Baeuerin sucht Frau
sollen.«
»Schön.« Da ist noch ein Apfel der irgendwie unförmig aussieht. Ich drehe ihn etwas. Besser.
»Sie sagt, sie geht danach mit ´ner Kollegin ins Kino.«
»Ach so.« Der Porree liegt etwas schief in der Kiste. Ich richte ihn aus. »Na, dann essen wir allein.«
Nina stellt sich neben mich, sieht mich an. »Bevor du die Eier in den Packungen polierst - sagst du mir was los ist?«
»Wieso? Was soll denn los sein?«
»Ihr habt euch doch gestritten! Antje klang auch so komisch am Telefon.«
Kein Kommentar!
»Na, ich habe Antje jedenfalls gesagt, dass wir sie morgen früh abholen, wenn sie nicht pünktlich acht Uhr zur Abfahrt da ist.«
13
Erik trabt, die Schubkarre vor sich her schiebend, über den Hof, sieht mich. »Morgen!«, ruft er mir zu.
»Morgen«, rufe ich zurück. »Soll ich dir noch helfen? Wir fahren erst in einer halben Stunde.« Nina ist schon aufgestanden, ihr Frühstück steht in der Küche, ich habe also nichts besseres zu tun.
»Lass mal, Mädchen. Ich kümmere mich um alles.«
Er verschwindet im Stall. Mein Blick macht Antjes Fahrrad aus, das an der Stallwand lehnt. Aber wo ist sie? Ich habe eine Vermutung, gehe zur Pferdekoppel. Und richtig. Dort steht Antje, streicht mit der Hand über den Kopf des Braunen. Ich gehe zu ihr, stelle mich neben sie.
»Hallo.«
»Hallo«, erwidert sie leise.
»Gut geschlafen?«
»Ja.«
Schön, wenigstens eine von uns. Meine Nacht war, wie schon die vorige, eher ruhelos. Was wahrscheinlich daran lag, dass ich nach wie vor ein schlechtes Gewissen gegenüber Carmen habe. Der ich von dem Kuss immer noch kein Sterbenswort erzählt habe. Ich entschuldige mich vor mir selbst damit, dass unser Telefonat sehr kurz ausfiel, weil Carmen mal wieder in Eile war. Aber wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass ich die Beichte vor mir her schiebe.
»Wollen wir reden, bevor wir losfahren?«, fragt Antje.
Gute Idee. Reden wir darüber. Dann klärt sich alles auf. »Hm«, mache ich.
»Wespen.« Antje schnieft. »Ich ticke aus, wenn ich diese Biester sehe, weißt du ja.« Sie schaut angestrengt geradeaus.
»Na klar.«
Antje wendet ganz kurz den Kopf zu mir, blickt dann aber sofort wieder nach vorn. »Aber das war schon ganz schön krass. Was denkst du?«
»Krass?« Was meint sie damit?
»Du weißt, ich bin nicht lesbisch.«
Klar, alle Heterofrauen küssen ihre lesbischen Freundinnen. Reine Neugier, weiß Frau doch. Irgendwie bin ich enttäuscht, dass Antje mit diesem blöden Satz kommt.
Sie sieht mich an. »Du müsstest jetzt antworten: Mach dich mal locker. Ist ja nichts passiert. Oder so was in der Art.«
Es ist aber was passiert, sehr viel sogar. Ich bin durchein-ander, weiß nicht wohin mit meinen Händen, denn die wollen am liebsten zu Antje und ich zweifle wegen eines Kusses an meiner Beziehung zu Carmen. Doch ich sage: »Mach dich locker. Ist ja nichts passiert.«
Antje lächelt zaghaft.
»Nina löchert mich«, sage ich, um kein peinliches Schweigen aufkommen lassen. »Sie denkt, wir haben uns gestritten und ist sehr besorgt.« Ich rede was mir gerade in den Sinn kommt. Einfach, um meine Verwirrung zu überspielen, darüber was mir da eben gerade durch den Kopf ging. Seit wann zweifle ich an meiner Beziehung zu Carmen? »Fast wie eine Tochter um ihre Eltern.« Ich zwinkere Antje übertrieben schelmisch zu. »Also Schatz, wir werden uns nicht scheiden lassen. Des Kindes wegen. Einverstanden?« Ich ringe mir ein Lächeln ab, dabei ist mir eigentlich gar nicht danach.
Das ist doch nicht möglich! Wann ist das denn passiert? Wann haben meine Gefühle sich auf den Weg von Carmen zu Antje gemacht?
Während der Autofahrt habe ich ausreichend Zeit darüber nachzudenken, denn Antje hat sich in ein Buch vertieft und scheint davon sehr gefesselt. Nina erwartet auch nicht, von mir unterhalten zu werden, sie schaut freudestrahlend aus dem Fenster. Nachdem Antje und ich ihr mehrmals beteuert haben, dass wir nach wie vor die besten Freundinnen der Welt sind, freut meine Nichte sich nur noch auf Ronnie und sein überraschtes Gesicht.
Ich grüble also angestrengt nach. Seit wann bin ich in dieser Umbruchstimmung? Und während ich grüble wird mir Verschiedenes klar. Zunächst einmal, dass meine Gefühle wahrscheinlich schon immer bei Antje weilten. Dann tauchte Carmen auf und ein Teil von ihnen stand Kopf. Zwar hatten sie sich bei Antje wohl gefühlt, aber bei Carmen versprachen sie sich zusätzlich eine Sache, die sie lange vermisst hatten und bei
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