Baeuerin sucht Frau
Otto und Erik bekannt, wo unsere konspirative Beratung stattfinden soll. Die Küche scheint mir dafür ungeeignet. Nina könnte von dem Gespräch was mitbekommen.
»Wollen wir nicht auf Antje warten?«, fragt Erik auf dem Weg zur Koppel.
»Nicht nötig«, winkt Otto ab. »Ich habe euch was zu sagen. Ohne prahlen zu wollen – ich hatte einen genialen Einfall!«
Ich fühle mich irgendwie nicht gut, so wie Otto das sagt. Mir schwant, dass sich eine neue Katastrophe anbahnt. Ich überlege fieberhaft, was Otto unter genial verstehen könnte.
Bei den Pferden angekommen überrascht Otto mich und Erik mit der Nachricht: »Ich war heute Vormittag bei Weinhaus.«
»Oh Gott«, kann ich mich nicht zurückhalten. »Du hast doch nicht erzählt, dass wir in Wuttkes Lagerhalle waren.«
Otto sieht mich beleidigt an. »Natürlich nicht.«
Ich atme erleichtert auf.
»Ich habe ihm erzählt, im Dorf gibt es in letzter Zeit Geister.«
Ich blinzele irritiert. Erik schweigt und wartet.
»Geister«, wiederhole ich.
»Ja, Geister.«
In Pleßnitz ist alles möglich. Soviel habe ich bereits gelernt. Aber Geister? »Na schön. Und was haben die mit der ganzen Sache zu tun?«
Otto grinst mich breit an. »Genau das hat Weinhaus auch gefragt.«
Ungeduld steigt in mir auf. »Otto, mach es nicht so spannend.«
Der lehnt sich an den Zaun. »Natürlich keine echten Geister«, erklärt er nun. »Ein paar Jungs aus dem Dorf verkleiden sich und spuken abends in der Gegend rum. Erschrecken die Leute.«
»Ach ja? Davon habe ich ja noch gar nichts gehört.«
Otto verdreht die Augen. »Einer der Jungs ist mein Neffe. Der hat mir gestern erzählt, dass sie vorige Woche in der Nacht vom Montag zum Dienstag einen Traktor auf deinem Feld haben fahren sehen und sich einen Scherz mit dir machen wollten. Aber als sie sich dem Traktor näherten sahen sie, dass nicht du das Ding fuhrst, auch nicht Erik, sondern Hajo, Wuttkes Vorarbeiter.«
»Otto. Das ist doch an den Haaren herbeigezogen.«
Schulterzucken. »Meinte Weinhaus auch. Er wisse Erik und ich seien Skatbrüder und ich wolle ihn und dich nur schützen, denn eine ähnliche Theorie hättest du Weinhaus auch erzählt.«
»Eben. Und Weinhaus ließ keinen Zweifel daran, dass er mir nicht glaubt«, erinnere ich ihn frustriert.
»Aber«, triumphiert Otto. »Ich habe darauf bestanden diese Aussage zu Protokoll zu geben und somit ist Weinhaus genötigt, Hajo zu vernehmen. Wenn du mich fragst, so unlieb war ihm das nicht. Der Mann hat auf eine solche Gelegenheit gewartet.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Er machte in meinem Beisein gleich einen Anruf wegen eines Durchsuchungsbefehls für Wuttkes Betriebsräume. Weinhaus war ganz scharf darauf, Wuttkes Hof zu durchsuchen, glaub mir.«
Ich bin sprachlos.
Den Eindruck hatte ich bei meinem letzten Gespräch mit Weinhaus nicht. Möglicherweise überprüft er dennoch meine Angaben. Ist er zu dem Schluss gekommen, ich könnte Recht haben? Zumindest ist Weinhaus sich nicht mehr hundertprozentig sicher, was meine Schuld betrifft, nachdem was Otto erzählt. Vielleicht macht Weinhaus auch Wuttkes ungewöhnlich scharfe Hetzkampagne in der Zeitung stutzig. Das geht nämlich über das übliche politische Profilierungsgehabe deutlich hinaus. Weinhaus scheint nicht zu wissen, was er von diesem Fall halten soll.
Spontan umarme ich Otto. »Danke! Für Alles.«
»Schon gut«, brummt er verlegen und weiß offenbar nicht so recht, wohin mit seinen Händen.
Wir gehen zurück zum Haus. Ich biete Otto und Erik ein Bier an. Die beiden ziehen sich damit in die Garage zurück. Keine Ahnung was Männer an diesem Ort so fasziniert, aber ich lasse sie. Auf mich warten sowieso noch ein paar Kisten, die in den Laden müssen.
Nina öffnet das Küchenfenster. »Antje hat mir eine SMS geschickt. Sie kommt heute nicht«, ruft meine Nichte mir zu. »Elterngespräche an der Schule. Zwei besonders schwierige Fälle.«
»Ist gut.«
Im Laden hieve ich die Kisten auf den extra langen Tisch, platziere sie entsprechend der Reihenfolge der Preisschilder an der Wand.
»Warum schickt Antje mir die SMS und nicht dir?« Ich zucke zusammen. Nina steht am Eingang neben der Kasse.
»Ähm, der Akku von meinem Handy bricht in letzter Zeit öfter einfach zusammen. Vorhin gerade wieder. Ich muss ihn erst wieder aufladen.« Ich sortiere sinnlos in den Kisten herum.
»Kauf dir mal ´nen neuen«, lautet Ninas Rat. »Ich habe Antje angerufen und gefragt ob wir mit dem Essen warten
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