Baeuerin sucht Frau
ausschüttete, während ich das Laufband unter mir im Auge behalten musste, um nicht zu stolpern.
»Selbst wenn ich um die Strafe herum kommen sollte, die schlechte Publicity wird meinem Absatz schaden. Ich gerate immer weiter mit den Raten in Verzug«, japste ich außer Atem. »Die Bank wird in naher Zukunft die Geduld verlieren und den Hof zwangsversteigern lassen. Wuttke bekommt ihn dann für ´n Appel und ´n Ei.«
»Kannst du nicht mit der Bank reden, dass sie die Ratenzahlung für einen Monat oder zwei aussetzt?« Carmens Anteil nehmender Stimme merkte man nicht die geringste Anstrengung an, obwohl ihr Band auf eine viel höhere Geschwindigkeit eingestellt war.
»Das hilft doch nichts! Zieht das Elend nur in die Länge.« Keuch. »Ich brauche nicht einen oder zwei Monate, ich brauche ein Wunder. Oder ich bin in Kürze obdachlos.«
»Aber Antje würde dich doch vorübergehend aufnehmen. Ich denke ihr seid eine erprobte WG.«
Auf die Idee mir anzubieten, dass ich vorübergehend auch bei ihr wohnen könnte, kam Carmen nicht. Aber gut. Für einen solchen Gedanken ist es auch noch sehr früh.
Antjes lautes Stöhnen bringt mich aus dem Fitnessstudio zurück in meine Küche. Sie fasst sich an die Stirn. »Unglaublich! Auf den Schock brauche ich Schokolade.« Sie steht auf, geht zum Kühlschrank, wo ich immer einen Vorrat für sie deponiert habe. Antje verharrt ungewöhnlich lange vor der offenen Tür des Gerätes. Ich wundere mich. Habe ich vergessen, Schokoladenriegel aufzufüllen?
»Seit wann hast du ein Magerjoghurtdepot im Kühlschrank?«, fragt Antje skeptisch.
Ich grinse schief. »Kann man durchaus essen«, erwidere ich etwas schwach.
»Oh Gott!« Antje dreht sich zu mir um, verdreht die Augen. »Früher waren für dich die Worte mager und essen miteinander unvereinbar. Sylvia! Was macht die Frau bloß mit dir? Das bist doch nicht du!«
Ich schweige. Eine weitere Diskussion zu diesem Thema kann ich heute wirklich nicht gebrauchen. Irgendwo, tief in mir drin, weiß ich ja, dass Antje Recht hat. Ich ändere meine Gewohnheiten. Jogge, esse anders, verbiege mich. Aber ist das nicht immer so, wenn man frisch verliebt ist? Man gibt ein wenig von sich selbst auf. Geht Kompromisse ein. Das ist doch ganz normal!
Mit einer Tafel Schokolade in der Hand schließt Antje die Kühlschranktür und setzt sich wieder. »Das heißt dann wohl, dass ich demnächst die Schlagsahne für meinen Kaffee selber mitbringen muss«, unkt sie.
Nina kommt in die Küche, fällt auf den freien Stuhl mir gegenüber. »Davon kannst du ausgehen«, beantwortet sie an meiner Stelle Antjes Frage. Sie greift zur Schokolade, nimmt Antje das Auswickeln und auch gleich die Hälfte der quadratischen, praktischen und guten Tafel ab. Den Rest schiebt sie gönnerhaft zurück.
Nach zwei Tagen Krankenhausaufenthalt geht es Nina wieder gut. Auch die anderen Vergiftungsopfer sind sämtlich wieder genesen.
»Aber das ist ja noch gar nichts.« Nina rümpft die Nase. »Nur weil die Frau einen Hormonkoller hat«, eine Kopfbewegung in meine Richtung, »bekomme ich keine Pommes mehr. Weil der Geruch stören könnte.« Mit sie meint Nina Carmen. »Also mir ist es ja egal, wenn andere sich geißeln. Aber ich bin fünfzehn! Da hat man noch Spaß am Leben. Das Entsagen fängt hoffentlich erst später an!«
»Du kannst ja auch mal was anderes essen«, verteidige ich mich. Und natürlich Carmen! »Einen Salat zum Beispiel. Der Körper braucht Abwechslung.«
»Salat ist eine Beilage.«
»Zucchinisuppe.«
»Bäh!« Nina schaut hilfesuchend zu Antje. »So geht das die ganze Zeit. Sie hat plötzlich beschlossen, sich den Rest ihres Lebens von Müsli und Co zu ernähren. Und nun soll ich das auch. Diese Carmentussi nimmt uns buchstäblich die Butter vom Brot. Antje! Tu was!«
Antje schaut von Nina zu mir und wieder zurück, zuckt mit den Schultern. »Nina. Deine Tante ist verknallt. Das ist alles.«
»Ja, aber in die falsche Frau!«, ruft Nina verzweifelt. »Warum sagst du ihr nicht ...« Weiter kommt sie nicht.
Antje atmet tief ein, unterbricht Nina ziemlich heftig. »Was soll das Nina? Man kann nicht ...« Dann unterbricht sie sich selbst, atmet aus, nimmt ihre Stimme mehrere Nuancen zurück. »Man kann niemanden sagen, in wen er sich verlieben soll und in wen nicht.«
»Also gut«, lenke ich angesichts Ninas Protest ein. »Du bekommst wieder Pommes, wenn es das ist, was du willst.«
»Wer redet hier von Pommes?«, fragt Nina.
»Na, du doch.«
»Ich
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