Baeuerin sucht Frau
da was dazu. Du hast ja selbst gesehen, dass die Leute, die wegen meiner Tabakdosen kommen, auch deine Biosachen kaufen. Und der eine oder andere geht im Dorfkrug essen, tankt bei Bert noch mal kurz auf und die Frauen suchen sich ab und an eine Bluse in Magdas Laden aus. Frauen finden ja immer was. Hier ist doch jeder vom anderen abhängig.«
»Erik, es ist strafbar mit Drogen zu handeln. Und Gras ist eine Droge«, erinnere ich ihn kraftlos.
»Ja hier. In Holland ist das Zeug legal. Und man hat noch nicht gehört, dass jemand vom Kiffen gestorben ist, oder? Und was ist mit Alkohol? Das ist auch ´ne Droge. Die kann man ganz legal im Geschäft kaufen. Da sagt keiner was.«
Ich fühle mich erschlagen. Die Entdeckung der Hallenplantage, der Schock über Antjes Mitwisserschaft, Eriks zurechtgebastelte Argumente. Mir schwirrt der Kopf.
Was soll ich tun? Erik anzeigen? Ich brauche ihn auf meinem Hof. Möglicherweise finde ich eine andere Hilfe. Aber wo? Und wann? Außerdem, wenn ich Erik anzeige, müsste ich, nachdem was ich eben gehört habe, wahrscheinlich das halbe Dorf anzeigen. Zumindest Heinz und Otto. Wie viele »Plantagenbesitzer« gibt es noch? Es hörte sich nach vielen an. Und wer weiß eigentlich noch alles davon? Welches Ausmaß hat das Desaster?
Aber wenn ich mich entschließe einzugreifen, welche Folgen wird das für mich haben? Ich könnte unmöglich in Pleßnitz bleiben. Für das Verbrechen des Verrates würde man mich teeren und federn, mich ein Leben lang sabotieren. Ich hätte keine friedliche Minute mehr.
Wir erreichen das Haus. »Ich muss mich ausruhen«, stöhne ich erschöpft. »Verschwindet. Beide. Ich will euch heute nicht mehr sehen.«
Erik gibt Antje ein Zeichen. Sie wollen gehen.
»Ach, Erik, nimm die Dosen mit. Über die Pflanzen reden wir morgen. Die müssen natürlich auch weg.« Mitwisser sein ist eine Sache, Mittäter eine andere. »Vielleicht überlegst du dir mal, ob du in Zukunft nur die Dosen, ohne Inhalt verkaufst. Oder zumindest mit richtigem Tabak. Denn einen Job hast du ja trotz deines Alters gefunden.« Damit gehe ich ins Wohnzimmer, falle aufs Sofa.
Erik ist bis zur Tür mitgekommen. »Behalte ich ihn auch?«
Ich nicke lahm.
8
Als hätte ich nicht schon genug Probleme, ziehen weitere dicke Wolken an meinem Ökobäuerinnenhimmel auf.
Die Kartoffelkäfer überleben sowohl das NeemAzal und Novodor.
Zuerst regnete es entgegen der Wettervorhersage, dazu auch noch sehr heftig, einen Tag nachdem Erik die Pflanzenschutzmittel ausfuhr und sie wurden dadurch zu früh abgewaschen. Als wir nachsprühten, prallte die Sonne vom Himmel, was den UV-empfindlichen Präparaten auch nicht gut tat. Aber wir konnten nicht länger warten, weil das Schlüpfen der hungrigen Larven sonst erst recht nicht verhindert worden wäre. Die Spritzung war alles in allem wenig optimal, aber gerade die ist für den Ernteerfolg entscheidend.
»Die Viecher sind nicht mehr zu stoppen.« Erik und ich stehen mal wieder inmitten der Kartoffelpflanzen. Er mustert mich in den letzten Tagen häufig von der Seite, wenn er glaubt, ich merke es nicht. Aber ich kriege es sehr wohl mit.
Die Hanfpflanzen hat er vernichtet, es stehen nur noch leere Tabakdosen in meinem Laden. Dennoch, das wissen wir beide, wird es eine Weile dauern, bis die Sache vergessen ist.
Carmen habe ich nichts von alldem erzählt. Sie würde sicher nicht verstehen, dass ich Erik das durchgehen lasse. Sie ist so superkorrekt. Nicht nur was Ernährung angeht. Auch sonst. Ich finde das passt gut zusammen mit uns. Ihre gesunde Ernährung, meine Ökoprinzipien. Das ist doch eine Basis.
An meiner Basis mit Antje zweifle ich gerade. Sie hat die ganze Zeit von dieser Plantage gewußt und nichts gesagt. War sie am Ende Eriks verlängerter Arm? Immer da, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht doch zufällig mal in die alte Maschinenhalle verirre?
»Was machen wir jetzt?«, reißt Erik mich aus meinen Gedanken.
Ratlos zucke ich mit den Schultern. »Wir haben alles gespritzt, was möglich war. Es gibt nichts, was wir noch machen können. Hoffen - das ist alles.«
»Na ja«, Erik zögert. »Früher haben wir die Käfer abgesammelt.«
Ich sehe ihn an wie einen Geisteskranken. »Hast du dich schon mal umgeschaut? Wie sollen wir zwei das schaffen?«
»Antje kann helfen. Und Nina.«
Ich schüttele den Kopf. »Selbst dann.«
»Hm«, brummt Erik. »Ich probier da mal was.«
Ich seufze. Was kann das schon sein?
»Die Biester kosten mich
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