das geht bestimmt gleich vorbei. Der Tabak war irgendwie – komisch.«
    »Na, darüber reden wir sowieso noch mal. Wenn es dir besser geht. Bist du sicher, dass du keinen Arzt brauchst?«
    Schwaches Nicken.
    »Na gut. Warten wir erst mal ab. Kann ich dich für ein paar Minuten allein lassen?«
    Erneutes Nicken. Wie mir scheint eine Spur erleichtert, über die Aussicht auf Ruhe.
    Mit einer Taschenlampe bewaffnet gehe ich zurück zur Werkstatt, um endlich die Leiter zu holen und Anton aus seiner Notlage zu befreien. Nachdem das erledigt ist bringe ich die Leiter zurück. Als ich mir die Bescherung ansehe, welche mein Rempler gegen das Regal angerichtet hat, fällt mein Blick auf einen kleinen Gegenstand. Es ist eine von Eriks kleinen Tabakdöschen. Ich bücke mich danach. Was faselte Nina da von komischen Tabak? Das Döschen wandert in die Tasche meiner Jogginghose.
    Zurück im Haus treffe ich Nina schlafend an. Anton liegt auf ihr. Sie geben beide ein herzzerreissendes Bild der Erschöpfung ab. Mir fällt das immer noch offene Dachfenster

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