Baeuerin sucht Frau
habe einen ernstzunehmenden Widersacher hier im Dorf. Es wäre durchaus möglich, dass er mein Feld verseucht hat, um mich anschließend bei der Kontrollbehörde zu melden.«
»Frau Berger, ich bitte Sie! Was wird das denn für eine haarsträubende Geschichte?«
»Es handelt sich um Bruno Wuttke«, fahre ich unbeirrt fort. »Er wollte mein Land kaufen, um ein Biogaswerk darauf zu bauen. Meine Ablehnung hat ihm viel Geld gekostet. Seitdem schikaniert er mich, wo er kann!«
Mit jedem Wort, das über meine Lippen kommt, wird mir das Ausmaß dieser Geschichte bewusster. Verdammt! Genau das war Wuttkes Plan! Raffiniert. Hätte es diese Sammelaktion und damit die Vergiftungsfälle nicht gegeben, wäre bestimmt auf andere Weise »zufällig« aufgeflogen, dass meine Pflanzen mit Insektiziden gespritzt wurden. Dafür hätte Wuttke schon gesorgt. Vermutlich durch eine anonyme Anzeige bei der Kontrollstelle. Dann hätte ich mein Öko-Zertifikat für die nächste Zeit vergessen können. Unter Umständen droht in so einem Fall sogar der Ausschluss aus dem Öko-Verband.
Ich muss den Vorfall umgehend der Kontrollbehörde melden! Bevor die anderweitig davon erfährt.
All das versuche ich Weinhaus zu erklären. Doch dem ist diese Verschwörungstheorie eindeutig zu weit her geholt.
»Frau Berger, wenn Sie an meiner Stelle wären, was hielten Sie für wahrscheinlicher. Dass eine Biolandwirtin aus finanzieller Not zu einer nicht legitimen Lösung greift, um ihre Existenz zu retten oder diese wilde Theorie einer Intrige?«
Ich stehe stumm vor ihm.
Weinhaus nickt. »Sehen Sie.«
Weinhaus kann ich nicht überzeugen, also versuche ich wenigstens weiteres Unheil zu verhindern. Der Anruf bei der Kontrollstelle lässt mir jedoch das Blut in den Adern gefrieren. »Ja, wir sind bereits über den Vorfall informiert, Frau Berger.«
»Was? Wie? Von wem?«
»Lesen Sie keine Zeitung?«
Danach stand mir heute morgen nicht der Sinn. Ich habe gefrühstückt, die Ställe ausgemistet, wobei meine Gedanken bei dem Versuch die jüngsten Ereignisse zu verstehen nur so durcheinander purzelten ,und dann kam auch schon Weinhaus. Und nun das!
»Unser Prüfer ist bereits auf dem Weg zu Ihnen«, teilt man mir mit. Der Ton ist höflich, aber reserviert.
»Ah ja«, fällt mir darauf nur ein.
Für die Dame der Kontrollstelle ist damit alles gesagt. Sie legt auf.
Ich stehe nur da, versuche das Desaster zu erfassen. Vor zwei Tagen war meine Welt noch in Ordnung, mal abgesehen von den üblichen finanziellen Nöten. Und nun? Was soll ich tun? Wird wenigstens der Prüfer mir glauben, dass nicht ich das E605 gespritzt habe? Dass ich zwar eine Vermutung habe wer es war, aber keinen Beweis. Ganz ehrlich, je länger ich darüber nachdenke, je mehr verstehe ich Weinhaus. Natürlich sieht das so aus, als wolle ich mich durch irgendwelche Anschuldigungen aus der Affäre ziehen.
10
»Das war die Wochenendüberraschung? Sie hat dich ins Fitnessstudio mitgeschleppt?«, fragt Antje fassungslos. »Besseres hat sie nicht zu tun? Gerade jetzt, wo es dir so mies geht!«
Ich rühre lahm in meinem Kaffee. »Sie wollte mich eben ablenken.«
Als Carmen und ich uns wie verabredet in dem Café bei ihr um die Ecke trafen, zeigte ich ihr natürlich auch den Zeitungsartikel, der meine missliche Lage noch verschlimmerte. Sie reagierte seltsam, las ihn sehr aufmerksam durch, gab ihn mir dann zurück und meinte: »Was für eine Story!« Dann erst wurde sie sich wohl ihrer unangebrachten Begeisterung bewusst, nicht zuletzt wegen meiner in Falten gelegten Stirn, streichelte tröstend meine Hand und entschuldigte sich. »Tut mir leid. Ich meinte nur die Tatsache an sich. Natürlich ist die Geschichte ein Tiefschlag für dich. Was wirst du denn jetzt tun?«
Ich zuckte hilflos mit den Schultern, erzählte ihr, dass mich dank des Artikels bereits die Kontrollstelle auf dem Kieker hat, mir möglicherweise mein Zertifikat entziehen würde. Wenn das passieren würde, müsste ich eine saftige Strafe zahlen. Und das bei meiner finanziellen Lage! Ich muss jetzt schon bei der Bank um jeden Euro betteln.
Carmen sah für einen Moment ziemlich geschockt aus, versicherte mir dann aber eilig, es werde schon nicht so schlimm kommen und meinte, sie hätte genau das Richtige für mich, damit ich auf andere Gedanken käme. Ich war viel zu fertig, um zu widersprechen. Und ich ahnte ja auch nicht, was sie sich unter einer gelungenen Ablenkung vorstellte.
So kam es, dass ich mein Herz weiter
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