Baeuerin sucht Frau
Nina müde.
Ich seufze. »Ach nichts. Geh ruhig wieder schlafen.«
Nina bleibt unentschlossen stehen. »Alles okay bei dir?«
»Ja, ja.«
Pause.
»Wirst du eingesperrt?«, fragt Nina.
»Aber nein!«
»In den Zeitungen steht aber ...«
»Du darfst nicht alles glauben, was in den Zeitungen steht.« Ich gehe zu Nina. »Mach dir keine Sorgen. Es wird schon wieder.«
»Du siehst Scheiße aus, Tantchen.«
Ich lächele schief. »Danke.«
Nina zieht von dannen.
Ich beschließe endlich schlafen zu gehen, statt eine Furche in den Holzfußboden zu laufen.
12
»Morgen.« Nina schlurft in die Küche.
Ich lese die Lokalzeitung. In der sich heute mal keine Attacke Wuttkes gegen mich findet.
»Morgen ist gut. Es ist zehn durch«, stelle ich mit Blick zur Uhr fest. »Na ja, heute noch. Nach dem Wochenende ist es vorbei mit dem Faulenzen.« Es ist der letzte Tag von Ninas Krankschreibung.
Nina greift zum Wasserkocher, schwenkt ihn zum Wasserhahn. »Wenn wir morgen nach Dresden fahren, können wir dann ...«
»Nach Dresden? Morgen?«
»Na, zu Ronnies Wettkampf!« Nina stellt den aufgefüllten Kocher zurück auf die Station, schaltet ihn an. Dann nimmt sie eine Tasse aus dem Schrank, dazu einen Teebeutel aus der Packung im Regal.
Ich greife mir an die Stirn. »Verdammt! Das habe ich ganz vergessen.«
»Vergessen? Was soll das heißen?« Nina dreht sich zu mir um, geht dann zum Kühlschrank, greift hinein und zur Sandwichpackung. Zwei Scheiben wandern in den Toaster.
»Nina, im Moment ...«
»Ihr habt es versprochen! Antje und du.« Energisches Drücken auf den Schalter des Toasters. »Samstag fahren wir nach Dresden!«
»Schon gut. Wir fahren ja. Ich weiß aber nicht, ob Antje mitkommen kann.« Ich vermute, Antje will mir vorerst lieber etwas fern beleiben. Sicher vernünftig. Abstand tut uns bestimmt gut. »Nix da«, interveniert Nina. »Antje kommt mit. So war es abgemacht.« Nina sieht mich argwöhnisch an. »Habt ihr euch etwa gestritten? War das der Grund für dein Rumgerenne letzte Nacht?«
»Wir haben uns nicht gestritten.«
»Was dann?«
»Ach Nina, Erwachsenenzeug.«
»Wenn Mutti und Vati das sagen, dann haben sie sich gestritten«, stellt Nina trocken fest.
»Antje und ich nicht!«
»Na ja, ihr seid ja auch kein Paar. Also nicht so eines.«
»Eben.«
»Obwohl, manchmal könnte man es fast denken.«
Ich ignoriere Ninas Bemerkung.
»So wie ihr zusammenhängt«, reitet Nina weiter darauf rum.
»Ich bin mit Carmen zusammen«, entgegne ich genervt.
»Ach die. Die passt doch gar nicht zu dir.«
»Nina!«
»Tschuldigung, ich sag nichts mehr.«
»Gut.«
Nina widmet sich schweigend der weiteren Vorbereitung ihres Frühstücks. Tee, Toast, Butter, Nougatcreme. Dann setzt sie sich mir gegenüber, schmiert ihr Sandwichtoast, beißt hinein.
»Ronnie wird Augen machen, wenn er mich sieht«, sagt sie kauend und kommt damit wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. »Ich bin echt gespannt was er sagen wird.«
»Wie? Ronnie weiß gar nicht, dass du zu dem Wettkampf kommst?«
»Nein. Das wird eine Überraschung!« Ninas Augen blitzen vor Begeisterung. »Ich freu mich schon auf sein Gesicht.«
»Hm«, erwidere ich nur. Ich bin abgelenkt, zermartere mir den Kopf wie ich das Ergebnis der nächtlichen Suchaktion Weinhaus verkaufe, ohne dabei den Einbruch bei Wuttke zu erwähnen. Es will mir einfach nichts einfallen.
Außerdem wandern meine Gedanken immer wieder zurück zu einem bestimmten Punkt während dieser nächtlichen Suchaktion. Ich versuche mir Worte zurechtzulegen, wie ich heute Abend Carmen am Telefon erkläre, dass ich meine beste Freundin geküsst habe. Es fallen mir aber keine passenden Worte ein. Vielleicht warte ich doch besser damit, bis Carmen zurück ist. Zumal ich mir bis dahin sicher auch klarer darüber bin, was ich eigentlich fühle. Ich liebe Carmen doch. Daran hat sich nichts geändert. Natürlich liebe ich auch Antje, aber auf eine andere Weise. Oder? Habe ich zumindest bisher geglaubt.
Kurz nach Mittag rollt Ottos alter Ford auf den Hof. Er will sofort mit etwas herausplatzen, aber mit einem leichten Kopfschütteln und Blick auf Nina, die mir und Erik beim Kistenschleppen für den Laden hilft, halte ich ihn davon ab.
»Ach Otto, da bist du ja endlich«, begrüße ich ihn als wären wir verabredet. »Nina, du kannst eine Pause machen. Ich gehe mit Otto und Erik zu den Pferden. Am Unterstand muss was repariert werden, das sehen wir uns mal an.« Auf die Art gebe ich
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