Baeuerin sucht Frau
verladen!
Ich verlasse meine Lauschposition, gehe in die Küche. »Was soll Antje mir nicht sagen?«
Nina, die am Küchentisch sitzt, rutscht vor Schreck der Kartoffelschäler aus der Hand.
»Äh, ach ich ... «, stammelt sie.
Mein Blick wandert zu Antje an der Küchenspüle, genauer gesagt zu ihrem Rücken. Das Waschen der Champions erfordert offenbar all ihre Aufmerksamkeit.
»Alles klar, eine Verschwörung gegen mich in meinem eigenen Haus. Prima. Das ist genau das, was mir noch fehlt zu meinem Glück.« Ich plumpse auf den Stuhl gegenüber Nina.
»Hast du den Laden schon zugemacht?«, fragt Antje.
»Nein. Ich wollte nur mal sehen, was ihr so treibt.«
Anton gesellt sich zu uns, springt auf den Küchentisch. Ich sehe ihm zu, wie er in den Kartoffelschalen herumschnuppert, mit der Pfote nach einer fischt und sie hin und her stupst. Ein etwas kräftiger Stups und die Schale landet auf dem Fußboden. Der Kater wie wild hinterher. Die Schale schlittert durch die Küche. Anton hinterher, schmeißt sich auf den Rücken, die Schale fliegt in die Luft.
In meinem nächsten Leben werde ich Katze, beschließe ich. Klaue Schnitzel von Tellern, klettere auf Dächern rum und spiele mit Kartoffelschalen. Kurzum, ich habe Spaß.
Bis es soweit ist, muss ich aber mit diesem Leben vorlieb nehmen. Das fordert gerade von mir, so zu tun als hätte ich das Gespräch der beiden eben nicht mit angehört, wüsste nichts von einem Mirko und grübelte nicht darüber nach was es ist, was Antje mir nicht sagen will, aber laut Nina eigentlich sagen sollte.
»Und teilt Geheimnisse. Nur nicht mit mir«, beschwere ich mich, allerdings ohne den nötigen Ernst in der Stimme.
Prompt dreht Antje sich um, grinst. »Aber nur ganz kleine.«
»Ach was soll´s. Könnt ihr auch für euch behalten. Interessiert mich nicht.« Ich winke ab. »Hab genug Dinge im Kopf«, murmele ich. Mehr für mich, doch Antjes Gesicht wird ernst.
»Hast du schon Bescheid von der Kontrollstelle?«
»Nein. Ich vermute, man hat den polizeilichen Untersuchungsbericht abgewartet. Da der nicht eindeutig ist, kommt man zu keiner rechten Entscheidung, ob man die Sperrzeit aufheben soll oder nicht.«
»Aber die können sich doch nicht ewig Zeit lassen.«
»Scheinbar doch.«
Anton wird die Stimmung zu düster. Er verzieht sich. Die Kartoffelschale bleibt unbeachtet liegen.
»Wie lange würde so eine Sperre denn dauern?«, will Antje wissen.
»Keine Ahnung. Ich nehme an eine komplette Umstellzeit, also noch mal drei Jahre. Alles andere macht keinen Sinn. Sobald die Sperrzeit abgelaufen ist kann ich nämlich rein formell den Kartoffelacker einfach aus dem Anbauplan für ökologische Bebauung rausnehmen und für eine neue Umstellzeit anmelden. Der Rest des Betriebes würde wie gehabt weiterlaufen.«
»Wie stehen die Chancen?«
Ich zucke mit den Schultern. »Weiß nicht. Was ich weiß ist, noch eine Umstellzeit, noch mal drei Jahre erhöhte Produktionskosten und ständiger Verzug bei der Kreditrate, das macht die Bank nicht mit. Die trampeln jetzt schon mit den Füßen. Und ich kann im Moment die gesamte Ernte nur an konventionelle Abnehmer verkaufen. Verliere also mit jeder Tonne Getreide Geld. Auf meinem Obst und Gemüse bleibe ich fast vollständig sitzen.«
»Das ist bitter.«
»Es kommt noch schlimmer. Ich kann auch nichts von der Ernte als Futtermittel behalten, muss es statt dessen teuer einkaufen. Das heißt, ich könnte schon einen Teil als Futtermittel behalten und darauf spekulieren, dass die Sperre aufgehoben wird. Aber was, wenn nicht? Dann habe ich nicht mal den geringeren Erlös. Bei den Kartoffeln ist der Zug sowieso abgefahren. Seien wir mal ehrlich. Ich bin so oder so im Arsch. Die Geschichte mit dem E605 hat mir das Genick gebrochen.«
»Ist es echt so schlimm?« Nina schaut mich bestürzt an.
Ich nicke. »Allerdings.«
»Scheiße. Und was machst du nun?«
»Tja. Warten und hoffen.« Ich stehe auf. »Und jetzt geht´s erst mal im Laden weiter.«
Vor selbigen wartet bereits Kundschaft. Ich verharre als ich sehe wer es ist. Jochen Wuttke! Na der traut sich was, hier aufzukreuzen. Während ich mir die passenden Worte zurechtlege, um ihn vom Hof zu scheuchen fällt mir ein, wie er mir bei Karlas Entbindung geholfen hat. Ich kämpfe mit mir.
»Was willst du denn hier!?«, frage ich schließlich mit einem wag-es-ja-nicht-mich-irgendwie-zu-provozieren-Blick.
Er wartet bis ich näher rangekommen bin.
»Ist es wahr, dass du deine Zertifizierung
Weitere Kostenlose Bücher