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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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erinnere mich an einen Vorfall aus naher Vergangenheit, wo schon mal Fremde dreist in meinen Hof einfielen. Doch da hat sich ja alles zum Guten entwickelt, indem ich Carmen kennenlernte.
    Apropos Carmen. Ich rufe sie an. Ich brauche jetzt seelischen Beistand.

    Carmen fährt fast zeitgleich mit mir und dem Polizeiwagen auf den Hof. Sie schaut sich verwirrt um. »Was ist denn los? Am Telefon hast du nur wirres Zeug gestottert. Du hast mir einen echten Schrecken eingejagt.«
    Wir gehen ins Haus, setzen uns in die Küche. Ich versuche meine Aufregung unter Kontrolle zu bringen, berichte so genau wie möglich was passiert ist. Carmens Augen werden größer und größer.
    »Dieses Pleßnitz ist wirklich eine wahre Fundgrube! Erst die Hanfbauern ...«
    »Pssst«, mache ich hektisch. »Leise! Hier laufen jede Menge Polizisten rum!«
    »Und nun das!«, fährt Carmen mit gedämpfter Stimme fort. »Jede Woche ´ne neue Schlagzeile!« Sie ist begeistert.
    Ich bin etwas befremdet. Unter seelischen Beistand stelle ich mir etwas anderes vor. Ganz kurz keimt in mir der Verdacht, dass Neugierde Carmen hergeführt hat, nicht Sorge. Aber das bilde ich mir natürlich nur ein.
    Mich durchfährt es siedend heiß, denn schlagartig wird mir bewusst, wie knapp ich dem Super-GAU entkommen bin. Noch vor kurzem beherbergte die Maschinenhalle am Waldrand eine Hanfplantage. Wer hätte mir denn geglaubt, dass ich davon keine Ahnung hatte?
    Mein Handy klingelt. Es ist Antje. Sie ruft aus dem Krankenhaus an. »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir von den Eltern alles anhören muss. Einige drohen mit Anzeige wegen Körperverletzung. Dabei steht noch gar nichts fest. Es dauert bis morgen, bis wir die Ergebnisse der Blutprobentests haben werden.«
    »Wie geht es dir? Hast du irgendwelche Symptome?«, erkundige ich mich besorgt.
    »Nein, mir geht es bestens. Und dir?«
    »Alles in Ordnung.«
    »Ich komme natürlich zu dir, wenn ich hier fertig bin. Kannst sicher Unterstützung gebrauchen«, schlägt sie vor.
    »Oh gerne! Wir warten mit dem Kaffee auf Dich.«
    »Wir?«, wiederholt Carmens Stimme misstrauisch.
    »Carmen ist da.«
    »Oh. Und was sagt sie?«
    Sie ist begeistert über den Sensationsgehalt der Geschichte?
    Sie hat sich nicht nach meinen Befinden erkundigt?
    Wieso fällt mir das jetzt ein? Immerhin ist Carmen sofort hergekommen als ich sie bat. »Sie ist fassungslos«, antworte ich.
    Es klopft an die offen stehende Küchentür. »Frau Berger, darf ich Sie zu uns bitten?«, fragt Weinhaus.
    »Ich muss Schluss machen«, sage ich zu Antje. »Einer der Polizisten will mich sprechen.«
    »Polizei?« höre ich Antje entsetzt fragen.
    »Wir reden nachher weiter ja?« Ich kappe die Verbindung und folge Weinhaus. Carmen bleibt in der Küche zurück.
    Der Beamte führt mich zur Werkstatt, die immer noch ohne Deckenbeleuchtung ist. Mit einer Taschenlampe geht er voran, bleibt schließlich stehen. Der Lichtkegel weist auf einen verstaubten Kanister vor uns, genau auf die Aufschrift E605.
    Ich schüttele mit dem Kopf. Erst langsam, dann immer heftiger. »Das kann nicht sein«, sage ich.
    »Aber wir sehen es doch.«
    »Keine Ahnung wie das hierher kommt.« Ich zögere. »Wenn überhaupt, muss das Zeug noch aus Urzeiten stammen, vom alten Heinrich, dem Vorbesitzer des Hofes.« War mir der Kanister beim Aufräumen durch die Lappen gegangen? Nur so konnte es sein, denn anderenfalls hätte ich ihn entsorgt.
    »Kann ich diesen Heinrich sprechen?«, fragt Weinhaus.
    »Nein, er ist tot.« 
    »Nun, dann kann Heinrich die Chemikalie kaum aufs Feld verbracht haben.«
    Wahnsinnig witzig! »Ist das denn schon bewiesen? Ich meine, ist das E605 an den Kartoffelpflanzen festgestellt worden?«, wehre ich mich. Plötzlich fährt es mir kalt den Rücken hinunter. Ich erinnere mich an den knoblauchartigen Geruch über dem Feld. Typisch für E605!
    »Der Mitarbeiter der KTU nimmt gerade Proben. Aber wir gehen derzeit davon aus.«
    Ich mache einen Schritt vor, bücke mich, will den Kanister in die Hand nehmen um ihn näher zu betrachten.
    »Stop!,«, ruft es hinter mir eindringlich. »Nicht anfassen! Erst muss die Spurensicherung ran!«
    Weinhaus zieht mich mit sich nach draußen. »Tja, Frau Berger, es sieht nicht gut für Sie aus. Gerade Sie als Ökolandwirtin sollten sich an die Gesetze halten.«
    »Das tue ich!«
    »Sieht aber nicht so aus. Im Gegenteil. Es sieht so aus als gefährden Sie auch noch andere.«
    »Aber, überlegen Sie mal: Ich war selbst mit im Feld.

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